Chancen bei Supermarktketten

Brexit-Sorgen übertrieben - Tesco, Morrison und Sainsbury auf Buy - Bei Metro zum Verkauf geraten

Chancen bei Supermarktketten

Britische Supermarktketten bieten nach Ansicht der Deutschen Bank derzeit durchaus Potenzial. Die Aktien seien wegen der Sorgen um den Brexit und eine Rezession im Land zu stark abgestraft worden, heißt es in einer Studie der Bank. Die Metro-Aktie wird jetzt zum Verkauf empfohlen. Auch viele andere Analysten zeigen sich bezüglich des deutschen Handelsriesen eher skeptisch.amb Frankfurt – Nachdem die Übernahme der Metro durch EP Global Commerce gescheitert ist, sehen viele Analysten nun kein Potenzial mehr für die Metro-Aktie. So hat die Deutsche Bank in einer Studie über europäische Groß- und Einzelhandelsketten Metro von “Hold” auf “Sell” zurückgestuft und das Kursziel, das sie im Rahmen der Übernahmebemühungen hochgesetzt hatte, wieder auf 13 Euro reduziert. Sie rät stattdessen zu den britischen Supermarktketten Tesco und neuerdings auch Sainsbury und Morrison, diese seien durch das Brexit-Gezerre zu stark belastet worden. Für angemessen bewertet halten die Analysten die beiden französischen Supermarktkonzerne Casino und Carrefour.Im August war der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky mit seinem freiwilligen Übernahmeangebot für die Metro gescheitert: 41,7 % der Aktien wurden angedient, damit verfehlte Kretinsky die vorgesehene Mindestannahmeschwelle von 67,5 % deutlich. Die Deutsche Bank hatte das Kursziel auf 16 Euro hochgesetzt, jetzt hält sie die Aktie wieder bei 13 Euro (aktuell 14,57 Euro) für angemessen bewertet. Sie erwartet kein neues Angebot, jedenfalls nicht kurzfristig. Außerdem verweist sie auf das schwache Russland-Geschäft der Metro: Der Konzern habe dort Kunden an aggressivere Wettbewerber wie X5, Lenta und Magnit verloren. Die Metro-Aktie werde sich daher unterdurchschnittlich entwickeln. Die Gewinnschätzungen für 2019 werden kaum verändert und liegen bei 1,20 Euro je Aktie, für 2020 werden sie um 7,3 % reduziert auf ebenfalls 1,20 Euro.Optimistischer ist die Bank bezüglich der britischen Supermarktketten. Deren Kurse sind in diesem Jahr kaum gestiegen, anders als die der kontinentaleuropäischen Unternehmen aus der Branche. Laut Studie werden die britischen Einzelhandelsaktien mittlerweile zu 19 % unter dem KGV-Fünfjahresdurchschnitt gehandelt, das halten die Analysten nicht für gerechtfertigt. Sie verweisen auf die leichte Erholung des Konsums in Großbritannien seit August, die Sorgen bezüglich des Brexit sind ihrer Ansicht nach übertrieben. Zwar geht auch die Deutsche Bank davon aus, dass es im Fall eines harten Brexit kurzfristig zu Turbulenzen kommen wird, mittelfristig würden die Einzelhändler aber ihre Lieferketten anpassen. Ein weiteres Argument für die Branche: Komme es wirklich zu einer Rezession in Großbritannien, könnten die Supermarktketten von ihrem defensiven Charakter profitieren und sich überdurchschnittlich entwickeln – wie zum Beispiel auch während der Finanzkrise 2008/2009. Die Experten gehen daher davon aus, dass der Druck auf die Aktien der britischen Supermarktketten nachlassen und der Abschlag wegfallen wird.Von “Hold” auf “Buy” hoch stuft die Bank zum einen WM Morrison Supermarkets. Die britische Supermarktkette sei im Vergleich zur Konkurrenz am defensivsten aufgestellt mit nur wenigen Produkten aus dem Non-Food-Bereich und mit vor allem lokalen Zulieferern, außerdem sei die Bilanz solide. Die Analysten trauen der Aktie weiterhin 2,35 Pfund (aktuell 2,02 Pfund) zu, kappen die Ergebnisschätzungen aber um 4,8 % und 2,5 % auf jetzt 13,6 und 14,5 Pence für 2019 und 2020. Ebenfalls “Buy” statt “Hold” lautet das Votum für Sainsbury. Den Analysten zufolge trägt die neue Strategie mit aggressiveren Preisen und mehr Rabatten Früchte. Sie gehen daher davon aus, dass der Umsatz in den nächsten Quartalen steigen wird. Das Kursziel bleibt unverändert bei 2,75 Pfund (aktuell 2,22 Pfund), die Gewinnschätzungen fallen um 9,8 % und 10,9 % auf 22,1 und 23,4 Pence. Steigender GewinnFür Tesco, Großbritanniens größte Handelskette, bleibt das Votum auf “Buy”. Hier stehe die Erholung noch aus. Die Deutsche Bank erwartet aber, dass der Gewinn je Aktie in den kommenden drei Jahren um 14 % p. a. steigen wird – zweimal so schnell wie bei der europäischen Konkurrenz. Das Kursziel erhöht sie von 2,85 auf 2,95 Pfund (aktuell 2,44 Pfund). Für den Gewinn je Aktie prognostiziert werden allerdings nur noch 17,6 und 19,4 Pence für 2019 und 2020, das sind 4,4 % und 2,4 % weniger als bisher.In Frankreich hat sich der Lebensmitteleinzelhandel der Deutschen Bank zufolge im dritten Quartal abgeschwächt. Das liege am Wetter im August, aber vor allem an dem seit Februar geltenden neuen Nahrungsmittelgesetz: Supermärkte dürfen Lebensmittel jetzt nicht mehr unterhalb des Einkaufspreises verkaufen. Das Gesetz soll den harten Preiskämpfen, die meist auf dem Rücken der Produzenten ausgetragen wurden, Einhalt gebieten. Der Deutschen Bank zufolge könnten die Supermärkte zwar nun – nach vielen Jahren – die Preise endlich einmal anheben, das habe sich aber auch negativ auf die Nachfrage ausgewirkt, besonders bei Carrefour und Casino. Deren Marktanteil sei zurückgegangen. Im Vergleich gut geschlagen hätten sich hingegen Leclerc und die deutschen Lidl-Märkte. Carrefour stufen die Analysten weiter nur auf “Hold”. Die neue Strategie mit aggressiveren Preisen, Treueaktionen und weniger Rabatten auf insgesamt weniger Fläche wirke sich kurzfristig erst einmal negativ aus, heißt es, die längerfristige Entwicklung sei noch nicht abzusehen. Das Kursziel bleibt bei 15 Euro (aktuell 16,22 Euro), die Gewinnschätzungen je Aktie werden um 0,8 % und 2 % auf 1 und 1,20 Euro für 2019 und 2020 gekürzt.Auch Casino wird weiter auf “Hold” gesetzt. Das Kursziel für die letztes Jahr in die roten Zahlen gerutschte Gruppe, zu der Supermarktketten wie Franprix, Monoprix, Casino und Leader Price gehören, wird aber leicht angehoben von 34 auf 36 Euro (aktuell 44,67 Euro). Allerdings werden die Ergebnisprognosen deutlich um 12,6 % und 5,4 % auf 2,60 und 3,10 Euro je Aktie zurückgenommen. Die Aktie war in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen, unter anderem aufgrund von Spekulationen über einen Einstieg von Carrefour. Außerdem hat der bei der Metro gescheiterte Daniel Kretinsky mit seinem slowakischen Kompagnon Patrik Tkac 4,6 % des Casino-Kapitals erworben. Die Deutsche Bank hält eine Übernahme von Casino durch Carrefour allerdings für unwahrscheinlich.Bezüglich Metro zeigen sich auch andere Analysten zurückhaltend, es überwiegen neutrale Voten. So halten die Berenberg Bank, die Baader Bank, die DZ Bank, Bernstein und Independent Research die Aktie für angemessen bewertet. Berenberg hat diese Woche das Kursziel bei 14,40 Euro bestätigt, die Unsicherheit für das Russland-Geschäft des Handelskonzerns halte an, heißt es. Die DZ Bank hat den fairen Wert für Metro von 14,70 auf 14 Euro gesenkt und die “Halten”-Einstufung bestätigt. Auch Bernstein Research hat das Kursziel für Metro nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von 16 auf 13 Euro reduziert, die Einstufung blieb bei “Market-Perform”.