Die Verkündung einer Reihe selektiver Lockerungsmaßnahmen bei der Durchsetzung von Corona-Restriktionen in China heizt die zu Novemberbeginn von zunächst vagen Spekulationen angetriebene Hoffnungsrally an der Hongkonger Börse noch einmal mächtig an. Am Freitag jagte der Leitindex Hang Seng um 7,7% in die Höhe und verbuchte den höchsten Tagesgewinn seit Mitte März. Damals hatte die chinesische Regierung mit ähnlich gelagerten Versprechen zu einer wirtschaftsschonenden Corona-Politik einen Befreiungsschlag ausgelöst, dem kurz darauf allerdings der zweimonatige harte Lockdown in Schanghai mit wesentlich verschärfter landesweiter Konjunkturmisere folgte.

Seit Oktobermitte ist das Marktgeschehen an der von internationalen Investoren stark frequentierten Hongkonger Börse von extremen Volatilitätsschüben geprägt. Die Weichenstellungen des großen chinesischen Parteikongresses mit weiterer Machtkonzentration für den Staatspräsidenten und geringer Aussicht auf eine marktfreundliche Wirtschaftspolitik stürzten die Anleger in regelrechte Verzweiflung, die den Hang Seng Ende Oktober bei 14600 Punkten auf den tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise von 2008 zurückfallen ließ. Dann sorgten erste Spekulationen über eine Wende in der chinesischen Nulltoleranzpolitik zu einer wilden Abfolge von euphorischen Kursschüben und erneuten Abwärtskorrekturen.

Bei 17326 Punkten zum Marktschluss am Freitag liegt der Hang Seng nun wieder gut 18% über dem Jahrestief vom 31. Oktober, weist für das laufende Jahr aber immer noch einen Rückgang von 26% auf. Besonders extrem stellt sich die Performance beim Hang Seng Tech Index dar, dem die führenden chinesischen Internetkonzerne wie Alibaba, Tencent und Meituan angehören. Deren Kurse schnellten am Freitag um etwa 12% in die Höhe. Der Hang Seng Tech hatte Ende Oktober ein Allzeittief bei 2800 Punkten, zu dem man nun binnen zwei Wochen wieder 25% Abstand gewonnen hat. Die Negativperformance für das laufende Jahr beträgt allerdings immer noch stolze 46%.

Da die jetzt verkündete geringfügige Lockerung der Corona-Restriktionen mit einer neuen Ansteckungswelle in führenden chinesischen Wirtschaftszentren wie Guangzhou einhergeht und neue Lockdown-Phasen anstehen könnten, dürfte die Marktsituation in Hongkong extrem volatil bleiben. Analysten erwarten dennoch eine grundsätzliche Aufhellung des Sentiments und rechnen entsprechend nicht damit, dass der Hang-Seng-Leitindex und das Hongkonger Tech-Barometer noch einmal auf ein ähnlich tiefes Niveau wie im Oktober zurückfallen werden.