China fährt US-Anleihekäufe hoch
Neue Daten des US-Finanzministeriums belegen, dass China trotz wesentlich verschärfter Spannungen mit den USA seine Anlagen in staatlich gedeckten amerikanischen Anleihen kräftig ausgebaut hat. Im vergangenen Jahr beliefen sich die aus der Anlage chinesischer Fremdwährungsreserven gespeisten Nettozukäufe von entsprechenden US-Bonds auf gut 109 Mrd. Dollar, zeigt eine Aufstellung des US Treasury Department. Die Aufstockung bei US-Papieren konterkariert die Sichtweise, dass China aufgrund politischer Erwägungen seine Dollar-Engagements tendenziell abbaut und in andere Währungen umschichtet.
Zwar zieht sich die Chinas Zentralbank angegliederte State Administration of Foreign Exchange (Safe) bereits seit einigen Jahren tendenziell aus Regierungsanleihen (US Treasuries) zurück, forciert aber gleichzeitig Engagements in den etwas höher verzinslichen Agency Bonds. Dabei handelt es sich um Papiere von amerikanischen Förderinstituten wie den Hypothekenaufkäufern Fannie Mae und Freddie Mac, die über eine staatliche Deckungsgarantie verfügen. Im Jahr 2022 hat China seine Position bei US Treasuries um 12,6 Mrd. Dollar abgebaut, gleichzeitig aber Nettokäufe von US Agency Bonds über 121,8 Mrd. Dollar getätigt. Mit der Umschichtung in Agency Bonds folgt Chinas Devisenreserveverwalter einem allgemein zu beobachtenden Trend der Ausnutzung eines wachsenden Renditegefälles zwischen Treasuries und Agency Bonds. Laut Bloomberg-Daten weisen Anleihen von Fannie Mae und Freddie Mac in der zehnjährigen Laufzeit gegenwärtig einen Aufschlag von 28 Basispunkten gegenüber der Rendite von Treasuries (zuletzt 3,78%) auf. Damit hat sich die im Herbst 2021 auf nur noch 10 Basispunkte zusammengeschrumpfte Risikoprämie für diese Anleihekategorie fast verdreifacht und damit starke Anreize für eine Umschichtungsbewegung geschaffen. Bondanalysten gehen davon aus, dass der Trend weiter anhält. Für das laufende Jahr rechnen sie mit chinesischen Nettokäufen von US Agency Bonds in einer Größenordnung von 75 Mrd. Dollar.