China fängt Märkte mit massiven Interventionen auf

Stützungskäufe verhindern erneuten Einbruch - Zentralbank sorgt für gewaltigen Liquiditätseinschuss

China fängt Märkte mit massiven Interventionen auf

Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinas Finanzmarktregulatoren haben sich am Dienstag zu einer konzertierten Aktion mit massiven Interventionen aufgeschwungen, um die zum Jahresauftakt stark eingebrochenen Börsen zu stabilisieren und auch den Kurs des Yuan etwas zu festigen. Zum Handelsbeginn in Schanghai rutschten die Kurse zwar zunächst um weitere 3 % ab, doch soll es dann Marktteilnehmern zufolge zu massiven Stützungskäufen von staatlichen Stellen gekommen sein, die an die Maßnahmen nach dem chinesischen Börsencrash vom Sommer 2015 erinnern.In einem äußerst volatilen Handel mit zahlreichen Umschwüngen kam es beim marktbreiten Leitindex Shanghai Composite schließlich nur zu einem geringfügigen Tagesverlust um 0,3 % auf 3 288 Punkte. An der Börse Shenzhen fiel der Leitindex um 1,4 % deutlicher zurück, während das der Nasdaq nachempfundene Segment für Wachstums- und Technologiewerte Chinext glatt 3 % einbüßte. Die Stützungskäufe dürften sich vor allem auf Blue Chips konzentriert haben und sorgten dafür, dass der entsprechende Index der 300 größten Werte an den Börsen in Schanghai und Shenzhen, CSI 300, bei 3 479 Punkten ein leichtes Plus um 0,3 % verbuchte.Nachdem der Markt am Dienstag gleich zu Beginn weg 3 % eingebüßt hatte, scheint Peking zu Notfallmaßnahmen gegriffen zu haben, um eine erneute Aussetzung des Handels und weitere Panikwellen zu unterbinden. Am Montag war ein an der Entwicklung des CSI 300 aufgehängter neuer Unterbrechungsmechanismus für den Handel zur Vermeidung extremer Kursschwankungen direkt am ersten Geltungstag zum Einsatz gekommen. So wurde der Handel nach einem Abrutsch des CSI 300 um 5 % zunächst für 15 Minuten unterbrochen und nach Ausweitung der Verluste auf 7 % dann für den Rest des Tages ganz gestoppt.Zu einer Beruhigung des Marktgeschehens trug dabei am Dienstag vor allem auch die chinesische Zentralbank bei. So pumpte die People’s Bank of China (PBOC) via sogenannte Reverse Repos mit sieben Tagen Laufzeit rund 130 Mrd. Yuan (gut 18 Mrd. Euro) an Liquidität in das Bankensystem. Die von der Zentralbank mit einer eigenen Mitteilung angekündigte Transaktion war das umfangreichste entsprechende Geldmarktgeschäft seit September. Es soll die neuen Befürchtungen der Anleger lindern, dass die Zentralbank zu Jahresbeginn auf einen restriktiveren Kurs umschwenkt.Auch die Wertpapieraufsichtsbehörde Chinas Securities Regulatory Commission (CSRC) beteiligte sich an der Beruhigungssaktion und kündigte an, dass eine Sperre für Aktienpaketverkäufe, die auf dem Höhepunkt der Aktienmarktkrise im Juli 2015 für einen Zeitraum von sechs Monaten erlassen worden war, vorerst aufrechterhalten wird. Eigentlich hätte das Paketverkaufsverbot am Freitag auslaufen müssen. Dieser Umstand dürfte zu den Panikverkäufen vom Wochenbeginn mit beigetragen haben. Sowieso hatten sich die Anleger zum Jahresbeginn mit der Frage auseinanderzusetzen, ob die seit dem Crash noch immer von mannigfaltigen staatlichen Eingriffen und Restriktionen geprägten Festlandmärkte eine Rückkehr zu einem freieren Handel verkraften können. Das Maßnahmenpaket vom Dienstag macht aber deutlich, dass Peking auch weiterhin bereit ist, Feuerwehr zu spielen, wenn dramatische Korrekturen am Aktienmarkt drohen. Circuit Breaker im GesprächSeitens der CSRC muss man sich nun auch Gedanken über den Mechanismus zu Handelsunterbrechungen machen. Zahlreiche Marktteilnehmer hatten kritisiert, dass der neue Modus der Handelsaussetzung bei starken Kursausschlägen keineswegs einen Schutzeffekt zeigt, sondern eher Panikverkäufe fördert, weil die Anleger bei einer starken Baisse nun erst recht schnell den Ausstieg suchen, um dem Handelstopp vorzukommen. Ein Sprecher der CSRC erklärte am Dienstag, man sei offen für Veränderungen des Circuit-Breaker-Systems. Es gelte mehr Erfahrungen zu sammeln und dann eventuelle Anpassungen vorzunehmen.