Aktienmarkt

China tappt im Bärenmarktmodus ins Tigerjahr

Die Hoffnungen auf einen freundlichen Jahresstart am chinesischen Aktienmarkt haben sich zerschlagen. Der CSI 300 geht mit einem Minus von 7% in die einwöchige Ferienpause zum chinesischen Neujahr.

China tappt im Bärenmarktmodus ins Tigerjahr

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Das chinesische Neujahrsfest steht vor der Tür und zudem auch die Pekinger Winterolympiade, doch von festlicher Atmosphäre ist an Chinas Aktienmärkten beileibe nichts zu spüren. Zuletzt haben weder die in Baissephasen üblichen „Marktanalysen“ der Staatsmedien – mit denen das breite Volk zum Schnäppchenpreiseinstieg ins Aktiengetümmel ermuntert wird – gefruchtet, noch ist es staatskontrollierten Fondsgesellschaften gelungen, mit ihrem Engagement den Markttrend zu drehen.

Am Freitag hat der Blue-Chip-Index CSI 300 trotz augenscheinlicher Stützungsbemühungen der Fondsbranche, die im Nachmittagshandel allerdings wieder verpufften, weitere 1,2% verloren. Am Donnerstag war es bereits in Reaktion auf eine verschärfte Tonlage der Fed in Sachen Zinserhöhungstrend zu einem Rückgang des CSI 300 um 2% gekommen. Damit ist das Leitbarometer mit einem nun festgehaltenen Abstand von mehr als 20% zum Hoch im Februar 2021 erstmals seit dem Jahr 2018 wieder ins sogenannte Bärenmarkt-Territorium abgesackt. Der CSI 300 geht nun bei 4564 Punkten mit einem Minus von 7% im Januar in die einwöchige Ferienpause zum chinesischen Neujahr, das diesmal im Tierkreiszeichen des Tigers stehen wird. Damit sind die Erwartungen für eine flotte Jahresauftakt-Rally gründlich enttäuscht worden. Das Gros der China-Analysten hatte mit einem freundlichen Markt und einer von Zinssenkungshoffnungen ge­nährten Erholung nach dem gründlich verpatzten Aktienjahrgang 2021 in China gerechnet. So ging man davon aus, dass die Regierung mit Stimulierungssignalen Konjunkturoptimismus anfachen würde, was angesichts deutlich gedrückter Be­wertungsrelationen für eine fundamental abgestützte Rally auf breiter Basis zu sprechen schien.

Zwar hat Chinas Zentralbank mit einer vorsichtigen Zinslockerung zur Januarmitte die Stimmung etwas aufgehellt, gegenwärtig scheinen allerdings die Sorgen zu überwiegen, dass der offensichtlich auseinanderdriftende Zinstrend in den USA und China globale Anlageströme zuungunsten Chinas beeinflusst. Für Verstimmung sorgen auch das hartnäckige Festhalten Pekings an ihrer rigorosen „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona und die nach ersten Omikron-Fällen in China erwirkten Lockdown-Maßnahmen in einer Reihe von chinesischen Großstädten.

Auch macht die chinesische Regierung bislang keine Anstalten, von ihrer gegen heimische Techfirmen gerichteten Regulierungskampagne abzulassen. Dies färbt vor allem auf die Hongkonger Börse, wo Chinas führende Techkonzerne notieren, negativ ab. Zuletzt sind die Kurse der chinesischen Internetriesen wieder unter starken Druck gekommen und haben dabei auch den Leitindex Hang Seng in Mitleidenschaft gezogen. Zwar konnte der Hang Seng in den ersten drei Januarwochen stramm um gut 7% zulegen, hat diesen Vorsprung in den letzten Handelstagen jedoch fast gänzlich wieder eingebüßt.

Hart getroffen wurde vor allem der E-Commerce-Riese Alibaba, der am Donnerstag im Hongkonger Handel um 7% auf ihr Allzeittief bei 108,60 HK-Dollar abgestürzt war. Am Freitag kam es zwar zu einer leichten Erholung um 1,4%, doch gibt es Befürchtungen, dass bei Alibaba trotz eines Abstands von knapp 60% zum Hoch vom Februar 2021 noch immer nicht von einer Bodenbildung gesprochen werden kann.

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