China-Aktien

Chinas Anleger fürchten Liquiditätsverknappung

Chinas jüngster Konjunkturdatenkranz mit äußerst flotten Wachstumsraten von jeweils rund 35% für Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze und Anlageinvestitionen ist in Verbindung mit zurückhaltenden Geldmarktdispositionen der Zentralbank den...

Chinas Anleger fürchten Liquiditätsverknappung

nh Schanghai

Chinas jüngster Konjunkturdatenkranz mit äußerst flotten Wachstumsraten von jeweils rund 35% für Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze und Anlageinvestitionen ist in Verbindung mit zurückhaltenden Geldmarktdispositionen der Zentralbank den Börsianern im Reich der Mitte sichtlich auf den Magen geschlagen. Der seit März-Beginn von einer Korrekturbewegung erfasste Blue-Chip-Index CSI 300 erlitt am Montag den jüngsten Dämpfer und fiel zeitweise um bis zu 3% zurück. Zur Schlussglocke notierte der CSI 300 dann noch mit einem Tagesverlust von 2,2% bei 5036 Punkten.

Dass die chinesische Konjunktur insbesondere auf der Produktionsseite imposante Erholungsfortschritte macht, gibt den Anlegern gegenwärtig eher zu denken, weil sie befürchten, dass die People’s Bank of China nun bis auf weiteres weniger Veranlassung sieht, der Wirtschaft mit monetären Stimulierungsmaßnahmen weiter unter die Arme zu greifen. Vielmehr ziehen sich die Währungshüter nun auf eine neutrale Position zurück, sorgen aber weiterhin mit sparsamen Liquiditätseinschüssen dafür, dass die Zügel am Geldmarkt gestrafft werden.

Repo-Satz zieht scharf an

Zum Wochenauftakt kam es im Rahmen der sogenannten Medium-Term Lending Facility (MLF) als Refinanzierungslinie für Geschäftsbanken nur zu einer sehr verhaltenen Liquiditätsinjektion über 100 Mrd. Yuan (rund 12,8 Mrd. Euro). Daraufhin versteiften sich die kurzfristigen Geldmarktsätze erneut. Der Tagesgeld-Repo-Satz als wichtiger Indikator für Interbank-Refinanzierungskosten sprang am Montag überaus kräftig um 46 Basispunkte auf 2,24% an. Führende Zentralbanker und Finanzaufseher hatten zuletzt Warnrufe zur Gefahr von Asset-Preisblasen ausgegeben und durchblicken lassen, dass die gegenwärtige geldpolitische Linie vor allem in Rücksichtnahme auf Finanzstabilitätsaspekte erfolgt.

Der CSI 300 hat seit Erreichen eines Allzeithochs zur Februar-Mitte wieder rund 15% abgegeben und in den vergangenen zwei Wochen be­sonders empfindlich auf Liquiditätssteuerungsaspekte der Zentralbank reagiert. Dabei haben insbesondere eine Reihe von Publikumsfondsgesellschaften, die seit Herbst 2020 einen gewaltigen Kundenzulauf erhalten hatten, mit Abverkäufen reagieren müssen, nachdem es im März zu einer spontanen Massenabwanderung von Fondskunden ge­kommen war. Insgesamt ist es in den vergangenen drei Wochen zu einer Wertvernichtung an Chinas Festlandbörsen von über 1 Bill. Dollar gekommen.

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