Citi setzt in China auf Sportartikel
Auch die chinesische Gesellschaft altert und wird immer gesundheitsbewusster. Davon werden einer Studie der Citigroup zufolge die großen Sportartikelhersteller profitieren. Schlechter seien die Aussichten für die Lebensmittelbranche, doch auch dort werden Chancen gesehen.amb Frankfurt – Wer sich wieder an chinesische Aktien herantraut, dem empfiehlt die Citigroup an der Hongkonger Börse gelistete Sportartikelhersteller wie Li Ning und Anta Sport Products. Diese Unternehmen könnten sich der allgemeinen schwächeren Konjunktur in China entziehen und zum Teil zweistellig wachsen, erklärt Citigroup-Analyst Xiaopo Wei in einer Studie. In der Nahrungsmittel- und Getränkebranche sei aber Vorsicht angesagt, geraten wird hier zum Molkereikonzern Mengniu, aber auch zum Schweinefleischproduzenten WH Group. Auf “Sell” gesetzt wird der Supermarktbetreiber Sun Art. Fehlende InnovationenGrundsätzlich steht es nicht gut um die chinesischen Konsumgüterhersteller, meint die Citigroup, die die Branche erstmals untersucht hat. In den vergangenen zwei Jahren seien die Gewinnprognosen verfehlt worden: Die insgesamt schwache Wirtschaft, die fehlende Kauflaune der Verbraucher und sogar das Wetter seien als Begründung herangezogen worden. Das alles könnte nach Ansicht der Analysten durchaus eine Rolle gespielt haben, wichtiger sei aber etwas anderes: Die Unternehmen hätten sich nicht ausreichend auf die Kundenwünsche eingestellt. Wachsen könnten nur die, die mit innovativen Produkten, wiedererkennbaren Marken und einem flexiblen Vertrieb aufwarten könnten.Die Citigroup hat diverse Trends in China ausgemacht, die sich auf die Branche auswirkten: Der demografische Wandel und der steigende Wohlstand führten etwa dazu, dass ein kleinerer Anteil des verfügbaren Einkommens für Basiskonsumgüter ausgegeben werde – zumindest im städtischem Umfeld. Zudem gebe es zwei starke Bevölkerungsgruppen: Die 20- bis 29-Jährigen und die 40- bis 49-Jährigen. Die Konsumgewohnheiten der Jüngeren änderten sich schnell, die Loyalität zu bestimmten Produkten sei gering, die Affinität zum Internet groß. Die Älteren interessierten sich dagegen immer mehr für Gesundheitsthemen. Das zeige sich z.B. daran, dass der Absatz stark gezuckerter Tees schrumpfe. In dieser Gruppe wachse auch das Interesse am Sport und dementsprechend die Nachfrage nach Sportartikeln.Ferner werden nach Einschätzung der Citigroup die Produktzyklen kürzer, u.a. wegen der schneller wechselnden Vorlieben der Konsumenten, aber auch wegen schnell auftauchender Nachahmerprodukte. Auch die Antikorruptionskampagne hinterlasse ihre Spuren in der Konsumgüterbranche, nicht nur im Luxussegment. Dass weniger Basiskonsumgüter gekauft würden, zeige z. B. der schrumpfende Anteil von Verkäufen mit Prepaid-Karten sowie Gruppenkarten, die früher von Unternehmen und Behörden “verschenkt” worden und speziell an den nationalen Feiertagen zum Einsatz gekommen seien.Unter den Konsumgüterherstellern wird den Sportartiklern für die nächsten zwölf bis 24 Monate das höchste Wachstum zugetraut, getrieben durch ein steigendes Gesundheitsbewusstsein. Zudem seien die Unternehmen gut aufstellt und viel “fitter” als Anbieter anderer Konsumgüter. Die übervollen Lager, die der Branche vor einigen Jahren Probleme bereitet hätten, seien kein Thema mehr. Auch komme die Konsolidierung den übrig gebliebenen Unternehmen zugute. Mit steigendem Marktanteil der Großen könne auch mehr in Marken und Produktentwicklungen investiert werden.Eher skeptisch sieht Analyst Xiaopo Wei die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Hier stagnierten die Umsätze – Folge steigender Kosten, eines scharfen Wettbewerbs, fehlender starker Marken und der demografischen Entwicklung. Die Bedrohung aus dem Internet gelte im Übrigen nicht für alle Konsumgüterunternehmen gleichermaßen: Bislang bestellten die Chinesen vor allem Babynahrung, Haushaltspapier und Kosmetikartikel online. Für viele Produkte, etwa Wasser oder Tee, lohne sich dies aus Anbietersicht angesichts vergleichsweise hoher Kosten auch nicht. Leiden würden unter dem Trend zum Online-Handel in bestimmten Produktkategorien vor allem die großen Supermärkte. Deren Kunden kämen seltener und kauften weniger. Kleinere Supermärkte seien nicht betroffen, sie würden weiter gut frequentiert. Auf WachstumskursFavorisiert wird der Sportartikelhersteller Li Ning, die Aktie wird zum Kauf empfohlen. Das Kursziel liegt bei 5,25 (aktuell 4,05 HK-Dollar). Das Unternehmen, das in den vergangenen drei Jahren schwere Verluste eingefahren habe, habe sich völlig neu aufgestellt. Nach schwierigen Jahren stiegen die Umsätze nun wieder, ebenso die Margen. Die Analysten erwarten bis 2017 hohe Gewinnzuwächse auf 0,02, 0,15 und 0,22 Renminbi je Aktie. Auch Konkurrent und Branchenprimus Anta Sport Products wird mit “Buy” eingestuft, hier liegt das Kursziel bei 22,99 (aktuell 21,75 HK-Dollar). Die Kernmarke Anta wachse, zudem werden positive Impulse durch die Marke Fila, für die Anta die chinesische Lizenz hält, den Online-Handel und die Produktlinie für Kinder erwartet. Für Anta sprächen zudem die solide Bilanz und die gute Eigenkapitalrendite, ein Bewertungsaufschlag sei gerechtfertigt. Die Bank erwartet bis 2017 Gewinne je Aktie von 0,80, 0,94 und 1,07 Renminbi.Als Kursziel für den Molkereikonzern Mengniu werden 36,84 (aktuell 15,06 HK-Dollar) genannt, die Aktie ist der Favorit der Citigroup in der Lebensmittelbranche. Mengniu punkte mit starken Marken. Dadurch seien Margensteigerungen möglich. Je Aktie werden Gewinne von 1,34, 1,59 und 1,86 Renminbi prognostiziert. Ebenfalls zum Kauf empfohlen wird der weltweit größte Schweinefleischproduzent WH Group. Das Kursziel liegt bei 5,35 (derzeit 4,28 HK-Dollar). Gelobt wird die vertikale Aufstellung, die Produktqualität, Flexibilität in der Produktion und ein stabiles Angebot garantiere. Das Unternehmen, das 2013 das US-Unternehmen Smithfield Foods übernommen hatte, lanciere darüber hinaus erfolgreich neue Produkte. Nicht zuletzt sei die Bewertung attraktiv. Für den Gewinn je Aktie werden für 2015 und 2016 jeweils 0,06 US-Dollar und für 2017 0,07 US-Dollar prognostiziert.Weniger gut weg kommt der Lebensmittelkonzern Want Want, der auf “Neutral” gesetzt wird bei einem Kursziel von 7,03 (aktuell 6,46 Dollar). Das Unternehmen erwirtschafte zwar die höchste Eigenkapitalrendite in der Branche, die Aktie sei aber schon fair bewertet. Für den Gewinn je Aktie wird mit 0,04 US-Dollar für 2015 und jeweils 0,05 US-Dollar für 2016 und 2017 gerechnet.Der Supermarktbetreiber Sun Art wird sogar zum Verkauf empfohlen bei einem Kursziel von 5,35 (aktuell 13,34 HK-Dollar). Der Grund: die Konkurrenz durch den Online-Handel. Es fehle an Produktinnovationen, die Margen würden voraussichtlich sinken, der Druck auf die Umsätze halte an. Zudem schreibe Sun Art bei den eigenen Online-Aktivitäten Verluste. Die Bewertung sei ambitioniert. Gewinnsteigerungen je Aktie seien erst 2017 wieder zu erwarten, prognostiziert werden 0,27, 0,27 und 0,28 Renminbi bis 2017. Pessimistisch beurteilt die Bank auch den Nudel-, Getränke- und Fertigprodukteanbieter Tingyi. Das Votum lautet auf “Sell” bei einem Kursziel von 11,21 (aktuell HK-Dollar). Tingyi sei stark abhängig von schwierigen Produktkategorien, Instantnudeln und Tee. Hier sei der Marktanteil schon extrem hoch, Zuwächse seien kaum noch möglich. Beim Ergebnis je Aktie werden 0,07, 0,08 und 0,09 US-Dollar bis 2017 erwartet.