Citigroup empfiehlt Conti und Valeo

US-Haus favorisiert bei den Automobilherstellern Renault - Neutrale Einstufung für BMW und Daimler

Citigroup empfiehlt Conti und Valeo

Die europäische Autobranche ist nach Ansicht der Citigroup wieder gut im Rennen. Besonders viel Potenzial hätten die Zulieferer, schreiben die Analysten in einer Studie. Unter den Automobilherstellern wird Renault favorisiert, BMW und Daimler werden nur “Neutral” eingestuft.amb Frankfurt – Trotz rasanter Kursentwicklung 2013: Viele europäische Auto- und Autozuliefereraktien bieten nach Ansicht der Citigroup immer noch Chancen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 für 2014 im Vergleich zu 13 für den Gesamtmarkt gehöre die Branche zu den billigsten in Europa – neben Versicherern, Öl- und Gasunternehmen sowie Banken. Am attraktivsten seien Aktien von Zulieferern, erklären die Analysten in einer Studie. Geraten wird daher zu Continental, Valeo und Michelin, unter den Autobauern ist Renault die erste Wahl.2013 war für Aktionäre von VW, Daimler, BMW, Continental und Co. ohne Zweifel ein gutes Jahr. Autokonzerne und -zulieferer fuhren vielen anderen Branchen davon: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobile & Parts, der die Entwicklung der größten europäischen Autokonzerne und -zulieferer abbildet, legte – nach einem Absturz während der Finanzkrise und der darauffolgenden schwierigen Jahre – in den vergangenen zwölf Monaten um 44 % zu. Absatz wie 1995Dabei war das direkte Umfeld rau: Der Autoabsatz in Europa fiel im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995. In der EU wurden dem Herstellerverband ACEA zufolge 2013 nur noch 11,85 Millionen Pkw neu zugelassen. Das war ein Rückgang von 1,7 % im Vergleich zum ohnehin schwachen Vorjahreswert. Doch Europas Autos, vor allem die aus Deutschland, sind anderswo extrem beliebt. Etwa stehen Chinesen nicht nur auf Chanel, Louis Vuitton, Cartier oder Hermès, sondern auch auf BMW, Audi und Mercedes. Der Studie zufolge machen Schwellenländer mittlerweile 60 % des weltweiten Autoabsatzes aus, 2007 seien es nur 45 % gewesen.Doch es gibt auch erste Lichtblicke auf dem Heimatmarkt: Im Februar wurden in der EU laut ACEA 861 058 Autos neu zugelassen; 8 % mehr als vor einem Jahr. Allerdings sei der Monat damit immer noch der zweitschlechteste Februar seit Beginn der Aufzeichnungen 2003 gewesen. Unter den größeren Märkten habe es lediglich in Frankreich mit einem Minus von 14 % einen Absatzrückgang gegeben, in Deutschland hätten die Verkäufe unterdessen um 4,3 % zugelegt, in Großbritannien um 3 %, in Italien sogar um 8,6 % und in Spanien um 17,8 %. Starker Euro als ProblemDoch es gibt immer noch Herausforderungen für die Branche, die Analysten verweisen etwa auf die unsichere Lage in vielen Schwellenländern. Daneben machten auch der Preisdruck in Europa und Vorgaben zur CO2-Reduzierung den Autobauern zu schaffen. Größtes Risiko sei allerdings die Wechselkursentwicklung: Der Euro notiert derzeit gegenüber dem US-Dollar auf einem Zweieinhalbjahreshoch, Schwellenländerwährungen haben gegenüber Euro und US-Dollar kräftig an Wert eingebüßt. Laut Studie hängen die französischen Autohersteller und Fiat insbesondere an der Entwicklung von Schwellenländerwährungen, für die deutschen Premiumhersteller seien hingegen der US-Dollar und der chinesische Renminbi entscheidend.Die Citigroup geht dennoch davon aus, dass die meisten europäischen Konzerne aus der Autobranche in den kommenden Jahren sowohl Margen als auch Gewinne je Aktie steigern werden, da der Markt insgesamt wachse, Europa am Tiefpunkt angelangt sei und die USA Überkapazitäten abgebaut hätten. Eindeutiger Kaufkandidat ist für die Citigroup Continental, die Aktie steht auf der sogenannten “Focus List”, der Empfehlungsliste der Bank. Das Kursziel liegt bei 210 Euro (aktuelle Notierung 172,90 Euro) – das entspricht einem Potenzial von über 20 %. Generell werden die Zulieferer den Analysten zufolge aufgrund des Trends zu immer mehr Komponenten im Auto stärker wachsen als die Autobauer selbst. Schwächelnde Schwellenländer machten Continental darüber hinaus wenig aus: Abgesehen von China gingen nur 5 % der Verkäufe in Emerging Markets.Daneben wird auch Valeo zum Kauf empfohlen, als Kursziel werden die im Februar genannten 99 Euro bestätigt, allerdings wird der Titel nach starken Kursgewinnen aktuell bereits zu 101,50 Euro gehandelt. Die Analysten bezeichnen die Zahlen des französischen Zulieferers für 2013 als beeindruckend, Valeo gehöre zu den weltweit am schnellsten wachsenden Zulieferern. Ebenfalls mit “Buy” eingestuft wird Michelin, das Kursziel beträgt 96 Euro (aktueller Kurs 91,37 Euro).Die Renault-Aktie ist zwar bereits auf ein Sechsjahreshoch geklettert, laut Citigroup ist aber noch immer Luft nach oben: Dem Titel, der mit “Buy” eingestuft wird und auch auf der “Focus List” der Bank steht, werden 88 Euro zugetraut, aktuell wird der Titel zu 70,78 Euro gehandelt. Die Zahlen für das Jahr 2013, ein – trotz Gegenwind aus Schwellenländern – positiver Ausblick auf 2014 und der massive Abbau der Schulden seit 2008 hätten zu einer neuen Einschätzung geführt, heißt es. Vielversprechend sei auch die Kooperation von Renault-Nissan mit Daimler. 2013 war der Gewinn von Renault zwar rückläufig, für dieses Jahr rechnen die Franzosen aber mit einem Umsatz- und Gewinnplus, bis 2017 werden weitere Zuwächse angepeilt. Zum einen setzt Renault auf die allmähliche Erholung in Europa, zum anderen aber auch auf China, wo der Autobauer noch Nachholbedarf hat.BMW landet hingegen auf “Neutral”. Die Analysten bezweifeln, dass die Investitionen des Münchener Konzerns sich in der Zukunft ähnlich auszahlen werden wie in der Vergangenheit. “Elektroautos werden wahrscheinlich nicht so viel Gewinn abwerfen wie Benziner”, heißt es mit Blick auf den BMWi3. Von dem Trend würden eher Zulieferer profitieren, nicht die Autobauer.Auch bei Daimler reicht es nur für ein “Neutral”-Votum, das Kursziel liegt hier bei 67 Euro (aktuell 68,83 Euro). Der Konzern wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, etwa werden die neuen Modelle und die Kostensenkungsmaßnahmen gelobt; das spiegle sich aber mittlerweile im Kurs wider. Nutznießer von Innovationen wie dem selbstfahrenden Auto würden voraussichtlich eher die Hersteller der Hard- und Software, nicht die Autobauer. Daimler hatte zum IAA-Auftakt im vergangenen Jahr einen selbstfahrenden Mercedes S500 präsentiert.Auch bei Faurecia lautet das Votum “Neutral”, das Kursziel beträgt 32 Euro, aktuell notiert die Aktie bei 30,65 Euro. Im Vergleich zu Continental oder Valeo stehe der französische Automobilzulieferer schlechter da, meinen die Analysten. Dazu kämen immer wieder Gerüchte über einen Ausstieg von PSA bei Faurecia. Für den Mailänder Reifenhersteller Pirelli heißt das Urteil ebenfalls “Neutral”, als Kursziel werden 12,70 Euro genannt (aktueller Kurs 11,58 Euro). Fiat VerkaufenAbgeraten wird von Fiat, die Aktie wird mit “Sell” eingestuft, das Kursziel aber von 5,90 auf 6,90 Euro angehoben (aktueller Kurs 8,24 Euro). Als Grund wird neben dem Einbruch im Südamerikageschäft auch die im Vergleich zur Konkurrenz hohe Bewertung auf KGV-Basis genannt. Das Geschäft in Europa hänge zudem zu stark an den drei Modellen Panda, Punto und Fiat 500: “Nicht nur der Punto kommt in die Jahre, der neue BMW Mini ist darüber hinaus ein wichtiger Konkurrent für den älter werdenden Fiat 500.”Von PSA Peugeot Citroën raten die Analysten ebenfalls ab, das Kursziel von 6 Euro aus dem Dezember wird bekräftigt, aktuell wird die Aktie zu 13,52 Euro gehandelt. Negativ wird vor allem der im Dezember bekanntgegebene Ausstieg des US-Autoherstellers General Motors als Aktionär bei PSA gewertet. Ebenso auf der Verkaufsliste landet der finnische Reifenhersteller Nokian, das Kursziel wird hier bei 27 Euro angesetzt (aktuell 29,75 Euro).