Aktienmarktprognose

Dax könnte auf 11.000 Punkte fallen

Die Anlagestrategen der Mitgliedsbanken des VÖB rechnen mit einem sehr schwierigen vierten Quartal am Aktienmarkt. Der Dax könne noch bis auf 11.000 Punkte fallen.

Dax könnte auf 11.000 Punkte fallen

ku Frankfurt

Der Dax ist am Mittwoch zeitweise unter die Marke von 12000 Punkten gefallen, aber nach Einschätzung der Kapitalmarktexperten der Mitgliedsinstitute des Bundesverbandes öffentlicher Banken (VÖB) muss das noch nicht der Tiefpunkt gewesen sein. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank, hält es durchaus möglich dass der Dax zeitnah noch auf 11000 Punkte fällt. Uwe Streich, Aktienstratege im Strategy Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), geht ebenfalls von einem möglichen Tief des Dax von 11000 Punkten aus. Als ein absolutes Worst-Case-Szenario schließt Streich sogar nicht aus, dass der Dax in einem irrationalen „final sell-off“ unter den 12-Monats-Forward-Buchwert fallen würde, der gegenwärtig bei rund 9500 Punkten liegt. Streich stellt aber klar, dass ein solches Kursniveau als gute Kaufgelegenheit anzusehen sei.

In der drohenden Rezession in Deutschland sieht Schallmayer keine große Gefahr für den Aktienmarkt. Diese stelle zwar eine starke Belastung für die deutsche Wirtschaft dar. Betroffen seien davon in erster Linie private Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht börsennotiert seien. Die im Dax vertretenen Unternehmen würden im Durchschnitt weniger als 20% ihre Erlöse in Deutschland erzielen, im MDax seien es rund 40%. Deutsche börsennotierte Unternehmen seien somit global tätig, aber derzeit günstig bewertet.

Niedrige Volatilität

Für Markus Reinwand, Aktienmarktstratege im Bereich Research & Advisory der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba), wäre ein Sturz des Dax auf 10000 Punkte ein Ex­tremszenario. Allerdings macht ihm Sorgen, dass derzeit die implizite Volatilität am Aktienmarkt als klassischer Angstmesser relativ niedrig sei. Damit sei die jüngste Kursentwicklung am Aktienmarkt meinungsgetrieben, aber noch nicht aufgrund einer Panik stimmungsgetrieben, was oftmals in den allerletzten Phasen eines Ausverkaufs gegeben sei.

Die Marktstrategen der Institute des VÖB sind sich darin einig, dass derzeit schon viele negative Nachrichten eingepreist sind und dass die Inflation ihren Höhepunkt entweder bereits erreicht habe (wie in den USA) oder im vierten Quartal erreiche (Eurozone). Die Unternehmensgewinne werden als robust angesehen, wenn auch teilweise die Konsensschätzungen für die Gewinne zu optimistisch seien. Für 2023 sagen die meisten Institute eine Rezession in Deutschland voraus, wobei die Dekabank mit einem BIP-Rückgang von 1,6 % besonders pessimistisch ist. Der jüngste Rückgang des Ifo-Index, der stärker ausfiel als erwartet, sei von den Märkten gut verdaut worden merkt Manfred Bucher, Senior Analyst Aktienstrategie im Investment Research der BayernLB, an. Dies sei ein Hinweis, dass bereits viel Negatives in den Kursniveaus vorweggenommen sei. Volker Sack, Leiter des Corporate Research der Nord/LB, warnt aber, dass die gegenwärtige Lage von Baisse und Rezession aufgrund des aktuellen Ukraine-Kriegs nur bedingt mit früheren Situationen zu vergleichen sei.

Während im vierten Quartal mit einem extrem schwierigen Umfeld für Aktien zu rechnen sei, gehen die Anlagestrategen für 2023 von einer Beruhigung aus, die vor allem dadurch angetrieben werde, dass der Zinsanstieg dann seinen Zenit überschritten haben dürfte. Ferner hätten die Bewertungen am Aktienmarkt 2022 massiv korrigiert und damit eine gute Basis für eine Aufholentwicklung gelegt.

Gegenwärtig geht keines der Mitgliedsinstitute des VÖB davon aus, dass der Dax das laufende Jahr unter dem gegenwärtigen Niveau beenden wird. Während die DekaBank den deutschen Leitindex am Jahresende bei 12000 sieht, hält die Helaba einen Anstieg auf 14000 für wahrscheinlich. Nach der Erholung 2023 wird der Dax dann am Ende des kommenden Jahres zwischen 13500 und 15700 Punkten vermutet.

Klare regionale Anlagepräferenzen am Aktienmarkt werden derzeit nicht gesehen. Schallmayer rät, im Aktienportfolio die Eurozone, die USA und die Schwellenländer mit jeweils einem Drittel gleich zu gewichten.

Prognosen öffentlicher Banken
Euro Stoxx 50BIP DeutschlandLeitzins Dez. 2022
InstitutEnde 2022Ende 202320222023Euroraum USA
BayernLB3 5403 9001,5−1,02,253,75 – 4,00
DekaBank3 3003 9001,6−1,62,253,50 – 3,75
Helaba3 8004 1751,50,424,00 – 4,25
LBBW3 6003 8501,4−1,02,54,00 – 4,25
Nord/LB3 6503 7001,6−0,32,54,00 – 4,25
Quelle: VÖBBörsen-Zeitung
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