Deutsche Bank für Pharmaziesektor zuversichtlich

Institut erwartet anhaltend hohes Wachstum - AstraZeneca, Roche und Sanofi favorisiert

Deutsche Bank für Pharmaziesektor zuversichtlich

amb Frankfurt – Nach der überdurchschnittlichen Kursentwicklung von europäischen Pharmaaktien 2019 rechnet die Deutsche Bank mit einem Anhalten des positiven Trends, rät aber nur bei einem Teil der untersuchten Aktien zum Einstieg. Einer Studie der Bank zufolge können die Vielzahl der neuen Medikamente und die volle Pipeline die Belastungen durch die Biosimilars- und Generika-Konkurrenz mehr als wettmachen. Favoriten sind AstraZeneca, Roche und Sanofi, während Bayer, GlaxoSmithKline, Novartis und Novo Nordisk nur auf “Hold” gestuft werden. Unter den Pharmaunternehmen aus der zweiten Reihe rät die Bank unter anderem zu UCB und Evotec, während bei der Merck KGaA mit “Hold” votiert wird. Problem der PreiseEigentlich sind US-Wahljahre keine guten Jahre für die Pharmabranche, erklären die Analysten: Politische Versprechungen hinsichtlich des Gesundheitssystems und der Medikamentenpreise führten meist zu einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung. Für 2020 erwarten die Analysten das aber nicht. So rechnen sie damit, dass die Reform der öffentlichen Krankenversicherung Medicare/Teil D, bei der es um die Erstattung von Medikamenten geht, noch vor der Wahl umgesetzt wird, was der politischen Debatte Brisanz nähme. Positiv auswirken wird sich das laut Studie vor allem für Novo Nordisk, Sanofi und UCB. ReformvorschlägeAndere Reformvorschläge, etwa die von den Demokraten vorgeschlagene direkte Verhandlungsmacht der Regierung für Medikamentenpreise und die von der Trump-Regierung ins Spiel gebrachte Orientierung an Medikamentenpreisen in anderen Ländern, hält die Bank für schwer durchsetzbar und sieht daher keine großen Gefahren für die Branche aus dieser Richtung. “Informationen von Capitol Hill lassen vermuten, dass die Umsetzung dieser ,gefährlichsten` Vorschläge schwer sein wird – es sei denn, die Demokraten übernehmen die Kontrolle sowohl über den Senat als auch über das Repräsentantenhaus”, heißt es in der Studie.Die Pharmaunternehmen konnten ihre Gewinne laut Studie 2019 um 7 % je Aktie steigern, ein deutliches Plus nach den nur moderaten 2 % im Jahr 2018. Für 2020 rechnet die Bank mit 8 % und für die Jahre 2019 bis 2024 mit durchschnittlich 7 % im Jahr. Steigende Kurs-Gewinn-Verhältnisse erwarten die Analysten nicht, vielmehr – bei Ausbleiben von politischen Schocks – ein Verharren auf den aktuellen Niveaus. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die Branche immer noch deutlich günstiger gehandelt wird als etwa die Konsumgüterbranche mit einem KGV von 22. Führend bei InnovationenFavoriten sind der britische Pharmakonzern AstraZeneca (“Buy”) und Roche (“Buy”) aus der Schweiz, beide Unternehmen seien führend bei Innovationen. Beide könnten ein Gewinnwachstum im zweistelligen Bereich schaffen, heißt es. Für AstraZeneca nennt die Bank ein Kursziel von 84 Pfund (aktuell 76,60 Euro), der Konzern stehe am Anfang einer Phase mit hohem Umsatzwachstum und steigenden Margen. Die Konsensschätzungen könnten noch steigen. Für vielversprechend halten die Analysten zum Beispiel das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan und neue Einsatzmöglichkeiten bereits existierender Medikamente wie etwa Lynparza für Lungen- und Prostatakrebs.Bei Roche (Kursziel 355 sfr, aktuell 314 sfr) verweisen sie auf die gute Entwicklung neuer Medikamente wie Tecentriq, Hemlibra, Ocrevus und Risdiplam, die die Konkurrenz durch Biosimilars in der Onkologie mehr als ausgleichen könnten. Außerdem werde die Aktie zu einem Abschlag zur Branche gehandelt, der nun schrumpfen werde. Auch zu Sanofi rät sie, das Wachstum sei nicht eingepreist. Hier liegt das Kursziel bei 97 Euro (aktuell 90,22 Euro). Nur mit “Hold” votiert die Deutsche Bank hingegen bei Bayer (Kursziel 70 Euro, aktuell 73,52 Euro), vor allem wegen der Risiken durch die Monsanto-Übernahme, GlaxoSmithKline (16,50 Pfund, aktuell 17,77 Pfund), Novartis (97 sfr, aktuell 91,90 sfr) und Novo Nordisk (375 dkr, aktuell 388,70 dkr). Chancen auch bei Mid CapsIm Mid-Cap-Bereich empfiehlt sie vor allem UCB und Evotec, aber auch das Hongkonger Biopharmaunternehmen Hutchison China Medtech (Kursziel 41 US-Dollar) und das Schweizer Pharmaunternehmen Idorsia (Kursziel 31 sfr). Bei UCB, einem belgischen Pharma- und Biotechnologieunternehmen, spiegelten sich die langfristigen Wachstumsaussichten nicht im Kurs wider, die Analysten rechnen mit einem Gewinnwachstum von über 6 % p. a. für 2019 bis 2024. Das Kursziel von 100 Euro liegt weit über der aktuellen Notierung von 71,24 Euro. Evotec aus Hamburg (25 Euro, aktuell 23,97 Euro) werde an der Börse ebenfalls zu niedrig bewertet. Die Analysten prognostizieren für das Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich bis 2025. Merck KGaA wird auf “Hold” gesetzt (Kursziel 104 Euro, aktuell 106 Euro), Genmap aus Dänemark auf “Hold” zurückgestuft (Kursziel 1 570 dkr). Ebenfalls nur “Hold” lautet das Votum für Grifols aus Spanien, Polyphor und Vifor aus der Schweiz sowie Sobi aus Schweden.