Dax

Die Hausse nährt die Hausse

Nach Lesart der Chartanalyse sind die internationalen Aktienindizes grundsätzlich bullish zu beurteilen. Vor allem die amerikanischen Indizes zeigen mit ansteigenden Tiefpunkten sowie ansteigenden Hochpunkten eine bullishe Grundstimmung an. Echte...

Die Hausse nährt die Hausse

Von Stefan Salomon*)

Nach Lesart der Chartanalyse sind die internationalen Aktienindizes grundsätzlich bullish zu beurteilen. Vor allem die amerikanischen Indizes zeigen mit ansteigenden Tiefpunkten sowie ansteigenden Hochpunkten eine bullishe Grundstimmung an. Echte Warnsignale scheinen sich im Aktienmarkt kaum zu finden. Die Hausse nährt die Hausse. Die Aufwärtstrendlinien sind intakt. Der Chartanalyst kommt mit dem Zeichnen von fast immer steileren Trendlinien kaum hinterher.

Ebenso bewegt sich der deutsche Leitindex Dax aufwärts. Seit den Tiefs Anfang November 2020 verzeichnet der Deutsche Aktienindex mit stets neuen Hochpunkten bei ansteigenden Tiefpunkten eine klare Aufwärtsbewegung. Ansteigende Hochs und Tiefs sind ein Merkmal einer Aufwärtsbewegung. Somit gilt per Definition, dass erst bei einem Fall zum Beispiel unter den jüngsten Tiefpunkt vergangener Woche bei knapp 15300 Punkten der Markt ein negatives Signal liefern würde. Aus Wochensicht hingegen wäre dieses Tief knapp über 15300 Punkten noch kein nachhaltiges Verkaufssignal. Erst auch ein Fall unter das markante Tief in den Wochenkerzen der japanischen Chartanalyse, den Candle­sticks von Mitte Mai 2021 bei 14816 Punkten, würde die Aufwärtsbewegung zunichtemachen.

Gewinnmitnahmen

Ein Warnsignal ist allerdings aus charttechnischer Sicht für den Dax durchaus vorhanden. Gerade Mitte Mai 2021 zeigten sich in drei aufeinanderfolgenden Wochen doch deutlichere Gewinnmitnahmen. So bildeten sich drei Wochenkerzen mit langen Lunten, die auf die Bereitschaft des Marktes schließen lassen, auch einmal Gewinne mitzunehmen. Da zudem in der Woche des Verfallstermins zum Ende der Woche am „Hexensabbat“ die Kurse zu fallen begannen, muss davon ausgegangen werden, dass es nur eines negativen Anstoßes bedarf, um die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen nochmals anzufeuern. Im Umkehrschluss bedeuten jedoch weitere Zugewinne und stets neue Tops wiederum, dass diejenigen Marktteilnehmer, die noch im Mai und Mitte Juni 2021 verkauft haben, nun den Kursen hinterherrennen.

Darin begründet sich auch die Börsenregel: „Die Hausse nährt die Hausse.“ Denn nichts ist ärgerlicher für Anleger, als entgangenen Gewinnen hinterherzusehen. So könnten Positionen wieder zurückgekauft werden oder gar Shortpositionen in Schieflage geraten, die wiederum die Aufwärtsbewegung eher stützen. Da sich auch bislang kein Verkaufssignal zeigt, sollte zumindest aus charttechnischer Sicht auf Wetten gegen den Trend tunlichst verzichtet werden.

Eine Gefahr für den Aktienmarkt könnte indes von der Front der Preissteigerungen in den Markt gelangen. Die Inflationsdaten steigen. Hier könnten wiederum an den langfristigen Daten der Inflationsdaten Abwärtstrendlinien angelegt werden – die mittlerweile geknackt worden sind. Die Frage bleibt indes, ob sich die Chartanalyse als Methodik, die die massenpsychologischen Effekte der Masse der Börsianer untersucht, wiederum auf die Kurve der Inflationsdaten anwenden lässt.

17000 Punkte als Ziel

Letztlich kann jedoch nach Lesart des Chartanalysten an den an dieser Stelle bislang prognostizierten Kurszielen für den deutschen Standardwerteindex festgehalten werden. Das übergeordnete charttechnische Kursziel für den Deutschen Aktienindex ist und bleibt die Marke von 17000 Punkten. Dieses Kursziel kann entsprechend der Trendanalyse abgeleitet werden. Es besteht ein seit 2016 laufender Aufwärtstrendkanal. Dessen obere Begrenzung, die sogenannte Rückkehrlinie, stellt dabei ein nicht nominales Kursziel dar. Diese Begrenzungslinie des Trendkanals verläuft zum Ende des Jahres 2021 bei ca. 17000 Punkten. Da je nach Geschwindigkeit der Aufwärtsbewegung sich das Ziel weiter nach „rechts“ im Zeitablauf verschiebt und somit auch „höher“ wird, bestünde gar die Chance, dass sich der Deutsche Aktienindex bis ins Frühjahr 2022 deutlich über die Marke von 17000 Punkten aufmacht.

Bei den Standardindikatoren hingegen zeigen sich schon erste Bremsspuren. Gerade auf Wochenbasis treten die mathematischen Ableitungen der Kurse in Bereiche, die von Chartanalysten gern als „überkaufte“ Bereiche definiert werden. Eine Schwäche der Mathematik ist allerdings, dass es immer etwas fraglich ist, ob diese in einem von der Massenpsychologie dominierten Chaos eine gewisse Ordnung aufzeigen kann. Überkaufte Bereiche von Indikatoren können so auch gerade die Stärke einer Aufwärtsbewegung anzeigen.

Aufwärtsbewegung intakt

Zusammenfassend lässt sich aus dem Bild des Deutschen Aktienindex auf Wochenbasis ableiten, dass die Aufwärtsbewegung intakt ist und weitere Zugewinne favorisiert werden dürfen. Auch die japanische Chartmethodik, die Candlesticks, zeigen auf Wochenbasis eine intakte bullishe Grundstimmung an. Denn seit der Marktbereinigung im November 2020 bildeten sich nur vereinzelte schwarze, also negative Wochenkerzen. Die positiven, weißen Wochenkerzen überwiegen indes. Solange sich an diesem Stimmungsbild nichts ändert, darf am positiven Szenario festgehalten werden.

*) Stefan  Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candle­stick.de).