"Die Welt ist voller Value-Fallen"

Fidelity-Fondsmanager nehmen Gewinne mit - Treasuries und Gilts als Schutz gegen sinkende Aktienkurse

"Die Welt ist voller Value-Fallen"

hip London – Das diesjährige Fidelity Media Forum in London stand ganz im Zeichen der Frage, ob das Ende der goldenen Zeiten an den Kapitalmärkten schon begonnen hat. “Die Märkte waren vielleicht ein bisschen zu optimistisch, dass das starke Wachstum für immer anhalten wird”, sagte Sonia Laud, Head of Equity bei Fidelity International. Möglicherweise habe man den Gipfel schon hinter sich. Deshalb beobachte sie Veränderungen der Daten dazu genau. Marktteilnehmer seien mittlerweile weit sensibler als im vergangenen Jahr, wenn die Inflation höher als erwartet ausfalle. “Wir sollten nicht vergessen, in was für einem außerordentlichen Umfeld wir uns in den vergangenen Jahren bewegt haben”, sagte Laud. “Nun beginnt eine Übergangsphase, in der die Märkte neu beurteilen werden, wohin die Reise geht.” Politische Entwicklungen könnten dazu führen, dass sich dieser Selbstfindungsprozess beschleunige. Aus ihrer Sicht wäre Europa am anfälligsten für die Folgen eines Handelskrieges. “Die Volatilität wird bleiben”, sagte Laud.”Wir nähern uns einem Umfeld, in dem sich die Märkte zunehmend Gedanken über einen Bärenmarkt machen”, sagte James Bateman, CIO Multi Asset. Sein Team habe den Anteil von Hochzinsanleihen im Portfolio zurückgefahren und Treasuries und britische Staatsanleihen (Gilts) gekauft – zur Absicherung gegen sinkende Aktienkurse. Er sei “sehr besorgt”, wenn er sich die Aktien britischer Unternehmen ansehe, die vor allem auf dem Heimatmarkt tätig sind. Die Unsicherheit rund um den Brexit mache es sehr schwer, die Aktien kleiner und mittelgroßer Firmen angemessen zu bewerten. “Das ist eine Zeit, in der Multi-Assetmanager wirklich zeigen können, was sie wert sind”, so Bateman. Sein Kollege Steve Ellis, Head of Portfolio Management Fixed Income, hält Treasuries für “ziemlich attraktiv”. Aus seiner Sicht hätten die Finanzierungsbedingungen bereits viel stärker angezogen, wenn der Dollar nicht so schwach wäre.Seine Sicht der Dinge sei vielleicht etwas konträr, gab Bart Grenier, Global Head of Asset Management, zu. Aber es komme ihm merkwürdig vor, dass der Zyklus nach zehn Jahren unterdurchschnittlichen Wachstums schon wieder zu Ende sein solle. Es bestehe doch die Möglichkeit, dass die Mitte des Zyklus noch eine Weile fortdauere. Auch Jeremy Podger, der Manager des Fidelity Global Special Situations Fund, hofft, dass es an den Märkten weiter aufwärts geht, aber das hänge davon ab, wie stark die Unternehmensgewinne steigen. Aus seiner Sicht ist der japanische Aktienmarkt im Vergleich zu anderen Märkten günstig bewertet. Er habe Geld aus den Vereinigten Staaten abgezogen und in Japan und Europa investiert. Dieses Jahr stünden die Chancen so gut wie seit langem nicht, dass sich Value-Aktien gut entwickeln. In den vergangenen zehn Jahren schnitten Investoren, die sich auf vermeintlich günstig bewertete Aktien konzentrierten, allerdings nicht gut ab. “Die Welt ist voller Value-Fallen”, sagte Podger. Aus seiner Sicht zählen dazu die Papiere von Firmen, die direkt mit dem Verbrennungsmotor zu tun haben, und Aktien von traditionellen Vertretern des stationären Einzelhandels. Er habe ein “gutes Exposure” zu Börsenbetreibern und Anbietern von Finanzinformationen. Bei Technologieunternehmen würde er sich auf Firmen im Geschäft mit analogen Halbleitern konzentrieren. Auch Immobiliengesellschaften aus Hongkong findet er interessant.