Dollar nach Trump-Rede unter Druck

Euro steigt über Marke von 1,0750 Dollar - Gold auf höchstem Stand seit dem 22. November

Dollar nach Trump-Rede unter Druck

Mit nachgebenden Notierungen auf breiter Front hat der Dollar auf die Inaugurationsrede von Donald Trump reagiert. Wurden die Aussichten der US-Währung bis vor kurzem zumeist sehr zuversichtlich eingeschätzt, stellt sich bei Strategen nun zunehmend Skepsis ein.ck Frankfurt – Nach der Inaugurationsrede des neuen US-Präsidenten Donald Trump sind die Marktteilnehmer zum Wochenauftakt in die Defensive gegangen. Gefragt waren sichere Anlageformen. Risiko-Assets wie Aktien gaben dagegen nach. Hauptopfer war jedoch der Dollar. Die US-Währung gab auf breiter Front nach, der Euro stieg bis auf 1,0754 Dollar, was dem höchsten Niveau seit sechs Wochen entsprach. Nach dem überraschenden Wahlsieg von Donald Trump hatte der Dollar, gestützt von seinen wirtschaftspolitischen Ankündigungen und damit verbundenen höheren Zins- und Inflationserwartungen, deutlich zugelegt. Strategen gingen vor diesem Hintergrund aus, dass der Dollar recht zügig die Parität zum Euro ansteuern würde.Wie u.a. auch an den Aktienmärkten waren damit die mit den avisierten Mehrausgaben und Steuersenkungen einhergehenden Erwartungen ein Stück weit eingepreist worden. Präsident Trump habe seinem Ruf als Market Mover alle Ehre gemacht und im Zuge seiner Vereidigung am Freitag scheinbar auch die nächste Richtung für den US-Dollar vorgegeben, so die DZ Bank gestern. Die Kombination aus unüberhörbarem protektionistischen Pathos und dem Mangel an konkreten (konjunktur)politischen Maßnahmen, auf die einige Marktteilnehmer gehofft hatten, mache dem Greenback das Leben auf breiter Front schwer. “Deutliche Schwäche”Trump habe in seiner Rede behauptet, es habe bislang eine Vermögensallokation von den USA in den Rest der Welt stattgefunden, so die Commerzbank. Die Zahlen zum Netto-Auslandsvermögensstatus der USA zeigten deutlich, dass das Gegenteil gelte. Die Verschuldung der USA gegenüber dem Rest der Welt wachse rasant, d. h., der Rest der Welt transferiere mit zunehmender Geschwindigkeit Kapital in die USA, nicht umgedreht. “Richtig ist: Sollte irgendwann der Rest der Welt nicht mehr bereit sein, Investitionen und Konsum der USA in zunehmendem Umfang zu finanzieren, werden die US-Haushalte zu einem geringeren Teil vom US-Wachstum profitieren als bislang. Dann wäre Zahltag. Für den Dollar hieße das deutliche Schwäche.” Risikofaktor ProtektionismusDas Institut sieht auch in den protektionistischen Tendenzen Risiken für den Dollar. Die internationalen Politik- und Handelsbeziehungen seien ein sensibles Geflecht aus Bündnissen und Verträgen, stillschweigenden Einverständnissen, strategischen Zielen und unausgesprochenen Partikularinteressen. Bislang hab sich Trump jedoch als Elefant im Porzellanladen erwiesen. Er habe mit seinen oft knappen, aber umso harscheren Äußerungen nahezu alle Handels- und Vertragspartner vor den Kopf gestoßen. “Derlei Schläge in alle Richtungen und aufkeimende Unsicherheiten könnten Investoren auf Dauer auch die Lust auf Investitionen in den USA vergehen lassen.”Ähnlich beurteilte gestern die Helaba die Aussichten. Die jüngsten Äußerungen rechtfertigten weniger die von den Märkten nach der Präsidentschaftswahl gespielten rosigen Aussichten, sondern mehr die vor den Wahlen herrschende Nervosität. Von Ausgabenprogrammen und Steuersenkungen sei kaum die Rede gewesen. Vielmehr habe Trump in- und ausländische Unternehmen mit Strafzöllen bedroht, falls diese ihre Produktion nach Mexiko oder anderes Ausland verlagern. Auch gegenüber China habe er wenig freundliche Töne angeschlagen. Die Waffe Protektionismus scheine mehr als nur eine Attrappe im Wahlkampf zu sein. Der Einsatz von protektionistischen Maßnahmen könne gemäß Lehrbuch sogar zu einer Dollar-Aufwertung führen, da sich bei einseitigem Einsatz die Handelsbilanz verbessern sollte. Allerdings sei zum einen von Gegenmaßnahmen der Handelspartner auszugehen. Zum anderen dominierten am Devisenmarkt die Kapitalströme. Die USA seien aufgrund ihres Leistungsbilanzdefizits auf ausländische Gelder angewiesen. “Wer seinen Finanzier verärgert, könnte Probleme bekommen. Insgesamt wäre ein Handelskrieg eher ein Belastungsfaktor für den US-Dollar.”Fragezeichen bestünden ebenso bei Zeitpunkt und Ausmaß von Steuersenkungen und Ausgabenprogrammen. Eigentlich wetterten die Republikaner im Kongress gegen höhere Ausgaben. “Angesichts der vergleichsweise moderaten Steuerlast für private Haushalte dürften Senkungen nur begrenzte Wachstumsimpulse liefern.” Bei den Unternehmenssteuern bestehe mehr Reformbedarf, wenngleich deren Umsetzung schwieriger sei. Ob die angekündigten Deregulierungen der Wirtschaft auf breiter Front helfen oder doch nur Sonderinteressen bedienen, bleibe abzuwarten. Starke ÜberbewertungTrotz eines etwas besseren Wachstums werde 2017 die Inflation in den USA jenseits vom Ölpreis kaum steigen. Daher werde die Fed wahrscheinlich ihren sehr behutsamen Zinserhöhungskurs fortfahren. Auf die grundsätzlich unabhängige, aber nicht im politisch freien Raum agierende Notenbank werde voraussichtlich kaum Druck ausgeübt werden, die Zinsen massiv anzuheben. “Regierende Politiker mögen nicht nur keine höhere Zinsbelastung, sondern im Falle eines Protektionisten wie Trump auch keinen stärkeren US-Dollar.” Die überzogenen Zinserwartungen würden allmählich wieder ausgepreist. Zur Vorsicht mahne ebenso die langfristig betrachtet starke Überbewertung des Greenback. Höhere Haushaltsdefizite seien zumeist mit einer schwächeren US-Währung einhergegangen. Die Dollar-Euphorie wird deshalb vermutlich zunehmend abebben. Das Institut glaubt, dass der Euro-Dollar-Wechselkurs eher Richtung 1,15 Dollar tendieren wird.Gestützt auch von der Dollar-Schwäche zog der Goldpreis gestern an. Die Notiz der Feinunze erreichte bei 1 219 Dollar das höchste Niveau seit dem 22. November. Gefragt waren ferner Staatsanleihen. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe, die am Freitag bei 0,43 % allerdings den höchsten Stand seit dem 8. Dezember erreicht hatte, gab um 6 Stellen auf 0,36 % nach. Auch die Peripherieanleihen legten zu. So sanken die Renditen der zehnjährigen spanischen und italienischen Staatstitel um 7 und 2,5 Stellen auf 1,42 % und 1,98 %. Stütze für BundesanleihenAnalysten gingen gestern davon aus, dass die von Trump ausgehende Verunsicherung Bundesanleihen in nächster Zeit stützen wird. Die nächsten Tage würden zeigen, ob die Märkte einen Wendepunkt erreicht haben, da US-Politik-Fakten die Spekulationen ablösten, so die Commerzbank, die taktische Long-Positionen in Bundesanleihen empfahl. Die Risiken aus den ersten Handlungen Trumps würden möglicherweise eher die Risikoaversion als die Reflation anheizen. Auch die DZ Bank rechnet in nächster Zeit mit einer unsicheren Stimmungslage an den Märkten. Marktteilnehmer würden besonders darauf achten, ob Trump erste Entscheidungen in Bezug auf den internationalen Handel sowie zur Wirtschafts- und Fiskalpolitik fällen bzw. welche Entscheidungen er fällen werde. Protektionistische Entscheidungen würden wahrscheinlich von den Investoren mit Skepsis aufgenommen.