GASTBEITRAG ZUR SERIE ANLAGETHEMA IM BRENNPUNKT (46)

Dynamische Allokation in dynamischen Zeiten

Börsen-Zeitung, 17.11.2018 2018 entwickelt sich immer mehr zu einem durchwachsenen Jahr für Aktien. Aber auch für Anleihen verdüstert sich das Gesamtbild. In diesen Zeiten volatiler Marktbewegungen stellt sich die Frage nach der richtigen Wahl der...

Dynamische Allokation in dynamischen Zeiten

2018 entwickelt sich immer mehr zu einem durchwachsenen Jahr für Aktien. Aber auch für Anleihen verdüstert sich das Gesamtbild. In diesen Zeiten volatiler Marktbewegungen stellt sich die Frage nach der richtigen Wahl der Anlageklasse umso dringender. Dabei kommt es gerade in Phasen (scheinbar) unerklärlicher Schwankungen auf einen systematischen Ansatz der Asset Allocation an, der ein effizientes Rahmenwerk für die Kapitalanlage darstellt.Um in Zeiten steigender Zinsen und einer konjunkturellen Spätzyklusphase mit abnehmenden Wachstumsraten weiterhin am besten positioniert zu sein, bietet sich eine regelbasierte Strategie an, die frei von Emotionen die Asset Allocation übernimmt. Denn hinsichtlich der Anlagewünsche von privaten und institutionellen Anlegern hat sich nichts geändert: In Zeiten steigender Aktienmärkte möchten die Investoren an den Kursgewinnen partizipieren, während bei fallenden Aktienkursen die Verluste begrenzt werden sollen – am besten mit einer Umschichtung in risikoärmere Anlageklassen, wie zum Beispiel in Anleihen. Best-of-Two-KonzeptDas Best-of-Two-Konzept vereint in diesem Sinne die jeweils beste Wahl der beiden Anlageklassen Aktien und Renten. Zwar kann durch diese Strategie keine direkte Performanceprognose abgegeben werden, der Investor kann sich jedoch sicher sein, die Anlageklasse übergewichtet zu haben, die hinsichtlich vorher definierter Kennzahlen die bessere Assetklasse ist.Als Kennzahlen werden die historische Volatilität der einzelnen Assetklassen, die Korrelation der Kursentwicklungen von Aktien und Renten zueinander und die absoluten (logarithmierten) Renditen definiert.Umgesetzt wird die Strategie in vorher definierten Zeiträumen gemäß dem Margrabe-Best-of-Two Modell, das auf den US-Ökonomen und Derivatespezialisten William Margrabe zurückgeht. Dieser Strategie folgend wird eine Austauschoption berechnet, die zusammen mit dem Basisinvestment das Best-Of-Two-Portfolio darstellt. Das Basisinvestment stellt die risikoärmere Anlageklasse dar, in unserem Fall die festverzinslichen Wertpapiere. Die Austauschoption dagegen das risikoreichere Asset, nämlich Aktien.Zum Zeitpunkt der Portfolio-Reallokation ist nun der Anleger berechtigt, in das Austauschinvestment zu investieren, sofern dieses sich besser als das Basisinvestment entwickelt hat. Falls sich das risikoreichere Asset relativ schlechter entwickelt hat, so lässt der Investor die Option verfallen.Die Bewertung dieser Call-Option erfolgt gemäß der Annahmen des Black-Scholes-Modells. Die Bestimmungsfaktoren der Margrabe-Austauschoption sind die einer gewöhnlichen (europäischen) Option. Demnach ist der Wert der Option umso höher, je länger die Restlaufzeit, je größer das Verhältnis des Marktwertes des risikoreichen Assets zum risikoärmeren Asset und je geringer die Korrelation der beiden Anlageklassen zueinander ist. Kontinuierliches RebalancingDa in der Praxis aber keine standardisierten Optionen in der genannten Art am Markt verfügbar sind, erfolgt in der praktischen Anwendung der Reallokationsprozess mit Hilfe einer dynamischen Portfolio-Anpassung der beiden Assetklassen durch ein kontinuierliches Rebalancing in die jeweils besser performende Assetklasse. Die Anpassung des Portfolios folgt, ähnlich wie die Optionsbewertung, den Rendite- und Korrelationsbewegungen.Je nach Marktlage kann dieses sowohl zu einem 100-prozentigen Renten- als auch zu einem 100-prozentigen Aktienportfolio werden. Um Kosten und den Portfolioumschlag zu reduzieren, bietet sich eine Portfolio-Reallokation im monatlichen Turnus an.Als Ausgangsallokation kann je nach Risikoappetit des Investors zum Beispiel ein Balanced Portfolio (50 % Aktien und 50 % Renten) oder auch ein defensives Portfolio (30 % Aktien und 70 % Renten) ausgewählt werden, welches zu einem festgesetzten Termin – einmal jährlich – auch wieder auf die alten Quoten zurückgesetzt und dann (monatlich) gemäß dem vorher geschilderten Prozess angepasst wird.Da die Anpassung des Portfolios in Form von Einzeltiteln insbesondere im Aktienbereich transaktionskostenintensiv ist, stellt eine Umsetzung mit Index-Futures eine kostengünstige Alternative dar.Diese regelgebundene Anlagestrategie bietet sich verstärkt – aber nicht nur – in Zeiten signifikanter Trends an, also in deutlichen Auf- oder Abwärtsbewegungen. Der Investor kann sich also sicher sein, egal wohin die Kapitalmärkte tendieren, er wird auf der richtigen Seite stehen. Die Adjustierung gemäß Renditeerwartung kann dann über die Titelselektion noch gesteuert werden, um durch die richtige Mischung von Einzeltiteln dem Risikoprofil des Investors zu entsprechen. Durch diese dynamische Anpassung gelingt eine klare Outperformance gegenüber einem starren Portfolio mit festen Quoten. Denn mit Hilfe des Best-of-Two-Konzepts gelingt es systematisch in den besseren Markt zu investieren – risikoadjustiert und renditeorientiert (vgl. Grafik).—-Bisher erschienen:- Weil nicht sein kann, was nicht sein darf (45), Bankhaus Metzler- Im Faktor-Investing ist Anpassungsfähigkeit gefragt (44), DWS —-Stefan Köhling, Investment Officer Hauck & Aufhäuser Global Investment Management