Anleihemärkte

Erneuter Anlauf in Richtung von 1 Prozent

Die zehnjährige Bundrendite ist Donnerstag wieder an der Marke von 1% gescheitert. Aber die Rufe nach einer EZB-Zinserhöhung werden lauter.

Erneuter Anlauf in Richtung von 1 Prozent

kjo Frankfurt

Die Bundesanleihen haben im Segment der zehnjährigen Laufzeit am Donnerstag einen erneuten Anlauf in Richtung der 1-%-Renditemarke genommen, der abermals gescheitert ist. Nach 0,85% am Vortag ging es bis auf 0,94% herauf. Dann war jedoch Schluss mit den Anstiegen. Im späten europäischen Handel lag die zehnjährige Bundrendite dann wieder bei 0,92%. Das Tagestief wurde mit 0,86% gesehen.

Hinter den Anstiegen der Renditen steht nach wie vor die Erwartung der Marktakteure, dass auch die Europäische Zentralbank in ihrer Zinspolitik restriktiver werden wird und eine Leitzinsanhebung vornimmt. Die Stimmen werden in dieser Hinsicht lauter. Ein solcher Schritt sei abhängig von den Konjunkturdaten, die die EZB im Juni sehen werde, sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem Interview mit Bloomberg. „Aus heutiger Sicht ist Juli möglich, und September oder später ist auch möglich. Wir schauen uns die Daten an, und erst dann entscheiden wir“, sagte der Stellvertreter von Notenbankchefin Christine Lagarde. Am Mittwoch hatte bereits Bundesbank­präsident Joachim Nagel gesagt, Anfang des dritten Quartals könne mit einer ersten Zinsanhebung gerechnet werden.

Allerdings wird am Markt auch immer mehr darauf geschaut, inwieweit sich durch den Ukraine-Krieg eine Rezession einstellen könnte. So ist in den USA die Wirtschaft der Notenbank Fed zufolge zuletzt mit mäßigem Tempo gewachsen. Der Inflationsdruck sei hoch, heißt es in dem jüngsten Konjunkturbericht Beige Book. Die steigenden Preise trüben laut Fed die Wachstumsaussichten. Dies gelte auch für die durch jüngste geopolitische Entwicklungen entstandene Unsicherheit, hieß es mit Blick auf den Ukraine-Krieg.