Rohstoffe

EU-Gaspreis steigt sehr stark an

Als Reaktion auf die Drosselung der russischen Erdgaslieferungen nach Europa ist der Gaspreis am europäischen Spotmarkt deutlich gestiegen. Er nähert sich seinem Rekordniveau.

EU-Gaspreis steigt sehr stark an

ku Frankfurt

Als Reaktion auf die Drosselung der russischen Erdgaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 ist der Preis für den Energieträger am europäischen Spotmarkt kräftig gestiegen. Am virtuellen niederländischen Übergabepunkt TTF legte der Monatskontrakt um 21% auf 215,96 Euro je Megawattstunde zu. Damit überschritt er die Marke von 200 Euro, die er bereits kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs kurzzeitig erreicht hatte. Der Gaspreis am Spotmarkt ist damit enorm gestiegen – vor zwei Jahren lag er noch bei 13 Euro. Allerdings wird nach wie vor der größte Teil des in Europa verbrauchten Erdgases zu festen Vertragskonditionen geliefert, so dass der Spotmarktpreis nur für einen Teil der Mengen gilt.

Der russische Gasexporteur Gazprom hatte angekündigt, dass die Pipeline Nord Stream 1 nur noch mit 20% ihrer Kapazität Gas transportieren könne. Bislang waren es nach Ausfall einer Gasturbine, die für den Antrieb der Pipeline benötigt wurde, immerhin noch 40% gewesen. Gazprom teilt mit, dass die mittlerweile in Kanada reparierte Turbine von Siemens noch nicht auf der russischen Seite eingetroffen sei. Inzwischen habe aber eine zweite Turbine abgeschaltet werden müssen.

Die zusätzlichen Probleme bei der europäischen Gasversorgung sorgen nach Einschätzung von Marktteilnehmern auch für den Anstieg des Ölpreises. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude legte um 1,1% auf 106,27 Dollar je Barrel zu. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 0,7% auf 97,35 Dollar. Am Markt wird erwartet, dass der Gasmangel in Europa zu einer höheren Nachfrage nach Erdöl führen könnte. Zudem gibt es Sorgen, dass es aufgrund der Spannungen zwischen Russland und dem Westen auch zu einem umfassenderen Ausfall russischen Erdöls auf dem Weltmarkt kommen könnte. Den Anstieg des Ölpreises hat gedeckelt, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für die globale Konjunktur nach unten korrigiert hat.

Für das laufende Jahr wird nun ein Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsproduktes von 3,2% nach bisher 3,6% erwartet. Für 2023 wurde die Prognose von bisher 3,6% auf 2,9% zurückgenommen. Besonders deutlich ist die Reduzierung der Erwartung des chinesischen Wirtschaftswachstums im laufenden Jahr von 4,4% auf 3,3%. China ist der weltweit größte Verbraucher von Erdöl.

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