Ausblick

Euro weiter unter Druck

Der Dollar wird - nicht zuletzt wegen der erfolgreichen Impfkampagne und dem Konjunkturpaket – immer stärker. Demgegenüber dürfte die Türkische Lira anhaltend schwach bleiben

Euro weiter unter Druck

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Seit Jahresanfang hat sich der Greenback sehr fest gezeigt, der Euro hat deutlich an Boden verloren. Am Donnerstag notierte die Gemeinschaftswährung mit 1,1736 Dollar, Anfang Januar hingegen noch in der Spitze mit mehr als 1,23 Dollar. Mit einer Umkehrung dieses für den Euro nach unten gerichteten Trends ist in nächster Zeit nicht zu rechnen: Solange die Nachrichten auf beiden Seiten des Atlantiks mehr oder weniger diametral entgegengesetzt ausfielen, lasse sich nicht viel zur Unterstützung des Euro sagen, merkt Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank an.

Im Hinblick auf die Pandemie habe die Eurozone fast exklusiv nur negative Nachrichten zu bieten. Angesichts steigender Infektionszahlen gebe es über die Osterferien neue striktere Lockdown-Maßnahmen. Hinzu komme ein schmerzhaft langsamer Fortschritt der Impfkam­pagnen. Folge davon sei, dass die Prognosen für das Wirtschaftswachstum der Eurozone nach unten revidiert werden müssten. Gleichzeitig signalisiere Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Geldpolitik noch lockerer werden könne, sollten die Renditen weiter steigen.

Um sich die Misere mit den Impfungen in Deutschland vor Augen zu führen: Innerhalb von 100 Tagen haben bisher fünf Millionen Bundesbürger beide Impfungen erhalten. Sollte es nicht zu einer erheblichen Beschleunigung der Impfkampagne kommen, würde es beim gegenwärtigen Tempo noch mehr als fünf Jahre dauern, bis alle Bundesbürger geimpft sind und damit die Normalität zurückkehren kann – sofern bis dahin nicht neue, aggressivere Varianten des Virus die bisherigen Impfungen entwerten.

Neues Konjunkturpaket

Demgegenüber, so Praefcke, ge­winne die Impfkampagne in den USA weiter an Geschwindigkeit und die Wachstumsaussichten hätten sich durch das Konjunkturpaket der Regierung Biden noch einmal verbessert. Im Rahmen des jetzt vorgestellten Infrastrukturpakets sollen binnen acht Jahren 2,25 Bill. Dollar ausgegeben werden. Hinzu kämen mehr als 1 Bill. Dollar für Bildung, das Gesundheitswesen und Kinderbetreuung. Die Verbesserung werde sich auch bereits in dem Makrodaten zeigen. So würden die Arbeitsmarktdaten für den März einen signifikanten Anstieg der Beschäftigung ausweisen. Als Folge der deutlichen Divergenz in der Nachrichtenlage geht Praefcke davon aus, dass der Euro weiter an Boden verlieren wird.

Anhaltende Schwäche zeichnet sich nicht nur für den Euro, sondern auch für die türkische Lira ab. Die Währung präsentiere sich dieser Tage angeschlagen, meint Analyst Sören Hettler von der DZBank. Präsident Erdogan hat den Zentralbankchef Agbal entlassen, der für eine transparente, angesichts hoher Inflationsraten angemessen restriktive Geldpolitik mit dem Versprechen, den Preisdruck mit Hilfe hoher Leitzinsen nachhaltig unter Kontrolle zu bringen, gestanden habe. Der neue Mann an der Spitze, Sahap Kavcioglu, betone zwar die Kontinuität, was aber wenig glaubwürdig sei. So sei Kavcioglu zuletzt mit öffentlicher Kritik an den hohen Leitzinsen in Erscheinung getreten. Der Lira dürften damit unruhige Wochen und Monate bevorstehen.

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