Rohstoffe

Europäischer Erdgaspreis klettert über 100 Euro

Der EU-Erdgaspreis ist am Mittwoch stark gestiegen. Deutschland hat in Washington die Bereitschaft erkennen lassen, im Fall eines Ukraine-Kriegs auf die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu verzichten.

Europäischer Erdgaspreis klettert über 100 Euro

ku Frankfurt

Der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt ist am Mittwoch wieder über die Marke von 100 Euro pro Megawattstunde geklettert. Am niederländischen Übergabepunkt TTF kostete die Megawattstunde 101,65 Euro, ein Anstieg gegenüber Vortag um 7%. Zuvor hatte es Bemerkungen von amerikanischen Parlamentsabgeordneten gegeben, gemäß denen Einigkeit mit der Bundesregierung darüber bestehe, dass im Fall eines Krieges in der Ukraine die fertiggestellte Pipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb gehen werde. Im Kongress wird daher aktuell auf Sanktionen gegen Nord Stream 2 verzichtet.

Aktuell ist nach Einschätzung vieler Beobachter die Kriegsgefahr in der Ukraine sehr hoch. Die russische Seite erwartet einen Angriff der ukrainischen Armee, die seit dem Frühsommer mit 125000 Soldaten oder rund 60% ihrer Stärke aufmarschiert ist, auf den Donbass. US-Regierungskreise teilen seit einigen Tagen mit, die russische Armee habe 175000 Soldaten an der ukrainischen Grenze in Stellung gebracht. Ohne zusätzliche russische Erdgaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 2 könnte in der EU das Gas knapp werden, wenn es zu einem harten Winter kommt.

Die Akteure am Ölmarkt haben gelassen darauf reagiert, dass nach Angaben der US-Regierung die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche lediglich um 200000 Barrel zurückgegangen sind. Gemäß der Konsensschätzung hatten Analysten im Schnitt mit einem Rückgang um 1,7 Mill. Barrel gerechnet. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude war am Abend mit 75, 45 Dollar je Barrel gegenüber Vortag praktisch unverändert. Dasselbe galt für die amerikanische Benchmark-Sorte West Texas Intermediate mit gegenwärtig 72,09 Dollar je Barrel.