Ingmar Przewlocka

„EZB kann wenig gegen höheren Euro tun “

Schroders-Fondsmanager Ingmar Przewlocka wettet gegen den Dollar. Der nächste Schub für den Euro stehe kurz bevor.

„EZB kann wenig gegen höheren Euro tun “

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die Zeiten der Niedrig- und Nullzinsen​ sowie die steigenden Inflationserwartungen stellen Multi-Asset-Strategien vor eine große Herausforderung. Ingmar Przewlocka, Fondsmanager des 220 Mill. Euro schweren Schroder Global Multi-Asset Balanced nutzt dabei andere Währungen als Performancequelle. Ziel des Fonds ist es, über einen Drei- bis Fünfjahreszeitraum im aktuellen Zinsumfeld eine Rendite von rund 2,6% zu übertreffen.

Die wichtigste Währungswette ist für den Anlagestrategen Przewlocka der US-Dollar. „In unserer aktuellen Positionierung würden wir von einem weiter fallenden Dollar profitieren. Der Dollar hat einen eher defensiveren Positionierungscharakter.“ Derzeit leide der Greenback aber auch unter dem positiven Risikosentiment. Größere US-Positionen wie Aktien Nordamerika, der ETF Markit iBoxx USD High Yield sowie eine zweijährige US-Treasury-Note sind daher währungsgesichert. Um zusätzlich von einer Dollar-Schwäche zu profitieren, ist Przewlocka in dem Portfolio sogar netto-short beim Greenback.

Aus Sicht des Anlageprofis zählt das Twin-Defizit in Rekordhöhe zu den Gründen für seine negative Haltung. Treiber seien die aggressiven fiskalpolitischen Maßnahmen in den USA. „Das wirkt sich nicht förderlich auf die Währung aus und lässt ungehedgte Dollar-Assets weniger attraktiv erscheinen.“

„Gift für die Währung“

„Im Zuge eines synchronisierten globalen Wachstums ergeben sich für Investoren außerhalb des Dollar-Raums alternative attraktive Möglichkeiten, zum Beispiel bei europäischen Aktien“, sagt der Schroders-Mann. Diese kombinierten Faktoren führen seiner Meinung nach zu einer deutlichen Abschwächung des Dollar. „Wir erwarten einen Euro-Kurs von deutlich über 1,25 Dollar in den kommenden Monaten.“ Dafür spreche auch die Fokussierung der US-ame­rikanischen Notenbank auf ein durchschnittliches Inflationsziel. „Eine aggressive Fiskalpolitik, Inflation und Schuldenfinanzierung des Wachstums sind Gift für eine Währung“, sagt Przewlocka.

Im langfristigen Kontext sprechen aus Sicht des Fondsmanagers allerdings einige Argumente für den Dollar, wie beispielsweise das strukturelle Wachstum in den USA und der Trend zu Technologie. „Aber zurzeit haben wir ein zyklisches Wachstum, und das wirkt unterstützend für den Euro und für Europa.“

Die weiterhin hohe Renditedifferenz könnte Investoren nach Amerika locken, vermutet Przewlocka. Doch auch dieser Effekt sei momentan eher rückläufig, da die Renditedifferenz zwischen Bundesanleihen und US-Anleihen in jüngster Zeit zusammengelaufen sei. „In Anbetracht der aufgezeigten negativen Faktoren ist die Renditedifferenz definitiv nicht hoch genug, um den Dollar zu stützen. Auch die Steilheit der Kurve ist aus unserer Sicht kein Argument für den Dollar.“

Verbale Intervention

Bekanntlich liegt eine Aufwertung des Euro nicht im Interesse der Europäischen Zentralbank (EZB). „Es bleibt jedoch zu bedenken, was die EZB konkret machen kann“, sagt Przewlocka. Spannend werde daher sicherlich die nächste EZB-Sitzung im Juni. Die Frage sei dann, ob die EZB das Anleihenankaufprogramm ansatzweise zurückfahre, führt der Multi-Asset-Stratege aus. „Einen Zinsschritt wird sie sicherlich nicht machen, das gibt die Situation noch nicht hier. Gleichwohl wird es sehr interessant, wie die EZB kommuniziert, dass sie keinen höheren Euro-Kurs möchte. Dennoch, außer einer verbalen Intervention kann die EZB unserer Ansicht nach wenig tun, um die Entwicklung an den Märkten zu konterkarieren.“

Przewlocka glaubt fest daran, dass sich die Gemeinschaftswährung nach einem relativ starken Anstieg derzeit nur in einer Konsolidierungsphase befindet. „Jetzt kommt der nächste Schub für den Euro.“