Fed treibt Dollar und Bondrenditen

Für den Dezember prognostizierte Leitzinsanhebung überrascht Marktteilnehmer

Fed treibt Dollar und Bondrenditen

Die Verlautbarungen der Fed nach ihrer zinspolitischen Sitzung haben den Dollar und die Anleiherenditen getrieben. Grund war die von der ameri- kanischen Zentralbank für den Dezember prognostizierte Leitzinsanhebung.ck Frankfurt – Die Verlautbarungen der amerikanischen Notenbank Fed im Anschluss an die Tagung ihres Offenmarktausschusses haben deutliche Spuren an den Finanzmärkten hinterlassen. So zog die US-Währung an. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback zu sechs anderen Industrieländerwährungen abbildet, stieg bis auf 92,70 und lag gestern Abend mit 91,14 Punkten um 0,6 % über dem Stand von vor der Fed-Verlautbarung. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen US-Staatsanleihe zog bis auf 2,29 % an, gegenüber dem Stand von vor der Fed-Tagung ein Anstieg um bis zu 5 Basispunkte (BP) und das höchste Niveau seit dem 7. August.Der von den US-Währungshütern angekündigte Start der Bilanzverkürzung war erwartet worden. Allerdings wurden Teile der Marktteilnehmer davon überrascht, dass die Fed weiterhin eine Leitzinserhöhung für den Dezember sowie drei weitere Anhebungsschritte für das nächste Jahr prognostizierte. Der Dollar war in den zurückliegenden Wochen u.a. von Fed-Äußerungen gedrückt worden, die auf eine zögerlichere Gangart hinzudeuten schienen. Einige Strategen hatten es vor der Fed-Tagung für möglich gehalten, dass ähnliche Äußerungen zu einer erneuten Schwäche der US-Währung führen würden. Yen auf ZweimonatstiefZu japanischen Währung legte der Dollar gestern bis auf 111,72 Yen und damit auf den höchsten Stand seit dem 17. Juli zu. Der Yen wurde zusätzlich davon gedrückt, dass die Bank of Japan an ihrem lockeren geldpolitischen Kurs festhielt. Die Yen-Schwäche wiederum beflügelte den japanischen Aktienmarkt. Der Nikkei erreichte bei 20 481 das höchste Niveau seit August 2015 und schloss mit einem Plus von 0,2 % bei 20 347 Yen.In den europäischen Aktienindizes war kein ausgeprägter Effekt der Fed-Tagung zu sehen. Allerdings gerieten Immobilienaktien durch die steigenden Bondrenditen unter Druck. Im Inland verloren Vonovia und Deutsche Wohnen 1,3 % und 1,1 %. Die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe erreichte bei 0,485 % den höchsten Stand seit dem 7. August. Zuletzt lag sie eine Stelle höher bei 0,45 %. Ein weiteres “Opfer” war der Goldpreis. Er sank bis auf 1 288 und damit auf den tiefsten Stand seit dem 28. August. Am Abend lag er mit einem Minus von 0,5 % bei 1 295 Dollar.Viel wichtiger als die Bilanzverkürzung ist nach Meinung der Commerzbank die Tatsache, dass die Fed an ihren Zinserwartungen für 2017 und 2018 festgehalten hat. Nach wie vor setzten die FOMC-Mitglieder auf eine Zinserhöhung in diesem Jahr (also wohl im Dezember) und auf drei Erhöhungen im nächsten Jahr. Der Markt verstehe langsam, dass seine bisherige Einschätzung der zukünftigen Fed-Politik zu vorsichtig gewesen sei. Die Betonung liege dabei aber auf langsam. Denn noch immer klaffe eine riesige Lücke zwischen der Fed-Planung und dem, was der Markt einpreise. Diese Lücke liege noch immer bei rund zweieinhalb Zinserhöhungen. Für den Dollar berge das noch erhebliches Aufwertungspotenzial. Dünneres LiquiditätsumfeldObwohl die Inflationsraten noch vergleichsweise niedrig seien, stünden die Zeichen auf eine weitere Zinserhöhung im Dezember, meint das Bankhaus Sal. Oppenheim. Die Fed sei offenbar überzeugt, dass die Phillips-Kurve noch gelte und es lediglich länger brauche, bis sich der negative Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit in den Daten zeige. Für die kommenden Jahre bleibe eine sehr große Diskrepanz zwischen den Leitzinserwartungen der Fed und denen der Märkte. Wenn sich diese Lücke schließe, könne es noch einmal sehr unruhig an den Märkten werden.Die Fed gehe davon aus, dass es sich bei der Bilanzverkürzung um einen allmählichen und vorhersehbaren Prozess handeln werde, der die Märkte kaum beeinflusse, schreibt State Street. Anfangs werde dies vermutlich zutreffen, da die Fed pro Monat nur einen Betrag von 10 Mrd. Dollar aus fällig werdenden Geldern nicht reinvestiere. Dieser Betrag erhöhe sich jedoch im Laufe der Zeit um monatlich 10 Mrd. Dollar pro Quartal. “Sollte die Europäische Zentralbank zudem Anfang 2018 beginnen, ihre monatlichen Anleihekäufe zu verringern, dürfte das Liquiditätsumfeld für die Finanzmärkte deutlich dünner werden”, so das US-Haus.Trotz der zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsdaten habe die Fed ihren Zinsausblick unverändert belassen. Eine weitere Leitzinserhöhung stehe dementsprechend noch in diesem Jahr auf der Agenda. Voraussetzung für eine dritte Leitzinserhöhung der Fed in diesem Jahr seien wahrscheinlich jedoch nach wie vor verbesserte Konjunkturdaten und/oder ein Hinweis auf steigenden Inflationsdruck sein. Die durch die Wirbelstürme Harvey und Irma ausgelöste Datenverzerrung in den kommenden Monaten werde die Aufgabe des Offenmarktausschusses dabei vermutlich weiter erschweren.