Fondsmanager in düsterer Stimmung

Steigende Wachstumssorgen wegen des Handelskonflikts - Anleger halten mehr Bargeld

Fondsmanager in düsterer Stimmung

dm Frankfurt – Die weltweiten Fondsmanager sind so pessimistisch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Dies liegt auch an den Sorgen wegen einer Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Laut einer Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter insgesamt 230 Assetmanagern mit 645 Mrd. Dollar verwalteten Vermögen ist die Kassenquote im Juni auf 5,6 % von zuvor 4,6 % gesprungen. Dies ist der größte Anstieg seit August 2011, als die Schuldenkrise in der Eurozone die Märkte belastete. In Europa liegt die Kassenquote laut der Umfrage bei 5,1 %. Ein Anstieg über die Marke von 4,5 % wird üblicherweise als Kontraindikator verstanden und soll auf steigende Aktienkurse hinweisen.Die Vermögensverwalter handeln aber so, als wenn der Markt bald im Rezessionsmodus wäre. So fiel laut der Umfrage im Juni der Anteil an Investoren, die in ihrer Anlage auf Aktien setzten, netto so stark ab wie seit August 2011 nicht mehr. Es war die relativ betrachtet zweitniedrigste Gewichtung von Aktien gegenüber Anleihen. Relativ betrachtet sind Aktien gegenüber Anleihen so niedrig gewichtet wie seit März 2009 nicht mehr, denn netto 21 % der Befragten haben Aktien untergewichtet in ihrer Asset-Allokation. Damals durchlief die Weltkonjunktur gerade ihre Talsohle nach der Finanzkrise. Allerdings sind netto 40 % der befragten Hedgefonds-Investoren auf steigende Aktienkurse eingestellt, was etwas über dem historischen Durchschnitt liegt. Zugleich sagten netto 60 % der Befragten, der Dollar sei überbewertet – ein rekordhoher Wert seit Beginn der Aufzeichnung 2002. Demgegenüber halten netto 29 % der Befragten den Euro für günstig bewertet.Starke Veränderungen zeigt die aktuelle Fondsmanagerumfrage besonders in den Wachstums- und Zinserwartungen. So haben sich nun im Juni die Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Weltkonjunktur stark eingetrübt. Der Rückgang der Erwartung sei der stärkste seit der Tequila-Krise im November 1994, so BoA Merrill Lynch. Rotation in defensive WerteAbgesehen von Verschiebungen hin zu Anleihen und Cash gab es eine Rotationsbewegung hin zu defensiven Sektoren wie Konsumgüter des täglichen Gebrauchs und Versorger, während Bank- und Technologiewerte sowie Aktien aus der Eurozone tendenziell eher verkauft wurden. “High-Quality- und Low-Risk-Werte werden am stärksten favorisiert”, heißt es. Die Umfrage wurde von BoA Merrill Lynch zwischen dem 7. und 13. Juli durchgeführt.Netto 50 % der Befragten und damit 46 Prozentpunkte mehr erwarteten in den nächsten zwölf Monaten einen Rückgang des globalen Wachstums, ein rekordtiefer Wert seit Bestehen der Umfrage. In der europäischen Umfrage rechnen aber nur netto 21 % der Befragten mit einer schwächeren europäischen Konjunktur in den kommenden zwölf Monaten. Als größte Wachstumshoffnung bezeichnen die europäischen Fondsmanager eine Verbesserung des globalen Wirtschafts- und Handelsumfelds sowie die Neuauflage von Liquiditätshilfen durch die Europäische Zentralbank (EZB).87 % der Befragten und damit ein so hoher Anteil wie noch nie ist der Meinung, dass die Weltwirtschaft in einem späten Zyklus angekommen sei. Damit einhergehend erwarten auch 41 % der befragten Vermögensverwalter einen Rückgang der Unternehmensgewinne über die nächsten zwölf Monate.Im Einklang mit den düsteren Einschätzungen zu Wachstum und Gewinnentwicklung sind auch die Zinserwartungen kollabiert. So erwarten 32 % der Befragten, dass die Zinsen über die nächsten zwölf Monate sinken werden, und nur 10 % erwarten, dass die Zinsen langfristig steigen werden. Netto 9 % der Befragten meinen, dass die Inflation in den kommenden zwölf Monaten anziehen dürfte. Dies ist der niedrigste Wert seit August 2012.Nach wie vor glauben die befragten Investoren aber, dass die US-Notenbank erst die Zinsen senken würde, wenn der S&P 500 deutlich fallen würde. Im gewichteten Durchschnitt gehen sie davon aus, dass der S&P 500 dann bis auf 2 430 Punkte sinken würde, bis die Fed reagiert, und US-Präsident Donald Trump dürfte erst dann im Handelskonflikt mit China nachgiebiger werden, wenn der S&P 500 auf 2 350 (gewichteter Durchschnitt) fällt. Wirkungslose NotenbankenZu den größten Extremrisiken zählen die Befragten den Handelskrieg (56 %), vor der Befürchtung, dass die Geldpolitik wirkungslos sein könnte (11 %), und der US-Politik sowie dem Risiko eines Abschwungs in China (jeweils 9 %). Zu den am stärksten “überfüllten” Anlagestrategien zählt das Halten von US-Treasuries, vor Technologieaktien und US-Aktien und dem Leerverkauf von europäischen Aktien.Laut der Umfrage werden Aktien aus der Eurozone mit netto 8 % untergewichtet, ein Rückgang von 17 Prozentpunkten gegenüber der Umfrage von Mai. Auch britische Aktien sind weiterhin nicht in der Gunst der Anlageexperten, netto 24 % halten sie untergewichtet, immerhin eine Verbesserung um 4 Prozentpunkte darstellt. Demgegenüber werden Schwellenländeraktien von netto 21 % der Assetmanager übergewichtet.