Fondsmanager lieben die Eurozone

Hohe Übergewichtung europäischer Aktien - Zuversicht für wirtschaftliche Aussichten erreicht Rekordwert

Fondsmanager lieben die Eurozone

Fondsmanager sehen Aktien aus der Eurozone nach dem aus ihrer Sicht erfreulichen Ausgang der Frankreich-Wahl sehr positiv. Als sehr freundlich wird auch die globale konjunkturelle Lage eingeschätzt. Trotzdem sei von Irrationalität noch keine Spur zu erkenne, glaubt man bei Merrill Lynch.ku Frankfurt – Internationale Fondsmanager haben sich noch mehr als bisher europäischen Dividendentiteln zugewandt. Wie der neuesten Befragung institutioneller Investoren – die zusammen 654 Mrd. Dollar an Anlagegeldern verwalten – durch Bank of America Merrill Lynch zu entnehmen ist, sagen jetzt netto 59 % der Investoren, dass sie Aktien aus der Eurozone übergewichten. Vor einem Monat waren es bereits ungewöhnlich hohe 48 %. Es handelt sich um den dritthöchsten Zuspruch zu europäischen Aktien, der im Rahmen der Umfrage jemals aufgezeichnet worden ist. China als HauptgefahrDazu passt, dass die Fondsmanager inzwischen den Untergang des Euro oder die Auflösung der Europäischen Union (EU) nicht mehr als größtes Risiko ansehen. Hielten vor einem Monat noch 22 % der Teilnehmer der Umfrage das Auseinanderbrechen der EU für die größte Gefahr, sind es aktuell nach dem aus Sicht der Marktteilnehmer positiven Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl nur noch 6 %. Als größtes Risiko wird mittlerweile eine deutlich schlechtere Kreditversorgung der chinesischen Wirtschaft mit netto 31 % der Nennungen angesehen, gefolgt von einem möglichen Crash an den Bondmärkten (netto 19 %) und einem globalen Handelskrieg (16 %). Zuletzt war die Lage in China im Januar 2016 als die größte Gefahr angesehen worden.Ungewöhnlich positiv sehen die Investoren auch die Lage der globalen Wirtschaft. Netto 34 % rechnen mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum oberhalb des langfristigen Produktivitätstrends und einer unter dem Trend liegenden Entwicklung der Inflationsrate. Noch niemals zuvor haben die Teilnehmer der Umfrage dieses “Goldilocks-Szenario” in einem derart großen Ausmaß für wahrscheinlich gehalten. “Das Sentiment der Investoren ist bullish”, kommentiert Michael Hartnett, Chief Investment Strategist von Bank of America Merrill Lynch. “Aber trotz Allzeithochs an den Credit- und Aktienmärkten, robusten Unternehmensgewinnen und einem positiven Wahlausgang in Frankreich gibt es noch keine Anzeichen von Irrationalität”, glaubt er. Keine AbsicherungAllerdings ist der Anteil der Fondsmanager, die angeben, derzeit keine Absicherung gegen Verluste am Aktienmarkt zu haben, mit netto 47 % auf den niedrigsten Stand seit Januar 2014 gesunken. Im vergangenen Monat war dieser Anteil noch um 15 Prozentpunkte höher. Trotz der überaus positiven Einschätzung der Lage halten die befragten institutionelle Investoren überdurchschnittlich viel hohe Cash-Bestände. Aktuell sind es 4,9 % ihrer Mittel, der Zehnjahresdurchschnitt liegt bei 4,5 %.Passend zur überaus positiven Einschätzung der Konjunkturlage befinden sich die Erwartungen zu den Unternehmensgewinnen auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Netto 56 % der Teilnehmer – nach 50 % vor einem Monat – rechnen mit einem Anstieg der weltweiten Unternehmensgewinne innerhalb der kommenden zwölf Monate. Allerdings sind auch netto 37 % der Befragten der Ansicht, dass Aktien überbewertet sind. Dies ist der höchste Anteil seit Januar 2000. Die Investoren sind sich fast schon einig, wo diese Überbewertungen zu suchen sind: Netto 82 % halten die USA für den am stärksten überbewerteten Aktienmarkt. Zudem sagen netto 23 %, dass der Dollar zu hoch bewertet sei. Daher wird der US-Aktienmarkt von netto 17 % untergewichtet.Demgegenüber hält eine Mehrheit von netto 20 % europäische Dividendentitel für unterbewertet, während netto 44 % dasselbe von Schwellenländeraktien denken – weshalb auch netto 41 % Aktien aus den Emerging Markets übergewichten. Bei Dividendentiteln aus Japan ist eine leichte Übergewichtung (netto 12 %) festzustellen, während Papiere aus Großbritannien mit einer Untergewichtung durch 27 % nach wie vor gemieden werden.Anleihen werden anhaltend negativ gesehen. Netto 57 % geben an, diese Anlageklasse unterzugewichten. Eine kleine Mehrheit von netto 3 % gibt an, auch Rohstoffe knappzuhalten. Netto 6 % der Befragten halten Gold für unterbewertet. Technologie gesuchtWas die Sektoren im Aktienmarkt betrifft, so finden Technologiewerte den größten Zuspruch (netto 33 %), gefolgt von Banken mit 27 % und Industriewerten mit 15 %. Untergewichtet werden hingegen Versorger (33 %) sowie die Energiebranche (1 %) mit Blick auf den kürzlichen Schwächeanfall des Ölpreises. In den Emerging Markets gelten die Bereiche Healthcare, Technologie und Finanzwerte als besonders aussichtsreich. In Europa mögen die Anleger vor allem Banken-, Technologie-, Automobil- und Industriewerte.