"Für Aktien ist das fast die beste aller Welten"

Union Investment bullish für Dividendenpapiere - Bundesanleihen als "sichere Häfen" ungeeignet

"Für Aktien ist das fast die beste aller Welten"

wbr Frankfurt – Für Union Investment sind Aktien die präferierte Anlageklasse des kommenden Jahres. Nach Ansicht von Jens Wilhelm, im Vorstand für Kapitalanlage zuständig, werden die Unternehmensgewinne 2021 die Kurse der Aktien weiter antreiben. Die Fondsgesellschaft Union Investment, die insgesamt rund 360 Mrd. Euro für private und institutionelle Kunden verwaltet, rechnet mit einem Anstieg der weltweiten Firmengewinne um bis zu 30 % im Jahresvergleich. Insbesondere wenn man Aktien mit festverzinslichen Alternativen vergleiche, zeige sich deren Überlegenheit, so Wilhelm. Die niedrigen beziehungsweise negativen Realrenditen würden die steigenden Bewertungen von Aktien rechtfertigen. “Für Aktien ist das fast die beste aller Welten”, meint der Kapitalmarktexperte. Dax plus 5 ProzentFür das Gesamtjahr traut Union-Investment-Vorstand Wilhelm generell Aktien einen Ertrag von bis zu 10 % zu. Beim Dax ist er etwas zurückhaltender und rechnet mit einem Indexstand von 14 000 Punkten zum Jahresende. Das entspricht vom aktuellen Niveau einem Zuwachs von rund 5 %.Aktien würden sich nach Meinung von Wilhelm aber nicht in der Breite noch oben entwickeln, sondern er rechnet mit einem Wechsel bei den favorisierten Regionen und Anlagestilen. Einen solchen Favoritenwechsel habe es am 9. November gegeben, als nach der Bekanntgabe von Forschungserfolgen beim Corona-Impfstoff durch Biontech und Pfizer Value- und Dividendentitel sich deutlich besser entwickelten als Wachstumsaktien (siehe Grafik). In der Woche zuvor war es noch andersherum gelaufen. “Die konjunkturelle Erholung wird Zyklikern, aber auch Value-Werten im Jahresverlauf helfen”, so Wilhelm. Gleichzeitig betont er die Chancen der erfolgreichen Titelselektion: “Corona ist ein Trendverstärker und führt zu einer vermehrten Ausdifferenzierung bei Gewinnern und Verlierern.”Im Bereich der Sachwerte sieht Wilhelm bei Immobilien einige durch die Pandemie ausgelöste Probleme. Der Immobilienmarkt bleibe von den Veränderungen durch die Corona-Krise nicht unangetastet, wie die Schlagworte Homeoffice oder Online-Shopping zeigen. Allerdings hält Union Investment die Cash-flow- starke Klasse Immobilien im aktuellen Umfeld weiterhin für attraktiv. Die Immobilie sei ein wichtiger Bestandteil in einem ausbalancierten Portfolio, meint Anlageexperte Wilhelm, der auch für die 35 Mrd. Euro schweren Immobiliengeschäfte von Union Investment verantwortlich ist. Chancenreiche CorporatesDie Zinsseite ist für den Kapitalmarktstrategen unattraktiv geworden. Sichere Staatsanleihen aus den USA und Deutschland empfehle er nicht mehr, da die Kombination aus niedriger Verzinsung und leicht steigenden Renditen gegen diese sogenannten sicheren Häfen spreche. Dagegen seien Unternehmensanleihen, Papiere der Peripherieländer und Bonds aus den Schwellenländern nach wie vor chancenreich. Im Ergebnis dürften die nominalen Zinsen lange niedrig bleiben. Selbst bei einer geringfügig ansteigenden Inflation rechnet Jens Wilhelm damit, dass die Realverzinsung auch 2021 und 2022 in der Breite negativ bleibt. Selbst bei einer nur geringfügig ansteigenden Inflation würden die realen Renditen für sichere Anlagen in der Breite negativ bleiben (siehe Tabelle). “Negative Realrenditen sind die Norm. Ohne höher rentierliche Anlagen ist keine sinnvolle Kapitalanlage denkbar”, sagt Wilhelm.Die wirtschaftlichen Aussichten sind nach Einschätzung von Union Investment positiv. Man rechne mit “einer deutlichen Belebung der wirtschaftlichen Dynamik”, sagte Wilhelm mit Blick auf pandemiebedingt angestaute Nachfrage und zurückgestellte Investitionen. “Wir haben viel gelernt – medizinisch, aber auch ökonomisch. Daher werden die Folgen des zweiten Lockdowns weniger drastisch ausfallen”, so der Union-Investment-Vorstand.