Fußball – ein sportliches Investment
Profi-Fußball bewegt weltweit viel Geld. Besonders in Europa steht er auch als Anlageform zur Verfügung, denn viele große Clubs sind an der Börse gelistet, darunter Manchester United, Ajax Amsterdam und Juventus Turin, aber auch Borussia Dortmund. Ist es für einen durchschnittlichen Anleger sinnvoll, in Fußballaktien zu investieren? Oder ist das nur etwas für Profis, Scheichs und Oligarchen? Diese Frage lässt sich besser beantworten, wenn man einen genauen Blick auf die Branche wirft und emotionale Aspekte des Fußballs nicht außer Acht lässt.
Wo lohnt sich der Einstieg?
Bei aller sportbedingten Emotionalität: Anleger hoffen darauf, mit Aktieninvestments in Fußballunternehmen Gewinne einzufahren. Aber: Wo gelingt das und ist es auch langfristig möglich? Die Entwicklung der Aktien europäischer Klubs ist zwiespältig. Gut sieht es zum Beispiel beim dänischen Club FC Kopenhagen aus, der unter dem Namen Parken Sport & Entertainment an der Frankfurter Börse gelistet ist. Seit Anfang 2016 hat sich der Wert der Aktie nahezu verdoppelt. Schlecht lief es dagegen beim Londoner Club Tottenham Hotspur. Tottenham war 1983 als erster Verein in Europa an die Börse gegangen. Der Erfolg der Aktie blieb aber aus und Tottenham nahm seine Aktien später wieder vom Parkett. Die meisten börsennotierten Vereine gibt es in England und Italien, insgesamt gibt es etwa 30 in den europäischen Ligen.
Grundsätzlich wächst der Aktienwert mit dem Wert eines Unternehmens oder dann, wenn eine besondere Zukunftsfantasie vorhanden ist. Auch außerhalb des Fußballsektors existieren solche „Fan-Aktien“, man denke an Tesla oder Apple. Die Identifikation mit dem Produkt wird in das Aktieninvestment transferiert, Kurse werden so beflügelt und mitunter entkoppelt sich der Wert von der sachlichen Markteinschätzung. Im Fußball ist diese Konstellation aber besonders typisch, da Kleinanleger meist auch Fans des jeweiligen Vereins sind. Im Falle des frischgebackenen Pokalsiegers Borussia Dortmund haben vor allem Fans in die Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien investiert, die seit dem 23. Juni 2014 im SDax gelistet ist.
Ein lohnendes Investment: Dortmund rangiert laut Forbes-Liste auf Rang 12 der wertvollsten Fußball-Klubs und hat laut Transfermarkt.de einen Kader im Wert von 581 Mill. Euro. Die Borussia liegt damit im Trend. Das zeigt sich auch beim FC Liverpool: Seit Amtsantritt von Trainer Jürgen Klopp steigerte der Verein seinen Wert auf 4,1 Mrd. Euro. Das freut besonders NBA-Superstar LeBron James. Er erwarb 2011 rund 2 % und bezahlte damals umgerechnet 6 Mill. Euro. Diese Investition zahlte sich aus: Die Anteile werden heute mit etwa 80 Mill. Euro veranschlagt. Durch einen Deal mit der Eigentümergruppe Fenway Sports Group (FSG) hat der Basketball-Star im März seinen Anteil am FC Liverpool sogar nochmals erhöht.
Wer gern sein Risiko streut, aber dennoch in Fußballaktien investieren möchte, kann einen eigenen Index wählen: Im Stoxx Europe Football (STXE) sind die Kurse der Vereine abgebildet, deren Aktien auf dem europäischen Markt zu haben sind. Bislang sind das vor allem große Traditionsvereine, die ihre Profiabteilung ausgegliedert und in eine Aktiengesellschaft überführt haben: Manchester United, Juventus Turin, Ajax Amsterdam, der FC Porto und Borussia Dortmund – um nur einige zu nennen. Trotz explodierender Umsätze haben sich jedoch die Kurse der Vereine zurückhaltend entwickelt. Ein Grund dafür sind die Unwägbarkeiten im Fußballsport.
Als z.B. Ajax Amsterdam 2019 im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales Gegner Tottenham Hotspur an den Rand einer Niederlage brachte, schnellte die Aktie rasant in die Höhe. Für Ajax folgte dann aber im Rückspiel das Aus – und die Aktie verlor innerhalb eines Tages ein Drittel ihres Wertes. Es zeigte sich in der gesamten Saison, dass für die Kursentwicklung weniger der Verlauf der Meisterschaft, sondern das Abschneiden in der lukrativen Champions League entscheidend war. Das unterstreicht die hohe Volatilität der Fußballpapiere. Gleichzeitig macht es auch deren Einzigartigkeit deutlich: Der Erfolg von Aktien im Fußballgeschäft unterliegt eigenen Gesetzen.
Schwierig einzuschätzen
Offensichtlich dominieren im Fußball andere Faktoren als bei Unternehmen mit ihren Quartalszahlen und Gewinnerwartungen: Der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb, Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung eines überragenden Spielers oder auch die Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs beeinflussen. Das macht diese Aktien auch für Experten schwieriger einschätzbar und risikoreich. „Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger“, folgert Holger Bahr, Leiter der Volkswirtschaft bei der DekaBank.
Das zeigte sich auch im Fall der Spielvereinigung Unterhaching. Im Sommer 2019 ging man mit großen Hoffnungen als zweiter Profiklub an die Börse und startete mit einem Kursfeuerwerk. Zunächst konnten Fans und Investoren Aktien zum Festpreis von 8,10 Euro zeichnen. Wenige Tage nach dem IPO stieg der Kurs auf ein Hoch von 14,80 Euro und notierte 82% über dem Ausgabepreis. Am 13. August stand die Aktie bei 9,12 Euro. Unterhaching konnte im Zuge dieser Zeichnungsphase bereits 6,7 Mill. Euro an Investorengeldern einholen. Trotz einem überragenden Start reagierten Experten zurückhaltend und sollten damit Recht behalten. Mit dem nun feststehenden Abstieg der SpVgg Unterhaching aus der dritten Liga in die Amateurliga ist der Verein kein Profiklub mehr. Die Aktie steht auf 4,02 Euro, ein Absturz von über 50%.
Der Trend zu Aktiengesellschaften ist im europäischen Spitzenfußball ungebrochen. Auch die umsatzstärksten Player in diesem Bereich sind auf Einnahmen angewiesen, die der Weg an die Börse ermöglicht. Aus Anlegerperspektive hat sich aber gezeigt, dass die Kursentwicklung im Sportbereich vielfältigen Einflüssen unterliegt, die für starke Schwankungen innerhalb kurzer Zeiträume sorgen können. Ein Investment in Fußballaktien ist also tatsächlich eher etwas für professionelle Anleger, weniger für den normalen Kleininvestor – auch wenn es um den „eigenen“ Verein geht.