Ausblick

Gefahr für den Ölmarkt

Dem Ölmarkt droht ein erheblicher Preisanstieg, sollte es zu einer weiteren Eskalation im Ukraine-Konflikt kommen.

Gefahr für den Ölmarkt

ku Frankfurt

In der gerade beendeten Handelswoche hat es erstmals seit rund zwei Monaten einen Rückgang des Brent-Ölpreises gegeben, und zwar um rund 1,5%. Auf Sicht von einem Jahr hat sich der Brent-Ölpreis um rund 49% erhöht, die führende US-Ölsorte West Texas Intermediate stieg sogar um 54%. In der Spitze war Brent bis 94 Dollar je Barrel geklettert, aktuell liegt der Preis bei knapp über 93 Dollar. Der Rückgang ist also marginal und lediglich als ein kleiner Rücksetzer innerhalb eines weiter intakten Aufwärtstrends anzusehen.

Die leichte Schwäche am Ölmarkt ist vor allem auf den festeren Dollar zurückzuführen. Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA liegen immer noch oberhalb der Konsenserwartungen, Ökonomen schließen daher einzelne Zinsanhebungen durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve um mehr als 25 Basispunkte und sogar Erhöhungen zwischen den regulären Sitzungsterminen des Offenmarktausschusses nicht mehr aus. Zwar hat auch die Europäische Zentralbank einen härteren geldpolitischen Kurs in Aussicht gestellt, ihre Rhetorik unterscheidet sich aber noch deutlich von der amerikanischen. Dies könnte für Auftrieb der US-Währung gegenüber anderen Devisen sorgen. Da Rohstoffe wie Öl meistens in Dollar abgerechnet werden, ist mit einer derartigen Entwicklung in der Regel Preisdruck an den Rohstoffmärkten verbunden.

Allerdings bestimmen weiterhin die fundamentalen Gegebenheiten das Geschehen auf den Rohstoffmärkten. Für den Ölmarkt bedeutet das nach Einschätzung der Ökonomen der Opec, dass die globale Nachfrage im laufenden Jahr um 4,2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) steigen und damit im dritten Quartal sogar das Niveau von vor dem Beginn der Corona-Pandemie übertreffen dürfte. Damit verbunden sein dürfte eine spürbare Unterversorgung. So veranschlagen beispielsweise die Ökonomen der Opec die Nachfrage nach dem Öl des Kartells im laufenden Jahr auf 28,9 Mill. bpd, während die Opec im Januar 28 Mill. bpd gefördert hat.

Vor allem aber sieht es derzeit danach aus, dass in der neuen Handelswoche und der Zeit danach Geopolitik für einen Anstieg des Ölpreises sorgen könnte. Die Analysten der amerikanischen Großbank J.P. Morgan halten es für wahrscheinlich, dass im Fall einer Eskalation in der Ukraine-Krise der Ölpreis bis auf 120 Dollar je Barrel klettern könnte. Nach einer solchen Eskalation sieht es derzeit aus. So verlegt die ukrainische Armee zunehmend schwere Waffen an die Waffenstillstandslinie zu der von den Separatisten verwalteten Donbass-Region, während die russische Armee nun erstmals ernsthaft Truppen mit geeigneter Bewaffnung zusammenzieht und auch in der Exklave Kaliningrad stationiert. Eine erhebliche Eskalation stellt auch dar, dass die amerikanische Regierung jetzt sämtliche US-Staatsbürger dazu aufgefordert hat, die Ukraine zu verlassen. Auf ganz aktuelle Kriegsvorbereitungen hat auch öffentlich der Chef des russischen Auslandsgeheimdiensts SVR hingewiesen.

Zwar hat die Nato ständig betont, dass sie nicht in einen Krieg militärisch eingreifen wird. Allerdings würden auch schon finanzielle Sanktionen gegen den wichtigen Rohstofflieferanten Russland auf einigen Märkten für Turbulenzen sorgen.

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