Geschlossene Fonds steigern Absatz um 47 Prozent

Nach dem Einbruch 2018 läuft das Geschäft mit Sachwerten wieder besser - Crowdinvestments gefragt

Geschlossene Fonds steigern Absatz um 47 Prozent

wbr Frankfurt – Der Markt für Sachwerteinvestments in Deutschland hat sich 2019 deutlich erholt. Insbesondere im Bereich der geschlossenen Publikumsfonds erzielten die Anbieter höhere Platzierungsergebnisse. Neben den geschlossenen Fonds umfasst der Privatanlegermarkt für Sachwerteinvestments auch Vermögensanlagen. In diesem Segment kam es anders als bei den geschlossenen Fonds nur zu einem Plus von 5,2 %. Zu diesen Ergebnissen kommt die Marktstudie “Geschlossene Publikumsfonds AIF und Vermögensanlagen”, die das Internetportal Investmentcheck jährlich veröffentlicht.Geschlossene Fonds erzielten im vergangenen Jahr einen Platzierungserlös von 1,5 Mill. Euro. Das ist ein Zuwachs von 46,6 % im Vergleich zum Vorjahr. 2018 hatte es bei geschlossenen Fonds einen Rückgang gegeben; im Vergleich zu 2017 war das Geschäft um 32,8 % eingebrochen. Zu den besseren Absätzen im Jahr 2019 trug unter anderem bei, dass der Anbieter Jamestown nach einer Pause 2018 im vergangenen Jahr wieder am Markt aktiv war. Die Gesellschaft zählte im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 zu den platzierungsstärksten Unternehmen. Im abgelaufenen Jahr konnte sie 132 Mill. Euro absetzen. Für 2020 vermeldet Jamestown ein schon jetzt höheres Volumen; man sei in den “ersten Wochen überrannt worden mit Zeichnungen”. Marktführer wurde 2019 Wealthcap, ein Unternehmen der Unicredit-Gruppe, die auf einen Marktanteil von 15,5 % kommt. “Die Zahl für 2019 enthält allerdings eine gewisse Unsicherheit, da der Anbieter wie schon im Vorjahr keine Platzierungszahlen bekannt gibt”, kritisiert Stefan Loipfinger, Betreiber von Investmentcheck.Unverändert dominiert im Bereich der geschlossenen Fonds die Assetklasse Immobilien, in die knapp 80 % der Sachwerteinvestments fließen. Inländische Immobilien machen 59 % aus, der Anteil ausländischer Immobilieninvestments beläuft sich auf 22,6 %. In das Segment Private Equity flossen im vergangenen Jahr 13,3 %, die restlichen Bereiche wie Energiegewinnung, Zweitmarkt für Fondsanteile, Infrastruktur und Flugzeuge spielten nur eine untergeordnete Rolle.Bei den Werten ist zu beachten, dass diese nicht mit Emissionszahlen zu vergleichen sind. So nennt die Ratingagentur Scope für 2019 einen Wert von 1,24 Mrd. Euro und einen Zuwachs von 12,1 %. Der Unterschied erklärt sich in der Erhebungsmethode. Während Loipfinger das platzierte Kapital ermittelt, beziehen sich die Angaben bei Scope auf das Emissionsvolumen 2019 – also Planzahlen. Platzierungszahlen veröffentlicht die Ratingagentur im März. Vermögensanlagen stagnierenIm Segment der weniger stark regulierten Vermögensanlagen, bei denen es keine BaFin-Aufsicht gibt und die dem grauen Kapitalmarkt zugerechnet werden, gab es eine leichte Erholung bei den Platzierungszahlen. Der Markt war in den vergangenen Jahren durch die Insolvenz des Containeranbieters P&R in Misskredit geraten. Container als Direktinvestments sind, so Loipfinger, mittlerweile aus dem Angebot verschwunden. Nun scheint der durch die Containerpleite verursachte Absatzrückgang gestoppt. Beim Blick auf die Zahlen zeigt sich aber immer noch ein deutlicher P&R-Effekt. In den vergangenen vier Jahren hatte sich das platzierte Kapital in etwa halbiert und konnte erst 2019 wieder etwas gesteigert werden. Das Containergeschäft ist tot Das Containergeschäft war bis 2017 dominant und machte im Jahr 2016 fast 60 % des platzierten Kapitals bei Vermögensanlagen aus, schreibt Loipfinger. An diesen Absatzzahlen lässt sich der P&R-Effekt ablesen. Während 2015 das platzierte Kapital bei Vermögensanlagen noch bei knapp 2 Mrd. Euro lag (davon 830 Mill. P&R), ist das Volumen mittlerweile in etwa auf die Hälfte zurückgegangen. Rechnet man P&R heraus, hätte es von 2016 bis 2019 einen kontinuierlichen Anstieg bei den Vermögensanlagen gegeben, so die Analyse. Erst 2019 gab es wieder einen Zuwachs.Zum Wachstum bei Vermögensanlagen trugen im Wesentlichen Schwarmfinanzierungen, also über Plattformen vertriebene Crowdinvestments, bei. Die Vermittlung von Sachwertanlagen über Internetplattformen in kleiner Stückelung erlebt weiterhin einen starken Zulauf. Im Jahr 2019 erreichte der Marktanteil der Crowdinvestments 33 % aller Vermögensanlagen, obgleich die einzelne Investitionssumme im Durchschnitt nur 1 200 Euro beträgt. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Zeichnungssumme bei einem geschlossenen Fonds lag im vergangenen Jahr bei 44 000 Euro.Der anhaltende Trend zu Crowd-investments zeigt sich auch darin, dass bei den großen Anbietern bereits an dritter Stelle eine Internetplattform rangiert. Die Exporo-Zinsland-Gruppe schaffte es 2019 auf 10,2 % Marktanteil. Ein Blick auf die konkreten Produkte zeigt, dass 2019 auch bei Schwarmfinanzierungen Immobilien mit 78 % vorn liegen – in dieser Hinsicht gleichen Crowdinvestments also geschlossenen Fonds.