Ausblick

Gewinne treiben Dax an

Hohe Gewinne der Unternehmen sorgen derzeit für die Fortsetzung der Rally am Aktienmarkt.

Gewinne treiben Dax an

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

An den vergangenen fünf Handelstagen hat der Dax an nicht weniger als vier Tagen ein Rekordhoch markiert. Zwar ist die Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt nicht als rasant, sondern eher als gemächlich zu bezeichnen. Dennoch ist die Stimmung am Markt bemerkenswert, wenn man berücksichtigt, dass sich Europa inmitten der vierten Pandemiewelle befindet. Damit zeichnet sich ab, dass die Regierungen die Seuche nicht in den Griff bekommen, „Long Covid“ ist damit für die Volkswirtschaften längst eine Realität geworden. Inzwischen gibt es auch wieder Lockdowns, die in einigen Fällen wie in Österreich nicht nur Ungeimpfte betreffen, sondern auch Geimpfte. Allerorten sind die Gegenmaßnahmen der Regierungen aber so zugeschnitten, dass Unternehmen kaum betroffen sind, auch wenn darunter die seuchenpolizeiliche Effizienz der Maßnahmen leidet. Damit wird Covid-19 zum Problem hauptsächlich für einige Branchen wie Dienstleistungen, die kaum börsennotiert sind, sowie für niedrigere Einkommensgruppen, deren rückläufiger Konsum aber durch höhere Ausgaben von Besserverdienenden ausgeglichen wird.

Keine Übertreibung

Den meisten am Aktienmarkt vertretenen Branchen geht es hingegen blendend. So weist Analyst Markus Waller von der Commerzbank darauf hin, dass im Rahmen der Rekordfahrt an den Aktienmärkten auch die Bewertung vieler Dax-Unternehmen gestiegen sei. „Eine breit angelegte Übertreibung ist aber weiterhin nicht zu erkennen, da ein großer Teil der seit Jahresbeginn zu verzeichnenden Kursgewinne durch höhere Gewinnerwartungen ausgeglichen wurden“, betont er. Nur bei vier Dax-Unternehmen, nämlich Infineon, Merck, Puma und Siemens, befinde sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) momentan auf einem Höchststand oder in der Nähe des Hochs der vergangenen 15 Jahre.

Der Hauptgrund dafür, dass die Bewertungen nicht stark gestiegen sind, ist die ausgesprochen positive Entwicklung der Unternehmensgewinne. So merkt Sven Streibel, Analyst bei der DZBank, an, bei den jüngsten Ergebnisvorlagen habe es sich um eine „Berichtssaison wie aus dem Bilderbuch“ gehandelt. Das Wachstum der Quartalsgewinne je Aktie habe in Europa gemessen am Stoxx Europe 600 im Vorjahresvergleich ansehnliche 60,4% betragen. Selbst ohne den volatilen Energiesektor seien es noch 45,5% gewesen. Damit werden sogar die USA übertroffen, denn gemessen am Benchmark-Index S&P500 lag dort das Gewinnwachstum je Aktie bei 41,5%, bzw. ohne den Energiesektor bei 33,2%. Diese Ergebnisse seien insbesondere vor dem Hintergrund der oft diskutierten wirtschaftlichen Hemmnisse wie den Corona-Neuinfektionen, der Rohstoffinflation, der Materialknappheit und der Lieferengpässe beachtlich. Sie zeigten, dass die Mehrheit der Analysten zu wenig Vertrauen in die ökonomische Wirtschaftskraft sowohl von Old als auch New Economy habe und daher zu viel Pessimismus in die Vorhersagen einfließen lasse. Des Weiteren lasse sich erkennen, dass auf ein begrenztes Angebot eine anhaltend starke Nachfrage treffe. Allerdings hat der Dax das Jahresendziel der DZBank von 15700 Punkten mittlerweile schon hinter sich gelassen.

Wichtige Daten

In der neuen Börsenwoche steht eine ganze Reihe wichtiger volkswirtschaftlicher Daten auf dem Programm. Am Dienstag sind es die Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone, die nach Einschätzung der Ökonomen der Commerzbank meist leicht rückläufig sein dürften, aber sich immer noch deutlich oberhalb der Marke von 50 aufhalten sollen, deren Unterschreiten eine Kontraktion der betrachteten Sektoren anzeigt. Am Mittwoch folgt dann der vielbeachtete Ifo-Geschäftsklimaindex, für den ein leichter Rückgang erwartet wird.

Ebenfalls am Mittwoch gibt es das amerikanische Bruttoinlandsprodukt, dessen Anstieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf 2,2 % nach 2% im zweiten Quartal geklettert sein soll, wie die Commerzbank erwartet. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt, das am Donnerstag auf dem Programm steht, dürfte wie schon im zweiten Quartal um 1,8% gestiegen sein.

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