IM INTERVIEW: ROD RINGROW, INVESCO

Gold als Alternative zu Fixed Income

Invescos Head of Official Institutions macht Interesse von Notenbanken aus

Gold als Alternative zu Fixed Income

Zentralbanken haben Gold als möglichen Ersatz für Staatsanleihen mit niedriger oder negativer Verzinsung identifiziert. Rod Ringrow, der bei Invesco für Kunden wie Staatsfonds und Notenbanken verantwortlich ist, sieht Potenzial für Gold-ETFs. Herr Ringrow, warum interessieren sich Notenbanken wieder für Gold?Bei den Zentralbanken ist der wesentliche Trend, dass sie Gold als potenziellen Ersatz oder Alternative zu Staatsanleihen mit niedriger oder negativer Verzinsung attraktiv finden. Früher hatten sie Gold in ihren Tresoren, um die Währung zu decken. Nun sehen sie die niedrige Korrelation von Gold mit anderen Zentralbankassets. Gold ist liquide. Wie stark ist der Trend?Fünf von zehn Notenbanken betrachten Gold als potenzielle Alternative zu Fixed Income. Im Schnitt beträgt der Goldanteil an den Zentralbankreserven jetzt 4,8 %. 2019 waren es 4,2 %. Zentralbanken beginnen auch, sich vom Dollar wegzubewegen. Es gibt bereits eine lange Diskussion über den Bedeutungsverlust des Dollar als Reservewährung. Was ist da dran?Wir haben beobachtet, dass vier Fünftel der Notenbanken, die ihre Goldallokation erhöhen, dafür bestehende Dollar-Assets einsetzen. Das deutet ein bisschen darauf hin, dass sie die Abhängigkeit vom Dollar verringern wollen. Das Gerede vom Niedergang des Dollar ist jedoch übertrieben. Während der Pandemie hat der Wunsch nach Liquidität wieder alle in den Dollar getrieben. Und Staatsfonds?Staatsfonds sind traditionell langfristig orientierte Investoren und haben einen entsprechenden Zeithorizont. Und tatsächlich haben nur 15 % eine Allokation zu Gold vorgenommen. Für die Staatsfonds ist das eine heranwachsende Assetklasse, die sie eher ganz traditionell als Absicherung gegen Inflations- und Extremrisiken denn als Ersatz für niedrigverzinsliche Staatsanleihen sehen. Wie groß ist das Interesse?Von den von uns befragten Fonds wollten 23 % ihre Goldpositionen ausweiten, bei den Notenbanken waren es 18 %. Kauft man Barren oder Verbriefungen?Traditionell haben Zentralbanken physisches Gold gekauft. Staatsfonds sehen sich viel stärker die Alternativen dazu an, etwa mit Gold unterlegte ETFs, Swaps und Futures. Die wachsende Liquidität dieser Alternativen hat zu dieser Neubewertung von Gold geführt und dazu, dass man darüber nachdenkt, es dem Portfolio hinzuzufügen. Wenn man sich das tägliche Handelsvolumen ansieht, entspricht die Liquidität etwa der von S&P-500-Wertpapieren. Gold wird fast so stark gehandelt wie ein- bis dreijährige Treasuries. Was spricht für verbrieftes Gold?Für Zentralbanken bieten ETFs einen Weg, anonym am Markt zu agieren. Schließlich gibt es eine Menge politischer Implikationen, wenn Notenbanken Gold kaufen oder veräußern. Man muss nur daran denken, wie Gordon Brown die britischen Goldreserven zu Tiefstpreisen verkleinerte. Werden die Transaktionen nicht so oder so öffentlich?Zentralbanken müssten die Käufe/Verkäufe später offenlegen. Aber die Möglichkeit, mit Gold-ETFs am Markt anonym zu handeln, ist viel größer. Man verfügt unmittelbar über Liquidität. Das ist attraktiv. Das Interview führte Andreas Hippin.