Gold-Investmentnachfrage bricht im ersten Quartal ein
xaw Frankfurt
Die globale Goldnachfrage hat im ersten Quartal deutlich nachgegeben. Mit 815,7 Tonnen lag sie nach Angaben der Lobbyorganisation World Gold Council (WGC) 23% unter dem zwischen Januar und März 2020 erreichten Wert. Verantwortlich für den starken Rückgang war vor allem die schwache Investmentnachfrage.
Diese brach gegenüber dem ersten Quartal des vergangenen Jahres um 71% auf 161,6 Tonnen ein, wobei sich die Abflüsse aus goldbesicherten Exchange Traded Funds (ETFs) auf 177,9 Tonnen im Gegenwert von 9,5 Mrd. Dollar summierten. Einen Rückgang in dieser Größenordnung hatte es zuletzt im vierten Quartal 2016 gegeben.
Zinsen im Fokus
Im vergangenen Jahr hatten die Vehikel Rekordzuflüsse verzeichnet, der Goldpreis erreichte folglich ein Allzeithoch von über 2000 Dollar. Nachdem im Januar laut WGC moderate Zuflüsse zu Buche standen, verabschiedeten sich die Investoren ab Februar in Scharen. „Die steigenden Anleiherenditen und der festere Dollar sind stark in den Fokus der Anleger gerückt“, sagt Louise Street, Senior Markets Analyst beim World Gold Council. Gerade Investoren, die vom Preismomentum in das Segment gespült worden seien, hätten Gold-Positionen abgebaut.
„Dies führt aber auch dazu, dass vor allem strategisch ausgerichtete Investoren übrig bleiben, was dem Markt nun höhere Stabilität verleihen sollte“, führt Street aus. Zudem blieben die Zinsniveaus im historischen Vergleich enorm niedrig – erst wenn die US-Realzinsen auf über 2% stiegen, werde dies zur langfristigen Belastung für die Goldnachfrage.
Während der Großteil des Mittelschwunds auf nordamerikanische ETFs zurückzuführen ist, waren Investitionen in Goldbarren und -Münzen in den USA äußerst gefragt„ Die Nachfrage stieg gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres um 77% auf 26,3 Tonnen. Die Privatinvestoren nutzten dabei laut WGC den Rückgang des Goldpreises in den ersten Jahresmonaten 2021 zum Einstieg. Auch global legte die Nachfrage nach Barren und Münzen mit einem Plus von 36% auf 339,5 Tonnen kräftig zu.
Die globale Schmucknachfrage trägt ebenfalls dazu bei, das Bild etwas aufzuhellen. Im Zuge der wachsenden Hoffnung auf ein Überwinden der Coronakrise legte sie um 52% auf 477,4 Tonnen zu. „Der Anstieg des Goldpreises auf Jahresfrist hat dabei einen höheren Gegenwert des verkauften Schmucks nach sich gezogen“, sagt Street. Dieser fiel mit 27,5 Mrd. Dollar so hoch aus wie in keinem ersten Quartal seit 2013.
China und Indien waren dabei laut WGC erneut die Motoren des Wachstums. Die beiden Staaten sind mit Abstand die größten Goldmärkte und haben starken Einfluss auf die globale Nachfrage. „Der starke Anstieg der Corona-Neuinfektionen in Indien wird sich daher im zweiten Quartal bemerkbar machen“, sagt Street.
Hinsichtlich der Zentralbankkäufe ergibt sich ein gemischtes Bild: Zwar lagen sie mit 95 Tonnen 23% unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, aber 20% über dem im vierten Quartal 2020 erreichten Wert. Der größte Nettokäufer war Ungarn, das seine Goldreserven mit dem Erwerb von 63 Tonnen des Edelmetalls verdreifachte. „Zentralbanken in der Region sehen Gold weiter als effektive Risikoabsicherung und Diversifikationsmöglichkeit, was ein ermutigendes Signal ist“, kommentiert Street.