Ausblick

Goldilocks ist an den Märkten zurück

Die Aussichten an den Märkten haben sich durch die niedrige US-Teuerung klar gebessert. Die Party bei Tech-Aktien wie Microsoft und SAP dürfte weiter gehen.

Goldilocks ist an den Märkten zurück

Ausblick

Goldilocks ist zurück

Die Aussichten an den Märkten haben sich durch die niedrige US-Teuerung klar gebessert

wrü Frankfurt

„Goldlöckchen meldet sich zurück“, so bringt es die Helaba in ihrem Wochenausblick treffend auf den Punkt. Denn an den Märkten stellt sich anscheinend wieder ein perfektes Goldilocks-Szenario mit niedriger Inflation, niedrigen Zinsen und moderatem Wachstum ein. Auslöser der deutlichen Aufwärtsbewegung an den Aktien- und Anleihemärkten und der deutlich positiveren Beurteilung der Perspektiven an den Kapitalmärkten waren die US-Verbraucherpreise, die mit 3% im Juni geringer angestiegen sind als erwartet. Zusätzlich wurde die Entspannung an der Preisfront durch den mit 0,1% äußerst geringen Anstieg der US-Erzeugerpreise bestätigt. Für die Finanzmärkte seien diese Zahlen die Bestätigung von Goldilocks gewesen, so die Helaba. „Die Fed hat mit Zinsanhebungen von 500 Basispunkten die Teuerung unter Kontrolle gebracht bei gleichzeitig weicher Landung der US-Wirtschaft.“

Insgesamt haben sich durch die jüngsten Teuerungszahlen die Rahmenbedingungen für die Märkte deutlich gebessert. Die US-Inflation erscheint unter Kontrolle, eine Zinspause der Fed zunehmend wahrscheinlicher. Und selbst wenn die Fed noch ein- oder vielleicht auch zweimal die Zinsen anheben sollte, so dürfte der Zeitpunkt doch näher rücken, an dem die US-Notenbank wieder senkt. Zudem könnte sich der Euro, da die EZB zunächst noch weiter straffen wird, gegenüber dem Dollar vielleicht noch etwas befestigen. Und mit der schwächelnden Wirtschaft in Deutschland und der Eurozone dürfte auch in Euroland der Inflationsdruck geringer werden.

Zuletzt waren viele Institutionelle sehr vorsichtig, weil sie eine größere Korrektur an den Aktienmärkten erwarteten. Gerade das könnte jetzt dafür sorgen, dass die Aktienmärkte weiter nach oben laufen. Wobei die Entwicklung keineswegs einheitlich ist. Während bei Big Tech, bei Unternehmen wie Microsoft oder auch SAP, die übrigens am kommenden Donnerstag über ihr zweites Quartal berichten, die Post abgeht, ist bei der Chemie der Wurm drin. Wer BASF-Aktien besitzt, hat zuletzt gelitten und musste jetzt auch noch eine Gewinnwarnung verkraften, anderen Chemiefirmen ging es ähnlich. Und auch die deutsche Autoindustrie läuft nicht oder hat angesichts allzu großer Herausforderungen erst einmal den Rückwärtsgang eingelegt. Diese Entwicklung könnte sich nun fortsetzen, und die Tech-Party verspricht durch die Unterstützung der Zinsseite erst einmal weiterzugehen.

In der kommenden Woche stehen keine allzu wichtigen Preis- und Konjunkturzahlen an. Ob der Inflationsdruck tatsächlich deutlich abebbt, worauf die aktuellen Zahlen hindeuten, wird sich dann erst in mehreren Wochen herausstellen.

Mit dem Blick auf saisonale Muster verweisen Analysten darauf, dass es für die Aktienmärkte ab der zweiten Julihälfte schwieriger wird, bis hin zu Einbrüchen im August oder September. Aufgrund der positiv zu wertenden Inflationszahlen und angesichts der großen Skepsis und vorsichtigen Positionierung der Profis spricht jetzt aber einiges dafür, dass es weiter nach oben geht. Der Dax könnte ein neues Allzeithoch anpeilen, und Tech-Werte wie Microsoft und SAP dürften gefragt bleiben.

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