ICMA-Tagung

Green und Sustainable stark im Fokus der ICMA

Auf der Jahrestagung des Kapitalmarktverbandes ICMA sprachen sich Chair DeFilippo und LSE-Chefin Hoggett für Geschlechterdiversität und die Einbeziehung unterschiedlicher Geschlechter ins Kapitalmarktgeschäft aus.

Green und Sustainable stark im Fokus der ICMA

kjo Wien

Die Kapitalmärkte, insbesondere der Fixed-Income-Bereich, unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie und dem Ukrainekrieg, Inflationsentwicklung und Notenbankreaktionen, Green und Sustainable Finance und der Aspekt des Greenwashing, die Weiterentwicklung der Primär- und Sekundärmärkte für Anleihen sowie das Thema der Geschlechterdiversität in der Kapitalmarkt-Community sind die große Bandbreite an Themen der 54. Jahrestagung der International Capital Market Association (ICMA) gewesen. Sie fand in Wien mit rund 800 Teilnehmern statt.

Konversation ändern

Mandy DeFilippo, seit 2018 Chair des renommierten Kapitalmarktverbandes ICMA sowie Managing Director und Global Head of Risk Management for Fixed Income und Commodities bei Morgan Stanley, hob hervor, wie bemerkenswert gut auf die Pandemie im internationalen Kapitalmarktgeschäft reagiert wurde und das Arbeiten von zu Hause aus eingerichtet wurde. Auch in der Krise sei die ICMA weiter gewachsen. Man habe mittlerweile Mitglieder aus 65 Jurisdiktionen. DeFilippo ist in der Geschichte der ICMA die erste Frau an der Spitze des Verbandes. In einem Dialog mit Julia Hoggett, Chief Executive Officer der London Stock Exchange (LSE), widmeten sich die beiden dem Thema der Geschlechterdiversität und Inklusion im Kapitalmarktgeschäft. Die Ge­schlechterdiversität und die Integration unterschiedlicher Geschlechter im Kapitalmarktgeschäft wurde von DeFilippo und Hoggett als sehr nützlich erachtet. Hoggett ist in der rund 300-jährigen Geschichte der LSE die zweite Frau an der Spitze der LSE, aber sie ist die erste lesbische Frau, die den CEO-Posten der LSE bekleidet. Sie sprach sich dafür aus, diesem Aspekt im Arbeitsalltag mehr Raum zu geben, um diese Entwicklung zu ermöglichen. Die eigene Geschichte zu erzählen sei entscheidend. „Wenn ich meine Geschichte erzähle, dann gebe ich auch anderen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen“, sagte Hoggett. Die Konversation müsste sich dahingehend ändern.

Ein zentrales Thema, das in mehreren Diskussionsrunden auch immer wieder zu Tage trat, war Green und Sustainable Finance, das seit Jahren stark boomt. Hier geht es im Wesentlichen um grüne, soziale und nachhaltige bzw. nachhaltigkeitsgebundene Anleihen (Green und Sustainable Bonds). Alexandra Jour-Schröder, stellvertretende Ge­neraldirektorin bei der Europäischen Kommission und zuständig für Financial Stability, Financial Services und die Kapitalmarktunion, sieht den Markt weiterhin kontinuierlich wachsen. In dem Green Bond Standard sieht sie für den Markt in Zukunft womöglich eine Art Goldstandard. Die Experten zufolge war das Pandemiejahr 2020 ein schwieriges Jahr. Die Emissionen entsprechender Anleihen seien heruntergefahren worden. 2021 ist laut Nicholas Pfaff, stellvertretender CEO und der ICMA und Head of Sustainable Finance bei dem Verband, ein außergewöhnliches Jahr gewesen: „Die Emissionen von Social Bonds sind dramatisch angestiegen“, sagte Pfaff. Auch setzten Emittenten verstärkt auf Sustainability-Linked Bonds. Den Experten zufolge kommen grüne Anleihen derzeit im Schnitt mit einem Greenium – dabei handelt es sich um die Renditedifferenz zwischen grünen und nicht-grünen Anleihen – von 2 bis 3 Basispunkten in den Markt, d.h., die grüne Anleihe wirft eine in dieser Größenordnung niedrigere Rendite ab. Das würde sich später im Sekundärmarkt aber auf eine Greenium von 4 BP und mehr ausweiten.

Becker: Transparenz schaffen

Stark thematisiert wurde im Bereich von Green und Sustainable Finance auch der Aspekt des Greenwashing und der Begebung von grünen Anleihen sowie der Ausrichtung des Emittenten in Richtung grün und nachhaltig. Lange sei es nur wichtig gewesen, grüne Anleihen zu emittieren, während der Emittent aber „braun“ war. Das sei lange nicht entscheidend gewesen, habe sich dann aber zu einem größeren Problem entwickelt, weil der Emittent braun blieb. Es gehe eben darum, sich auch selbst nachhaltig auszurichten. Es wurde in dieser Hinsicht auch mehr Transparenz und Offenlegung gefordert. „Als Marktbetreiber müssen wir dafür sorgen, dass die Investoren in grünen Anleihen mehr Transparenz bekommen für ihre Investmententscheidungen“, hielt etwa Julie Becker, CEO der Luxembourg Stock Exchange (LuxSE) und der Luxembourg Green Exchange auf einem Panel fest.

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