Devisenmärkte

Greenback bleibt 2023 zentrales Thema

Wie geht es weiter mit dem US-Dollar? Diese Frage dürfte 2023 im Mittelpunkt stehen, nachdem der Greenback im nun beinahe abgelaufenen Jahr nahezu die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Greenback bleibt 2023 zentrales Thema

Von Sebastian Sachs *)

Wie geht es weiter mit dem Dollar? Diese Frage dürfte 2023 im Mittelpunkt stehen, nachdem der Greenback im nun beinahe abgelaufenen Jahr nahezu die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Noch bis Mitte Oktober notierte der breite Dollar-Index in ungeahnten Höhen. Aggressives geldpolitisches Tightening in den USA und generelle Nervosität, wohin die Reise geht, haben der US-Devise die Anleger regelrecht in die Arme getrieben. Doch gerade jüngst durften wir das vorerst jähe Ende dieses Höhenfluges beobachten – was nicht heißen soll, dass die Valuta nicht noch immer vergleichsweise hohe Widerstandskraft zeigt. Letztlich geht es beim Blick auf den Dollar, aber auch auf den gesamten Devisenmarkt 2023, darum, was die internationale Geldpolitik – und hier insbesondere die Fed – zu tun (oder eben zu lassen) gedenkt, mit allen konjunkturellen Auswirkungen, wie es mit China weitergeht und ob es der westlichen Allianz möglich sein wird, den Krieg in der Ukraine zu stoppen und in Europa eine Energiekrise zu verhindern. Dazu gesellt sich die Frage nach der allgemeinen Risikoneigung. Wir gehen davon aus, dass der Dollar weiterhin eine entscheidende Rolle spielen wird. Die Entwicklung von Euro/Dollar sollte darüber hinaus Taktgeber für die übrigen Währungsräume sein.

Allerdings prognostizieren wir generell einen deutlich weniger trendgerichteten Handel, sondern etwas mehr Volatilität – vor allem, da die Einflussfaktoren ab Januar nicht mehr so eindeutig sein werden wie in den vergangenen zwölf Monaten. Geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank bleiben der Hauptfokus; und solange die Fed nicht eindeutig kommuniziert, das Ende der Zinsanhebungen erreicht zu haben, solange wird sich auch die US-Devise an ihrer Stärke erfreuen können. Hinzu kommt, dass wir im Jahresverlauf 2023 keine Zinssenkungen durch die amerikanischen Währungshüter erwarten. Letztlich wird es einen mehr oder weniger geldpolitischen Gleichlauf der großen Notenbanken geben.

Und genau aus diesem Grund spielt auch die Frage nach den Liquiditätsbedingungen eine ge­wichtige Rolle. Per saldo verschlechtert sich die Situation mit jedem restriktiven Schritt einer großen Zentralbank. Und in der Vergangenheit haben wir bereits des Öfteren beobachten dürfen, dass der Dollar in einem Umfeld ausdünnender Liquidität einen gewissen Vorteil für sich verbuchen kann. Nachteilig könnte sich für die US-De­vise hingegen auswirken, wenn die „alten“ Probleme, sprich das amerikanische Leistungsbilanzdefizit, die hohe Verschuldung der USA oder auch die Frage nach der internationalen Vormachtstellung des Greenback erneut hochgekocht werden. Doch hierfür dürfte dem Markt im Jahr 2023 wahrscheinlich noch die Ruhe fehlen.

Euro/Dollar sollte sich zumindest in der ersten Jahreshälfte noch vergleichsweise schwach präsentieren. Das hängt vor allem mit der Rezession zusammen, die wir für Deutschland erwarten, aber natürlich auch mit dem Fortgang des Ukraine-Krieges sowie den großen Unwägbarkeiten, die die Energieversorgung über den Winter betreffen. Für das erste Quartal prognostizieren wir einen Rückfall unter die Parität mit einer leichten Erholung hin zur Jahresmitte. Für den weiteren Jahresverlauf sind die Aussichten ebenfalls allenfalls verhalten optimistisch, auch wenn Euro/Dollar bis Ende Dezember 2023 kontinuierlich klettern sollte.

Letztlich sind es die fehlenden Kapitalströme nach Europa, die uns skeptisch in die Euro-Zukunft blicken lassen. Zudem wird die EZB bis zum von uns prognostizierten Hoch im Mai die Leitzinsen deutlich weniger angehoben haben als ihr US-Pendant. Und dies wirkt sich auch längerfristig durch höhere Attraktivität des amerikanischen Govie-Marktes aus.

Von allen anderen Währungen ist im kommenden Jahr wohl die Entwicklung des Yen, des Yuan und des Pfundes am interessantesten. Für die japanische Währung kann unseres Erachtens wenigstens eine leichte Erholung erwartet werden – nachdem 2022 ein Jahr zum Vergessen war und Dollar/Yen zwischenzeitlich das höchste Niveau seit 1990 erreicht hatte. Allerdings hängt für das Währungspaar nahezu alles am zukünftigen Verhalten der Bank of Japan. Und hier können wir leider nicht viel Hoffnung verbreiten, dass eine markante Abweichung vom extrem expansiven Pfad zu erwarten ist. Allerdings endet die Amtszeit von Notenbankchef Haruhiko Kuroda am 8. April, und mit einem möglichen Nachfolger dürften bestimmt Spekulationen um die zukünftige Ausrichtung aufkommen – und vielleicht zumindest verbale Action. Auch weitere Interventionen sind nicht auszuschließen, insbesondere in Phasen der erwarteten Dollar-Stärke im ersten Halbjahr. Dennoch sollte der Rückgang von Dollar/Yen keinesfalls zu kräftig ausfallen. Auch für den chinesischen Yuan stehen die Zeichen erst einmal auf Erholung – allerdings wohl ebenfalls in einer sehr verhaltenen Form, da wir mit Blick auf die chinesische Konjunktur vergleichsweise skeptisch gestimmt sind. Damit bleiben wir auch 2023 auf Niveaus, die zwar im kurzfristigen historischen Vergleich noch immer auf einen eher schwachen Yuan schließen lassen (was ja auch unsere Intention ist); doch der Blick etwas länger zurück lässt schon erkennen, dass beispielsweise der Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre ebenfalls nur leicht unter den aktuellen Marken zu finden ist. Dem Dollar richtig gefährlich werden dürfte die chinesische Valuta zumindest im kommenden Jahr demzufolge noch nicht.

Vorteil beim Euro

Das Pfund sollte im kommenden Jahr allenfalls gegen den Dollar etwas stärker werden, zum Euro liegen die Vorteile unserer Meinung nach ganz klar auf Seiten der Einheitswährung. Insbesondere die konjunkturellen Herausforderungen, denen sich die Insel in den kommenden Jahren gegenübersehen wird, dürften das Sentiment für die britische Valuta belasten. Zudem kann auch geldpolitisch keine wirkliche Unterstützung mehr erwartet werden – eher das Gegenteil. Und zu guter Letzt ist dann auch noch das immerwährende politische Chaos in London ein wichtiges Puzzlesteinchen für eine enttäuschende Performance. Für den Dollar-Block erwarten wir eine ziemlich gleichgerichtete Entwicklung, sprich eine kontinuierliche Aufwertung von australischem, neuseeländischem und kanadischen Dollar gegen den Greenback. Da wir allerdings in Australien und Neuseeland eine nach wie vor hohe Abhängigkeit von der Entwicklung in China erkennen, sollte der Loonie in diesem Trio die stärkste Performance aufweisen.

Bleibt Skandinavien: Die norwegische und die schwedische Krone haben sich 2022 (wieder einmal) von ihrer schwachen Seite gezeigt. Als Währungen mit ohnehin nur geringer Liquidität stehen sie im Zeichen erhöhter Risikoaversion traditionell besonders unter Beschuss. Für das kommende Jahr sind wir folglich auch nur verhalten positiv gestimmt, da unseres Erachtens das gesamte Marktumfeld eher angespannt bleiben dürfte. Aufgrund Unterstützung von der Rohstoffseite sind unsere Prognosen für die norwegische Krone leicht optimistischer.

*) Sebastian Sachs ist Finanzanalyst FI/FX beim Bankhaus Metzler.

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