Halbjährliche Dividenden gefordert

Meag-Geschäftsführer rät zu Aktien - Deutschland ein "Sonderfall"

Halbjährliche Dividenden gefordert

dm Frankfurt – Der Vermögensverwalter des Versicherers Munich Re, Meag, rät Privatinvestoren, trotz des gestiegenen Kursniveaus auf dividendenstarke Aktien insbesondere aus Europa zu setzen. “Sie sind unserer Meinung nach im Rahmen der Gesamtmarktbewertung eher günstig bewertet”, meint Meag-Geschäftsführer Holger Kerzel im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Für Privatanleger, die angesichts des allgemeinen Zinsniveaus zusätzliche Ausschüttungen benötigen, ihr Kapital aber nicht anrühren möchten, könnten Werte mit hohen Ausschüttungen attraktiv sein, so Kerzel. Hohe Dividendenrenditen könnten dabei auf eine Unterbewertung hinweisen. Allerdings hält Kerzel die Dividendenrenditen von Versorgern europaweit für “nicht nachhaltig”.Gefallen findet der Aktienexperte an Vertretern traditionell stabiler Geschäftsmodelle wie langlebige Konsumgüter, aber auch an einigen Chemiewerten. Aktienrückkäufe als eine Form der Kapitalrückgabe sind für Meag von untergeordneter Bedeutung. Kerzel sieht hier Unterschiede zu den Vereinigten Staaten: “Pensionsfonds und langfristige Anleger sind in Europa auch viel stärker an Kuponzahlungen und regelmäßigen ordentlichen Erträgen interessiert als institutionelle Investoren in den USA.”Kerzel regt an, dass sich deutsche Unternehmen internationalen Gepflogenheiten anpassen könnten: Deutschland sei ein “Sonderfall”, weil gelistete Unternehmen nur einmal pro Jahr und nicht unterjährig – halbjährlich oder quartalsweise – Dividenden zahlen. “Es wäre in diesem Kontext vorteilhafter, wenn es halbjährliche Zahlungen geben würde”, sagt Kerzel und ergänzt: “Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei einer Umfrage unter deutschen Investoren eine Mehrheit für halbjährliche Ausschüttungen zu finden wäre.”Die immer stärker in den Negativbereich fallenden Zinsen führen dabei in der Unternehmensbewertung zu Herausforderungen. “Negativzinsen sind bei der Diskontierung von Zahlungsströmen in einem Modell zur Unternehmensbewertung logisch einfach nicht vorgesehen”, so Kerzel. Für die Zeitperioden mit negativen Zinsen verwende Meag deshalb einen Diskontierungsfaktor von mindestens 1, schließe also negative Zinsen in der Diskontierung aus.—– Interview Seite 13