Helaba für den Aktienmarkt sehr zuversichtlich
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtTrotz anhaltender Unsicherheiten ist die gerade beendete Handelswoche am Aktienmarkt erfreulich verlaufen. Der Dax legte um fast 3 % zu, der Euro Stoxx 50 um etwas mehr als 2 %. Mit Blick auf die Unwägbarkeiten darf das als sehr positiv gewertet werden. Allerdings lässt sich einwenden, dass einige Risiken möglicherweise zu gering eingeschätzt werden. So zeigten sich die Marktteilnehmer während der dreitägigen Gespräche zwischen den USA und China zur Beilegung des Handelskonflikts sehr optimistisch und blendeten damit die nach wie vor großen Differenzen zwischen den beiden Großmächten aus. Als die Gespräche dann scheiterten, wurde das am Markt mit einem Achselzucken und nicht, was angesichts der kräftigen Kursgewinne an den vorherigen Handelstagen denkbar gewesen wäre, mit einem Kurssturz quittiert. Möglicherweise werden auch die Konjunkturrisiken unterschätzt, wobei auffällt, dass führende Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in den vergangenen Tagen ihren Tonfall geändert haben und nun deutlich besorgter wirken. Ob es wirklich noch zu den für das laufende Jahr von der Fed avisierten zwei Leitzinserhöhungen kommt, darf angesichts der jüngsten Hinweise der Notenbanker bezweifelt werden.Andererseits zeigen sich viele Analysten und Ökonomen derzeit recht zuversichtlich. So merkt beispielsweise Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, an, die Rezessionssorgen an den Märkten und der gegenwärtige Pessimismus seien übertrieben: “Zwar dürfte die Konjunktur in den wichtigsten Ländern 2019 etwas an Schwung verlieren, mit dem Absturz in eine Rezession müssen wir jedoch nicht rechnen”, ist er überzeugt. Eine Wachstumsabkühlung käme für Deutschland, aber auch für die US-Wirtschaft eher einer Normalisierung gleich und wäre nicht weiter beunruhigend, betont er. Bei der DZ Bank ist man auch für den Aktienmarkt optimistisch gestimmt. 2019 werde sich die Lage an den Aktienmärkten wieder entspannen, wenn auch nicht direkt zu Jahresbeginn. Sofern die Krisen nicht weiter eskalierten, werde der Dax 2019 in Richtung von 12 000 Punkten steigen und der S&P 500 auf 3 000 Punkte, erwartet Aktienstratege Christian Kahler. Das globale Wirtschaftswachstum bleibe mit 3,6 % trotz regionaler Probleme auf Kurs, die Unternehmensgewinne in den USA und hierzulande würden noch etwas wachsen.Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist man deutlich zuversichtlicher: “Die Stimmung ist schlecht, und das ist gut”, gibt Aktienstratege Markus Reinwand als Parole aus. Was auf den ersten Blick befremdlich, vielleicht sogar widersinnig wirken möge, sei ein wichtiger Baustein für den Anlageerfolg. Schließlich seien die Ertragsaussichten für Aktien umso besser, je niedriger die Bewertung sei. Das sei meist dann der Fall, wenn die Anleger ein vergleichsweise pessimistisches Bild hinsichtlich der Wachstums- und Gewinnaussichten hegten. Reinwand geht schon für das erste Quartal von einem Stand des Dax von 12 300 Punkten aus. Per Ende des laufenden Jahres rechnet er mit einem Indexniveau von 13 200 Zählern.In der neuen Börsenwoche steht erneut der Brexit im Mittelpunkt des Interesses. Am Dienstag soll das Parlament über das mit der EU ausgehandelte Austrittsabkommen abstimmen. Der Ausgang ist ungewiss. Nach Ansicht vieler Beobachter sind die Chancen von Premierministerin Theresa May gegenüber der abgesagten Abstimmung vom Dezember nicht spürbar gestiegen.