Rückzüge

Immer mehr Unternehmen verlassen Börse Mailand

Die Flut von Delistings an der Mailänder Börse setzt sich fort. Gleich mehrere Unternehmen kehren dem Aktienmarkt den Rücken. Viele mit einem IPO verbundenen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt.

Immer mehr Unternehmen verlassen Börse Mailand

bl Mailand

Die Delistings von der Mailänder Börse gehen weiter. Nach dem Bologneser Anlagenbauer Ima, der Kaffeegruppe Massimo Zanetti Beverage (Segafredo), dem Hersteller von Spezialtraktoren Carraro und dem Verpackungsproduzenten Guala verlässt jetzt Reno De Medici (RDM), Hersteller von Verpackungen aus Recyclingmaterial, den Aktienmarkt. Investoren suchen Anlagemöglichkeiten und wollen freie Hand zu haben. Laut Raffaele Jerusalmi, CEO der Börse Mailand, verlassen „jedes Jahr durchschnittlich 7 bis 8% der börsennotierten Unternehmen den Aktienmarkt“. Diese Entwicklung beschleunige sich. Italien ist aus Investorensicht stabiler und interessanter geworden.

Die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management übernimmt von Cascades und der kanadischen Caisse de dépôt et placement du Québec eine Mehrheit von 67% an Reno De Medici. Die Operation soll bis Ende des dritten Quartals abgeschlossen werden. Anschließend will der neue Aktionär den restlichen Anteilseignern ein Übernahmeangebot unterbreiten mit dem Ziel, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. RDM will Plastik durch leichter abbaubares Recyclingmaterial ersetzen.

Erst Anfang des Jahres war der Verpackungsspezialist Ima von der Börse genommen worden. Das multinationale Unternehmen war zuvor mehrheitlich von der Private-Equity-Gesellschaft BC Partners erworben worden.

Massimo Zanetti Beverage (MZB) hatte sich ebenfalls für ein Delisting entschieden. Aus Sicht des Mehrheitseigners, der Familie Zanetti, hatten sich die mit dem Börsengang des Kaffeeproduzenten 2015 verbundenen Hoffnungen nicht erfüllt. Ähnlich waren die Motive der Familie Carraro für den Rückzug.

Zahlreiche Übernahmen

Im Mai hatte die Infrastrukturholding ASTM den Aktienmarkt verlassen – nach einem Übernahmeangebot der Familie Gavio und des französischen Fonds Ardian. Ein Übernahmeangebot des Fonds NB Renaissance für das Agrochemie-Unternehmen Sicit dürfte nach der Aufstockung der Offerte die Zustimmung von mehr als 90% des Kapitals erhalten und den Rückzug der Gesellschaft von der Börse einleiten.

Auch die Ubi Banca (nach der Übernahme durch Intesa Sanpaolo) wurde von der Börse genommen. Gleiches steht dem Credito Valtellinese (Creval) bevor, der von Crédit Agricole geschluckt wird. Weitere Delistings stehen bevor. Die von der amerikanischen Gowan Company kontrollierte Crop Demetra hat Isagro eine Offerte unterbreitet. Und die britische Ion Group des Unternehmers Andrea Pignataro bietet 9,5 Euro je Aktie für die Cerved-Gruppe. Der spanische Infrastrukturfonds Asterion will den Aktionären der Telekom-Gruppe Retelit 2,85 Euro je Aktie zahlen, um mit einer unabhängigen Digitalplattform Zugang zum italienischen Markt zu erhalten.