Victor Zhang

Impact-Strategie mit Gesundheits­werten

American Century Investments sieht Big Data und künstliche Intelligenz als Treiber für Heathcare. Der Sektor ist der Bereich, in dem das Fondshaus seine erste Impact-Strategie lanciert hat.

Impact-Strategie mit Gesundheits­werten

wbr Frankfurt

Aus Sicht der Fondsgesellschaft American Century Investments befinden sich die Aktienmärkte in diesem Jahr in einer Übergangsphase. Es werde weniger Liquidität geben als 2021 bei gleichzeitig höheren Leitzinsen, nicht nur in den USA. „In einer Phase, in der die Covid-Pandemie ausläuft, werden die Unternehmensgewinne zwar noch wachsen, aber nicht mehr so stark wie im vergangenen Jahr“, sagt Victor Zhang, Anlagechef der Gesellschaft.

Für Zhang kehren die Märkte zu mehr Normalität zurück, bei erhöhter Inflation. „Für Investoren bedeutet das, dass sie ausgeglichener anlegen sollten.“ American Century ist ein Assetmanager, der zur Nomura-Gruppe gehört und mehr als 250 Mrd. Dollar verwaltet. „Nach langen Perioden starker Performance neigen Anleger dazu, die normale Marktdynamik aus den Augen zu verlieren“, warnt Zhang. „Volatilität gehört für Anleger zum Alltag.“

Großes Interesse

Die Hartnäckigkeit von Covid-19 muss Zhang in seine Strategie miteinbeziehen. „Obwohl einige Daten darauf hindeuten, dass die Auswirkungen der Omikron-Variante abklingen, sorgt die Pandemie weiterhin für Gegenwind“, sagt der Aktienexperte. Für ihn habe Corona auch positive Aspekte. „Seit Ausbruch der Pandemie gibt es mehr und mehr Menschen, die sich mit der Gesundheitsbranche beschäftigen.“ Es sei mittlerweile einfacher, Investoren vom Thema zu überzeugen.

Der Gesundheitssektor ist der Bereich, in dem American Century seine erste Impact-Strategie lanciert hat und mit Investments positive Wirkungen erzielen will. „Unternehmen, in die wir investieren, sollen über Produkte oder Dienstleistungen dazu beitragen, die Welt im Gesundheitsbereich zu verbessern. Das muss auch in den Geschäftsmodellen der Unternehmen festgeschrieben sein“, sagt Zhang. Sein Haus sieht den Ansatz im Kontext mit den Nachhaltigkeitszielen der UN, konkret dem Ziel 3: „Good Health and Wellbeing“, also gesundes Leben und gesunde Lebensweise fördern.

„Ein Bereich in der Strategie ist die Genomforschung verbunden mit dem Ziel, die Kosten im Gesundheitsbereich zu senken und Medikamente speziell zuzuschneiden“, sagt der American-Century-CIO. Ein zweiter Bereich sei die Digitalisierung, bei dem es um Service und Ausstattung in der Branche gehe. Das dritte Thema sei künstliche Intelligenz. „Wir suchen also Pharmafirmen, die Big Data nutzen, um die Forschung voranzutreiben und damit beispielsweise in der Krebsforschung neue Medikamente zu entwickeln.“

Ein Beispiel für ein Impact-Investment sei Dexcom, deren Technologie eine bequeme 24-Stunden-Überwachung von Diabetes-Patienten ermögliche und damit die Lebensqualität verbessere. Ein anderes sei Gilead Sciences. Das Unternehmen habe mit Remdesivir das erste Medikament zur Behandlung von Covid-19 entwickelt und es zu sehr niedrigen Kosten auch den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt. Unitedhealth Group wiederum, der größte US-Krankenversicherer, setze stark auf Prävention statt auf Behandlung. Deren innovatives Vergütungsmodell belohne den Arzt auf der Grundlage der Gesundheit des Patienten und nicht für jede erbrachte Leistung.

Gegenwind für Tech-Aktien

Für Victor Zhang wird bei der Auswahl der Titel die Qualität immer wichtiger. „Da kommt der Gesundheitssektor ins Spiel, in dem die Unternehmen im Durchschnitt eine gute Qualität aufweisen, beispielsweise hinsichtlich Verschuldung.“ Healthcare dürfte 2022 ein überdurchschnittlicher Sektor werden. „Natürlich darf man den Technologiesektor, der 2021 so stark war, nicht abschreiben. Tech-Aktien mögen in den nächsten Monaten Gegenwind bekommen, weil die Bewertungen sehr hoch sind“, sagt Zhang, aber auf Sicht von drei Jahren seien die Papiere attraktiv.

Geschichte der  Firma

Der Fokus auf den Gesundheitssektor hat mit dem Hintergrund von American Century zu tun. Die beiden Gründer wollten nach einer überstandenen Krebserkrankung der Welt etwas Gutes tun und durch Investments eine positive Wirkung erzielen. Sie steckten ihr Vermögen noch zu Lebzeiten überwiegend in das Stowers Institute for Medical Research, das dadurch zu mehr als 40% an der Gesellschaft beteiligt ist und jährlich Dividendenzahlungen erhält.

„Es gibt keine direkte Zusammenarbeit zwischen dem biomedizinischen Forschungsinstitut und dem Portfoliomanagement im Sinne eines Wissensvorsprungs“, schränkt Zhang ein. „Aber es gibt viele persönliche Verbindungen zwischen dem Forschungsinstitut und der Fondsgesellschaft.“ Dem Portfoliomanagement komme der wissenschaftliche Background des Instituts zugute. „Das macht einen Unterschied zu anderen Anbietern aus.“

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