Industriemetalle enttäuschen
Die Preisentwicklung bei den Industriemetallen hat im laufenden Jahr enttäuscht. Es belasten Konjunktursorgen und die Angst vor der Eskalation des Handelskriegs. Für 2019 wird zumindest für einige Metalle mit einer Erholung gerechnet.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtFür Anleger, die auf Industriemetalle gesetzt haben, ist das Jahr 2018 bislang enttäuschend verlaufen. Fast alle Rohstoffe dieser Gruppe haben sich gegenüber dem Stand von Anfang Januar deutlich verbilligt. So gaben etwa Aluminium und Kupfer um 14 % nach, Blei um 21 %, Nickel um 15 % und Zink um 24 %. Selbst Zinn weist inzwischen ein Minus von 6 % auf. Wer hingegen auf das Edelmetall Palladium gesetzt hat, das sich wegen seiner breiten Einsatzgebiete in der Industrie auch als Industriemetall einordnen lässt, konnte erfreuliche Renditen erzielen, denn das Metall hat sich gegenüber Anfang Januar um 7 % verteuert.Das überaus schlechte Abschneiden der Rohstoffklasse überrascht, denn bei nicht wenigen Metallen lässt sich ein Angebotsdefizit auf dem Markt feststellen. Ausschlaggebend für die Preisrückgänge ist das sich eintrübende konjunkturelle Umfeld weltweit und insbesondere in dem wichtigsten Abnehmerland China sowie die immer noch aktuelle Perspektive eines sich möglicherweise noch stark verschlimmernden internationalen Handelskriegs. Schlechteres KlimaSo hat sich das politische Klima zwischen den USA und China so weit verschlechtert, dass die Gemeinsamkeiten auf dem jüngsten Gipfeltreffen der Staatengruppe Asia-Pacific Economic Cooperation (Apec) in Papua-Neuguinea nicht einmal für eine gemeinsame, allgemein gehaltene Abschlusserklärung gereicht haben. Viele politische Beobachter bezweifeln daher, dass US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping auf dem G20-Gipfeltreffen Ende November einen Kompromiss finden werden, der den Konflikt beilegt. Nach einer Studie von Econpol Europe ist es China, dass die negativen Folgen des Streits zu einem großen Teil verkraften muss. Die USA würden kaum unter dem Handelsstreit leiden und könnten sogar positive Effekte verbuchen. Was die chinesische Volkswirtschaft betrifft, so haben jetzt die Ökonomen der britischen Großbank Barclays ihre Prognose für das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) im kommenden Jahr von 6,5 % auf 6,2 % reduziert.Allerdings sehen die Experten von Barclays einen Silberstreif am Horizont. Es gebe erste Anzeichen einer Erholung, was insbesondere diejenigen Sektoren der Wirtschaft betreffe, die stark Industriemetalle nachfragen. So sei eine kräftige Erholung bei den Investitionen in Infrastruktur zu erwarten. Das betreffe insbesondere die Sektoren Transport und Energie, in denen große Mengen Kupfer verwendet werden. Defizit im kommenden JahrWas dieses wichtigste Industriemetall betrifft, so gehen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Marktteilnehmer und Analysten für 2019 im Durchschnitt von einem Kupferpreis von 6 699 Dollar je Tonne aus. Bezogen auf das aktuelle Preisniveau wäre das immerhin ein Anstieg um 8 %. Der Kupfermarkt soll im kommenden Jahr ins Defizit rutschen, mit einer erwarteten Unterdeckung von 44 000 Tonnen. Allerdings war man im Juni noch von einem Defizit von 151 000 Tonnen ausgegangen. Für 2018 erwarten die von Reuters befragten Experten einen kleinen Überschuss von 13 500 Tonnen.Trotz der sich zumindest mittelfristig verbessernden Aussichten für die Nachfrage des Metalls in China ist es bei Kupfer jedoch vor allem der Handelsstreit, der auf der Notierung lastet. So sagte jetzt Ivan Arriagada, Chief Executive Officer des bedeutenden chilenischen Kupferproduzenten Antofagasta, er stelle eine Abkopplung des Marktes für physisches Kupfer von dem makroökonomisch geprägten Sentiment fest, das von der Unsicherheit wegen des Handelsstreits getrieben werde. Auf längere Sicht würden sich jedoch die fundamentalen Treiber der Kupfernachfrage durchsetzen. Faktoren wie die umweltfreundliche Energiegewinnung und die Elektromobilität würden für eine stark steigende Kupfernachfrage sorgen.Für Zink geht der Marktkonsens für 2019 von einem Durchschnittspreis von 2 732 Dollar je Tonne aus. Damit sehen die Chancen für Anleger recht gut aus, denn bezogen auf das aktuelle Niveau liefe das auf eine Erholung um immerhin 10 % hinaus. Nach Angaben der International Lead & Zinc Study Group war zwar in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein Marktdefizit von 305 000 Tonnen festzustellen, das die Lagerbestände um 64 000 Tonnen reduzierte. In den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) befinden sich die Zinkbestände mit 124 450 Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2008. Das schlug bisher mit Blick auf die makroökonomischen Sorgen noch nicht auf den Preis durch, zumal viele Marktbeobachter davon ausgehen, dass im kommenden Jahr deutlich mehr Zink aus den Minen den Weg zum Verbraucher findet.Im kommenden Jahr deutlich steigen könnte hingegen der Preis von Nickel. Die von Reuters befragten Experten gehen für 2019 im Schnitt von 14 200 Dollar je Tonne aus, was einen kräftigen Anstieg um 31 % gegenüber dem jetzigen Stand bedeuten würde. Analysten rechnen mit einer kräftigen Nachfrage, die am Markt auf ein anhaltendes und steigendes Defizit stößt. Im laufenden Jahr haben sich die Bestände in den Lagerhäusern der LME bereits um 40 % verkleinert. Suspendierung von LizenzenEin Grund für die Knappheit ist die Suspendierung von Förderlizenzen durch das Umweltministerium der Philippinen, die nach Indonesien das zweitwichtigste Erzeugerland für das Metall sind. Nun hat das Ministerium aber bekannt gegeben, dass die Produktion in neun Minen wieder aufgenommen werden kann, sobald die umweltrechtlichen Bestimmungen eingehalten würden.Was Aluminium betrifft, so hängt viel davon ab, ob es neue und weitergehende US-Sanktionen gegen den russischen Produzenten Rusal gibt. Sollte es nicht dazu kommen, dürfte der Markt gut versorgt sein. Allerdings wird mit Blick auf die chinesischen Infrastrukturinvestitionen mit einer kräftigen Nachfrage aus dem Reich der Mitte gerechnet. Im Schnitt sagen die von Reuters befragten Analysten für 2019 einen Aluminiumpreis von 2 175 Dollar je Tonne aus, ein Anstieg von 12 % gegenüber der aktuellen Notierung. Parität zu GoldPalladium eilt derzeit von einem Rekordhoch zum nächsten. Marktteilnehmer erwarten, dass das Metall in Kürze die Parität zum Goldpreis erreichen wird, was es zuletzt vor 16 Jahren gegeben hat. Zurückgeführt wird dies auf mittlerweile mehrere Jahre mit Angebotsdefiziten. Johnson Matthey als bedeutender Hersteller von Autokatalysatoren, der in größerem Umfang Palladium einsetzt, veranschlagt das Defizit im laufenden Jahr auf 239 000 Unzen. Der Marktbeobachter GFMS rechnet hingegen für die drei Jahre bis einschließlich 2020 mit einem deutlich höheren Nachfrageüberhang von jeweils mehr als 1 Mill. Unzen. Und die Analysten der Citigroup merken an, dass der Markt für Palladium so schlecht versorgt sei wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Palladium ist ein Nebenprodukt der Förderung anderer Metalle wie Platin und Nickel. Mit Blick auf die enttäuschende Entwicklung des Platinpreises – dieses Edelmetall wird in Katalysatoren für Dieselmotoren eingesetzt -, werden derzeit Platinminen unter anderem in Südafrika geschlossen, was das Palladiumangebot begrenzt. So gesehen könnte der Palladiumpreis weiter steigen.Allerdings hat sich zuletzt die Autonachfrage insbesondere in China negativ entwickelt. Rund 80 % der Palladiumnachfrage stammt aus diesem Industriesektor. Die Analysten der Citigroup sehen daher nur noch wenig Preispotenzial. Sie veranschlagen den Palladiumpreis im zweiten Quartal 2019 mit rund 1 200 Dollar je Feinunze.