ING: Kostenanstieg wird Brauereiaktien zusetzen
Nach einer großen Konsolidierungswelle sind nur noch drei internationale börsennotierte Brauereikonzerne übrig geblieben: AB Inbev, Heineken und Carlsberg. Deren Geschäft wird einer Studie der ING zufolge schwieriger, das Branchenwachstum werde nur noch moderat ausfallen.amb Frankfurt – Die Zeiten für Brauereien werden nach Ansicht der ING härter: Steigende Kosten, eine sich abschwächende Nachfrage und die teils hohen Schulden werden den börsennotierten Großbrauereien zu schaffen machen, heißt es in einer Studie der niederländischen Bank. Nach einer längeren Phase mit kaum veränderten Preisen für Gerste, Verpackungen, Energie und Logistik sei nun mit einem stärkeren Anstieg zu rechnen. ING sieht daher nicht mehr viel Aufwärtspotenzial für AB Inbev und Heineken und stuft AB Inbev von “Buy” auf “Hold” zurück, für Heineken wird die “Hold”-Einstufung bestätigt. Das Kursziel für AB Inbev wird halbiert, das für Heineken um 12 % reduziert.Zuletzt lasteten die sich eintrübenden globalen Konjunkturaussichten auf den Brauereiaktien: Die Aktie von AB Inbev hat in den vergangenen zwölf Monaten um 34 % nachgegeben, die Aktie von Heineken immerhin noch um 13 %. “Sin stocks” gelten eigentlich als wenig konjunkturabhängig – Bier getrunken wird eben immer, heißt es. Allerdings hängt das Wachstum der Konzerne durchaus an der Wirtschaftsentwicklung und an Einkommenssteigerungen, denn die Konzerne verdienen mehr an den teureren Premiummarken. Es muss schon Premium seinAußerdem ist Bier gemessen am Volumen zwar weiterhin das beliebteste alkoholische Getränk mit einem Anteil von etwa 43 % am Weltmarkt 2016, wie es in der Studie heißt. Der Pro-Kopf-Konsum ist aber rückläufig: Er ist von 26,7 Liter pro Person 2010 gesunken auf 26,1 Liter 2017, für 2025 wird ein weiterer Rückgang auf 25 Liter prognostiziert.Für die Branche erwarten die Analysten ein in den kommenden Jahren lediglich verhaltenes Wachstum und einen Absatzanstieg bis 2025 von nur 0,5 % im Jahr. Wachstumstreiber seien die Craft-Biere und Innovationen im Bereich alkoholfreies Bier und Bier mit geringem Alkoholgehalt und vor allem die Schwellenländer. Derzeit sind laut Studie China, USA, Brasilien, Deutschland und Mexiko die größten Bierabsatzmärkte der Welt. Die erwarteten Wachstumsraten in Liter sind in den Schwellenländern am höchsten: Das Marktforschungsunternehmen Allied Market Research (AMR) prognostiziert ING zufolge bis 2025 rund 0,7 % p.a. für Brasilien, 0,5 % für China, 0,4 % für Mexiko, 0,4 % für die USA und 0,3 % für Deutschland.Parallel zur nur moderaten Absatz- und Umsatzentwicklung stiegen die Kosten schneller als erwartet und könnten nicht auf die Kunden abgewälzt werden. Für den weltgrößten Brauereikonzern AB Inbev nennen die Analysten daher nur noch ein Kursziel von 54,92 nach bislang 118 (aktuell 64,75) Euro und stufen die Aktie von “Buy” auf “Hold” zurück. Der im belgischen Löwen ansässige Konzern, hervorgegangen aus der Übernahme von Anheuser-Busch durch die belgisch-brasilianische Inbev-Gruppe und durch die Übernahme des Konkurrenten SABMiller 2016 nochmals gewachsen, hat schon jetzt einen weltweiten Marktanteil von 31 %, in vielen Regionen sogar über 50 %. “In einigen Märkten ist AB Inbev der Markt”, heißt es in der Studie. Daher könne der Konzern, der unter anderem Marken wie Corona, Stella Artois, Budweiser und Beck’s produziert, Margen von rund 40 % erwirtschaften. Die bereits hohe Marktdurchdringung erschwere aber ein weiteres Wachstum.Die Analysten gehen davon aus, dass der Umsatz von AB Inbev bis 2020 nur um 2 % p.a. steigen wird, allerdings rechnen sie mit einer nochmals höheren Marge. Dennoch befürchtet ING, dass die Aktie angesichts enttäuschter Analystenerwartungen unter Druck geraten könnte. Am Markt (Bloomberg) rechne man mit Gewinnsteigerungen je Aktie von 35 % für die kommenden zwei Jahre, ING erwartet aber nur 24 %. Konkret prognostizieren die Experten 3,60 Dollar je Aktie für 2018, 4,15 Dollar für 2019 und 4,45 Dollar für 2020. Hoher SchuldenturmAußerdem sei der Konzern hoch verschuldet, auch im Vergleich zu Heineken. Hintergrund sind die zahlreichen fremdfinanzierten Zukäufe der vergangenen Jahre. In diesem Zusammenhang hatte AB Inbev vergangene Woche angekündigt, ein IPO der Asien-Sparte zu prüfen, zur Wertschöpfung und zum Schuldenabbau. Im Oktober hatte der Konzern zudem bereits eine Kürzung der Dividende für 2018 auf 1,80 Euro bekannt gegeben, die Einsparungen wollte das Unternehmen ebenfalls dazu nutzen, den Schuldenberg abzubauen. Nach Ansicht der ING-Analysten wird das Schuldenziel eines Verhältnisses von Nettoschulden zum Ebitda von 2 aber erst 2023 erreicht werden.Für Heineken, weltweit die Nummer 2, nennen die Analysten ein Kursziel von 75,47 Euro nach bislang 86 (aktuell 75,80) Euro, hier bekräftigen sie die “Hold”-Einstufung. Sie gehen davon aus, dass Heineken zwar überdurchschnittlich wachsen, in der Margenentwicklung aber hinter der Peergroup zurückbleiben wird: ING prognostiziert ein Umsatzwachstum bis 2020 von 4,4 % p.a., auch befeuert durch die Übernahme des brasilianischen Getränkeherstellers Brasil Kirin und das Lizenzabkommen mit dem chinesischen Bierbrauer CR Snow in China.Die Marge, die ohnehin mit 20 % bis 25 % deutlich unter der von AB Inbev liege, werde sich aber nur seitwärts bewegen. Die Gewinnschätzungen von ING liegen bei 4,07 Euro je Aktie für 2018, 4,68 Euro für 2019 und schließlich 4,91 Euro für 2020.