J.P. Morgan präferiert für 2018 Aktien

Assetmanager sieht Schwenk in den Zentralbankpolitiken und verfolgt global diversifizierten Ansatz

J.P. Morgan präferiert für 2018 Aktien

Im kommenden Jahr will sich J.P. Morgan Asset Management nicht von Aktien verabschieden. Europäische Dividendenwerte bieten nach Ansicht des Assetmanagers weiterhin gute Perspektiven. Investments in US-Aktien wurden aber reduziert. Bei den Notenbanken wird ein Wechsel der Politik bzw. der Beginn des Abbaus der Überschussliquidität prognostiziert. Dieses Zinsrisiko müsse gesteuert werden.kjo Frankfurt – Im kommenden Jahr ist mit einer Verlagerung der Marktdynamik zu rechnen, wenn die Zentralbanken sich allmählich von der lockeren Geldpolitik verabschieden. Diese generelle Einschätzung geben die Experten aus dem Hause von J.P. Morgan Asset Management ab. “Angesichts dieser Herausforderungen verbunden mit teils hohen Bewertungen in der späten Zyklusphase wird es für Mischfonds wichtiger denn je sein, einen risikofokussierten Ansatz zu verfolgen”, betont Michael Schoenhaut, Fondsmanager des J.P. Morgan Investment Funds Global Income Fund. Parallel gelte es, für eine ausschüttungsorientierte Strategie auch weiterhin kreativ zu bleiben, da sich die Zinsen nach wie vor auf Tiefständen befinden. Suche nach Rendite schwierigDie Suche nach Rendite wird seit Jahren für die Anleger immer schwieriger. Denn in den vergangenen acht Jahren haben die Zentralbanken mit der Absicht, der Inflation in der Weltwirtschaft auf die Sprünge zu helfen, die Zinsen gesenkt und eine Politik der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing) verfolgt. In einigen Fällen wurden die Zinsen sogar auf negative Niveaus gebracht. “Da die Zentralbanken die Staatsanleihen also als geldpolitisches Instrument zur Reflation einsetzten, geriet diese traditionelle Ertragsquelle unter Druck. Heute werfen sie praktisch keine Rendite ab; dessen ungeachtet sind sie aber immer teurer geworden. Daher überrascht es kaum, dass die Bewertungen in einigen Marktsegmenten mittlerweile überzogen erscheinen”, konstatiert Schoenhaut. Um auch weiterhin ein attraktives Ertragsniveau zu erreichen, seien Anleger immer stärker gefordert, ihre Investments zu diversifizieren und ihr Augenmerk vermehrt auf das Risikomanagement zu legen.Laut Schoenhaut ist es nie gut, bei der Suche nach Erträgen eine zu hohe Risikobereitschaft an den Tag zu legen. Im gegenwärtigen Stadium des Markt- und Konjunkturzyklus sei es besonders gefährlich. Bei Schoenhaut liegt der Schwerpunkt darauf, bei vernünftigem Risiko regelmäßig und verlässlich Erträge mit einem flexiblen, global diversifizierten Ansatz zu erzielen und dabei das Potenzial für positive Gesamtrendite im Auge zu behalten. “Wichtig ist uns dabei, dass die Ausschüttungen stets nur aus den erwirtschafteten Erträgen stammen und ihre Höhe nicht fixiert ist. So haben wir die Flexibilität, das Ausschüttungsniveau an das Marktumfeld anzupassen, und müssen nicht an die Substanz gehen.” US-Werte reduziertGute Perspektiven räumt der Experte den Aktienmärkten ein. “Unsere Präferenz gilt aktuell Aktien, besonders attraktiv sind für uns dabei Dividendentitel, die im Laufe der Zeit nicht nur ihre Ausschüttungen, sondern auch ihren Kapitalwert steigern können. Europäische Aktien bieten beispielsweise die Chance auf eine diversifizierte Aktienauswahl und erwirtschaften im Durchschnitt Dividendenrenditen von 4 %”, so der Fondsmanager. Die Investments in US-Aktien habe man dagegen leicht reduziert, da dort derzeit mehr Kapital über Aktienrückkäufe als über Dividenden an die Anleger ausgeschüttet wird. “Stattdessen erhöhen wir allmählich unsere Allokation in Schwellenländeraktien, die wir wieder als attraktiv beurteilen. Wichtig ist, dass wir global nach Aktien Ausschau halten, die Aufwertungspotenzial und ein attraktives Ertragspotenzial bieten”, ergänzt er.Im aktuellen Niedrigzinsumfeld habe sich die Fähigkeit, bei der Suche nach Erträgen flexibel, taktisch und einfallsreich vorzugehen, als sehr wichtig erwiesen. Ein interessantes Beispiel für Ertragsquellen außerhalb klassischer Anleihen seien – als Teil eines breit diversifizierten Portfolios – hypothekenbesicherte Anleihen aus den USA. Die Allokation in dieses Anleihensegment biete einen überzeugenden, stabilen und wenig korrelierten Ertragsstrom für das betreffende Portfolio. Eine weitere Anlageklasse, die man bei J.P. Morgan Asset Management im Blick hat, sind Hybridanleihen, die in der Kapitalstruktur zwischen Aktien und Anleihen angesiedelt sind. Sie würden Dividenden ausschütten und für gewöhnlich von US-Bankinstituten aufgelegt. High-Yielder im BlickHochzinsanleihen seien im gegenwärtigen Umfeld ein sehr wichtiger Ertragslieferant. Der Anteil dieser Anleiheform sei jüngst aber reduziert worden. “Wir haben unsere Investments sukzessive zurückgefahren, da die Anlageklasse derzeit wenig Wachstumspotenzial aufweist. Wir beurteilen sie trotzdem weiterhin als stabile Ertragsquelle. Zu den aktuellen Bewertungen dürften Anleger zwar ihre Kupons erhalten, aber kaum Kapitalgewinne erzielen”, führt Schoenhaut aus.An den Märkten stellen sich die Akteure für das kommende Jahr darauf ein, dass es zu einem zentralen Wechsel bei den Zentralbanken kommt. Die Notenbanken dürften mit dem Abbau der überschüssigen Liquidität im Finanzsystem beginnen. “Wenn die Zinssätze allmählich steigen, weil der Markt sich mit der Verbesserung des globalen Wachstums und der Beseitigung der Deflationsängste der vergangenen Jahre wohl fühlt, ist dies ein positiver Faktor für risikoreiche Anlagen. Portfolios, die eine gewisse Zyklizität beinhalten, sollten in einem solchen Umfeld gut positioniert sein”, führt der Experte aus. Aufwärtsdruck bei ZinsenDas Zinsrisiko würde über verschiedene Absicherungsmaßnahmen gesteuert werden. “Unser Schwerpunkt gilt der Duration, also der Zinssensitivität des Anleihenanteils in unserem Portfolio. In Anbetracht des zu erwartenden Aufwärtsdrucks bei den Zinsen halten wir unvermindert eine Absicherungsposition auf fünfjährige US-Staatsanleihen, um die Portfolioduration zu verringern”, sagt Schoenhaut. Er ist überzeugt, dass die Suche nach Ertrag für viele Anleger auch weiterhin ein zentrales Thema bleibt. Denn auch in einem Umfeld der stufenweisen Zinsschritte sei nicht davon auszugehen, dass die Zinsen die Niveaus erreichen werden, die Anleger in der Vergangenheit gewohnt waren. Angesichts der allmählich steigenden Zinsen sei es allerdings wichtiger denn je, flexibel verschiedene Ertragsquellen nutzen zu können.