Kaldemorgen ist zuversichtlich

DWS-Mann erwartet positives Aktienjahr - Bericht vom Fondsmanager-Gipfel mit vier renommierten Profis

Kaldemorgen ist zuversichtlich

2019 dürfte ein deutlich besseres Jahr für Aktien als 2018 werden. Dies erwarten zumindest vier Top-Fondsmanager, die auf dem Fondskongress in Mannheim diskutierten. Denn von den Notenbanken komme kaum mehr Gegenwind und Aktien seien durch die Korrektur günstiger bewertet. Am Anleihemarkt wird vor verpackter Ware gewarnt.wrü Mannheim – Die Bude ist mehr als voll gewesen beim Branchenevent für Vermittler, dem Fondskongress in Mannheim. Und wenn auch der Saal 1 bei Friedrich Merz und dem Kabarettisten Vince Ebert fast bis auf den letzten Platz gefüllt war, so war das Interesse des Fachpublikums doch auf eine Frage gerichtet: Wie geht es nach dem extrem schwachen Börsenjahr 2018 nun weiter an den Märkten?Merz hat übrigens eine Bitte gegenüber dem Fachpublikum geäußert: Hinauszugehen und am Thema breite Beteiligung der Bevölkerung an Aktienanlagen zu arbeiten. Ziel müsse es sein, die Aktienquote der deutschen Bevölkerung zu verdoppeln. Das Plädoyer dafür sei schon immer seine Meinung gewesen, auch bevor er für den Assetmanager BlackRock tätig gewesen sei. Gleichwohl sei er nach seiner Aussage pro Aktie erheblichen Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Willert nahezu draußenDoch zu den Märkten. Recht einfach hat es der österreichische Fondslenker Leo Willert von Arts Asset Management. Er hat ein Trendfolgesystem ohne Emotionen entwickelt, dass auch bereits über mehr als zehn Jahre den Praxistest bestanden hat. Gegenüber der Börsen-Zeitung erläuterte er, dass sein System derzeit an den Aktienmärkten nahezu draußen ist. Dreht der Trend wieder ins Positive, wird sein System wieder in Aktienfonds investieren. Schließlich allokiert Willert jede Woche neu. Mit rund 1 000 Zuhörern auf den letzten Platz gefüllt war der Hauptsaal dann beim traditionellen Fondsmanager-Gipfel, der auch dieses Mal vom Dachfondsmanager Eckhard Sauren moderiert wurde. Mit Klaus Kaldemorgen, Bert Flossbach, Henning Gebhardt und Michael Krautzberger war das Podium – wie jedes Jahr – mit renommierten und prominenten Fondslenkern besetzt.Dabei war auch durchaus Demut angesagt. Denn einen Einbruch des Dax von knapp 20 % hatte kaum einer der Top-Fondslenker vor Jahresfrist gesehen. Mehrfach war die Rede von politischen Börsen, die angesichts des Handelskonflikts zwischen USA und China inzwischen “lange Beine” hätten.Immerhin ist DWS-Manager Kaldemorgen, der vor Jahresfrist eine Blase in den USA sah und skeptisch gegenüber Dividendentiteln war, für dieses Jahr zuversichtlich für Aktien. “Von den Notenbanken wird nicht viel Gegenwind kommen”, erläutert der erfahrene Kapitalmarktexperte. Wenn man auf einzelne Unternehmen schaue, sei die Aktie meist attraktiver als die Anleihe. 2019 werde zwar wohl ein verdammt anstrengendes Jahr werden. Mit dem Kurssturz im Dezember habe der Dax praktisch bereits eine Rezession eingepreist. Kaldemorgen wörtlich: “Unter heftigen Schwankungen kann ich mir dieses Jahr vorstellen, Geld am Aktienmarkt zu verdienen.” Bei den Sektoren Autos und Healthcare rät er allerdings zur Vorsicht. Attraktiver seien Finanzwerte in den USA sowie Energietitel. Flossbach: Kein BrüllerBert Flossbach, der mit seinem Partner von Storch bekanntermaßen eine eigene Fondsgesellschaft aufgebaut hat, räumte in Mannheim ein, dass 2018 ein schwieriges Jahr war, indem er zum ersten Mal in seinem Mischfonds auf Jahresbasis Geld verloren habe. Der schwache Aktienmarkt im Dezember sei eine Gelegenheit gewesen, so habe er die Aktienquote in seinem Mischfonds von 65 % auf 75 % hochgefahren.Für Flossbach hat der Aktienmarkt durch die jüngste Korrektur an Attraktivität gewonnen: “Die Bewertung ist so niedrig, dass sie einiges verzeiht. Der Risikopuffer ist so groß, dass 2019 ein ordentliches Aktienjahr werden kann.” Hingegen seien Anleihen nach wie vor kein Brüller. Auch Henning Gebhardt, der die Fondssparte von Berenberg leitet und auch selbst einen Deutschland-Aktienfonds managt, ist trotz aller Risiken für Aktien eher positiv gestimmt, wobei er auf attraktiv bewertete Einzeltitel wie Covestro hinwies. “Interessant ist, dass viele Unternehmen derzeit ihre Gewinnprognosen senken, der Markt aber überhaupt nicht darauf reagiert”, erläuterte Gebhardt. Die schlechten Nachrichten seien also schon eingepreist.Darüber hinaus entlaste der schwächere Dollar die Aktienmärkte der Emerging Markets erheblich. Internationale Investoren würden erst in die Schwellenländer gehen und erst später nach Europa. Angesichts der Probleme in der alten Welt kann er sich kurzfristig nicht vorstellen, dass Europa wesentlich besser läuft als die internationalen Aktienmärkte. Bei Unternehmensanleihen rechnet Gebhardt mit höheren Ausfallraten. Chancen bei AnleihenDafür sieht Michael Krautzberger, der bei BlackRock Anleihefonds managt, nach der Korrektur Chancen auf der Rentenseite. “Unternehmensanleihen halten wir wieder für sehr attraktiv”, so Krautzberger. Bei Staatsanleihen komme es hingegen auf den “Relative Value” an. In den USA gebe es für Treasuries wieder einigermaßen ordentliche Zinsen.DWS-Mann Kaldemorgen hat in seinem Absolute-Return-Fonds im vergangenen Jahr türkische Staatsanleihen in Hartwährung gekauft und hält diese nach wie vor für attraktiv. “Türkei-Anleihen sind spannender und sicherer als italienische Staatsanleihen”, sagte der Fondsmanager und verwies auf die Staatsverschuldung von 25 % des Bruttoinlandsprodukts der Türkei gegenüber 125 % in Italien.Wenig halten Kaldemorgen und Flossbach von verpackter Ware im Creditmarkt wie “Leveraged Loans”. Allerdings stuft Flossbach das Risiko durch die Assetklasse als geringer ein als vor zehn Jahren bei Subprime.