Plädoyer für Anleihen

Capital Group erwartet mittelfristig höhere Zinsen

Die Capital Group rechnet mittelfristig mit höheren Zinsen. Das könnte Gegenwind für die Aktienmärkte bedeuten.

Capital Group erwartet mittelfristig höhere Zinsen

Capital Group erwartet mittelfristig höhere Zinsen

Volkswirt Robert Lind optimistisch in Sachen Wachstum

hip London

Die großen Notenbanken haben zwar die Zinswende eingeleitet. Doch sollte man nicht erwarten, dass die Zinsen wieder auf das nach der Finanzkrise erreichte Niveau zurückgehen. So sieht es zumindest Robert Lind, der Volkswirt der Capital Group, die mit einem verwalteten Vermögen von 2,7 Bill. Dollar zu den größten US-Assetmanagers gehört.

Während der Pandemie hätten Regierungen große Haushaltsdefizite toleriert, mehr ausgegeben und weniger besteuert. „Es ist eine offene Frage, in welchem Umfang die Finanzmärkte in der Lage sind, die wachsende Staatsverschuldung zu absorbieren“, sagte Lind auf einer Presseveranstaltung des Vermögensverwalters in London.

Gegenwind für US-Aktienmärkte

Japan habe damit keine Probleme gehabt. Aber das Land habe sich derart verschuldet als die Defizite alle anderen Länder niedriger gewesen seien. Er erwarte höhere Renditen für US-Staatsanleihen als im Gefolge der Finanzkrise. „Wenn man in diesem Maße Schulden macht, wird man am Ende höhere Zinsen sehen“, sagte Lind. Das könne Gegenwind für den US-Aktienmarkt bedeuten.

Es gebe Hinweise darauf, dass der „neutrale“ Zins in den USA gestiegen sei. Lind verortete ihn real in der Spanne zwischen 1,5% und 2,5%, nominal zwischen 4,0% und 5,0%. Bei 4% sehen ihn inzwischen viele Volkswirte.

„Sanfte Landung“

„Wir treten ein in eine Welt mit strukturell höheren Zinsen, insbesondere in den Vereinigten Staaten“, sagte der Volkswirt. Da könne es interessant sein, aus US-Aktien in Dividendentitel aus dem Rest der Welt umzuschichten.

Er gehe allerdings mit Blick auf den robusten Zustand des Dienstleistungsgewerbes weiterhin von einer „sanften Landung“ der US-Wirtschaft in den kommenden 12 bis 18 Monaten aus. „Es ist vielleicht richtig, nicht zu pessimistisch in Sachen Wachstum zu sein“, sagte Lind. Das globale Umfeld für Wachstum sei robust.

China exportiert Deflation

Mit Blick auf das Thema Inflation sehen die Dinge aus seiner Sicht so gut aus wie schon lange nicht mehr. Die chinesischen Exportpreise seien wesentlich gesunken. Die Volksrepublik exportiere die überschüssigen Kapazitäten ihrer Industrie, insbesondere nach Europa. Sie exportiere Deflation. Zugleich gebe es erste Anzeichen für eine Wende am Arbeitsmarkt. Das Lohnwachstum lasse nach.

Die nachlassende Inflation schaffe mit den erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve ein unterstützendes makroökonomisches Umfeld für Anleihen, sagte Flavio Carpenzano, Fixed Income Investment Director bei der Capital Group. Schuldentitel brächten wieder einen Diversifikationsvorteil. Cash zu halten, sei teuer geworden.

Positive Realzinsen

„Es ist wirklich Zeit, sich aus Cash herauszubewegen, weil Bargeld schnell an Wert verlieren wird“, sagte Carpenzano unter Verweis auf sinkende Zinsen. Die Realzinsen seien positiv und dürften es auch bleiben, insbesondere in den USA.

Investment-Grade-Unternehmensanleihen sollten als strategisches Investment betrachtet werden. „Die Assetklasse hat trotz der Rally immer noch das Potenzial im laufenden und kommenden Jahr Renditen im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zu liefern“, sagte Carpenzano.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.