MärkteGeopolitische Risiken

Kriegsgefahr im Nahen Osten treibt Öl auf fast 90 Dollar

Die wieder deutlich steigende Kriegsgefahr im Nahen Osten und anhaltende ukrainische Angriffe auf russische Ölraffinerien haben den Brent-Ölpreis am Dienstag fast auf 90 Dollar getrieben. Befürchtet wird wegen der zulegenden Energiekosten ein Wiederanstieg der Inflation.

Kriegsgefahr im Nahen Osten treibt Öl auf fast 90 Dollar

Kriegsgefahr im Nahen Osten treibt Öl auf fast 90 Dollar

Höchster Stand seit Oktober 2023 – Wiederanstieg der Inflation droht

ku/mpi Frankfurt
Kommentar Seite 2 Bericht Seite 8

Die steigende Kriegs­gefahr im Nahen Osten hat den Ölpreis am Dienstag auf den höchsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres getrieben. Die Notierung der weltweit führenden Ölsorte Brent Crude erreichte in der Spitze 89,08 Dollar, ein Anstieg von fast 2% gegenüber Vortag.

Der Ölmarkt reagierte damit auf den israelischen Bombenangriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Damit hat nach Einschätzung von Marktteilnehmern die Wahrscheinlichkeit für einen größeren regionalen Krieg unter Einbeziehung des bedeutenden Ölproduzenten Iran zugenommen. Damit wären erhebliche Risiken für die weltweite Ölversorgung verbunden. Außerdem drohte die jemenitisch-schiitische Huthi-Miliz mit neuen Drohnenangriffen auf die saudi-arabische Ölinfrastruktur. Die Huthis hatten 2019 mit einem spektakulären Drohnenangriff für einen wochenlangen Ausfall der Hälfte der saudischen Ölexporte gesorgt. Zudem ist es der Ukraine gelungen, eine weitere russische Ölraffinerie mithilfe von Drohnen zu beschädigen. Mit einer Entfernung von 1.300 km von der ukrainischen Grenze handelt es sich um den bisher weitreichendsten Angriff auf die russische Ölinfrastruktur, die durch die Angriffe schon deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

Die damit wieder deutlich steigenden Energiepreise gehören neben der Lohnentwicklung derzeit zu den größten Aufwärtsrisiken für die Inflation im Euroraum und in Deutschland. Noch führt die im Jahresvergleich billigere Energie jedoch dazu, dass die Teuerung weiter abnimmt. Im März sank die deutsche Inflation nach europäischer Berechnungsmethode HVPI von 2,7 auf 2,3%, wie aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts vom Dienstag hervorgeht. Das ist der niedrigste Stand seit Sommer 2021. Damit könnte der vorläufige Tiefpunkt allerdings erreicht sein. Nach Einschätzung der meisten Ökonomen dürfte die Inflation spätestens im Mai wieder Richtung 2,5% zulegen. Sollten die Energiepreise durch die angespannte Lage im Nahen Osten in den kommenden Wochen steigen, würde die Teuerung in Deutschland und in der Eurozone sogar noch stärker anziehen.

Die an Intensität zunehmenden geopolitischen Konflikte haben dazu beigetragen, dass der Goldpreis mit 2.266,59 Dollar je Feinunze ein Allzeithoch erreichte. Der Dax markierte am Vormittag mit 18.567 Punkten ein Rekordniveau, wozu positive Konjunktursignale aus China sowie den USA beitrugen. Später trübte sich die Stimmung wieder ein und der Index beendete den Handel mit einem Minus von 1,3% bei 18.283 Zählern.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.