Lange Erholungsphase der USA prognostiziert

Wells Fargo Asset Management: Euroland-Aktien derzeit attraktiver - Inflation das größte langfristige Risiko

Lange Erholungsphase der USA prognostiziert

ck Frankfurt – Nach Einschätzung von Wells Fargo Asset Management könnte es am US-Aktienmarkt in der näheren Zukunft vorübergehend etwas unruhiger werden. Die USA befänden sich im Übergang von einer lockeren zu einer restriktiveren Geldpolitik, sagte James Paulsen, Chief Investment Strategist des Asset Managers, der kürzlich eine Niederlassung in Frankfurt eröffnet hat, gestern in einem Pressegespräch in Frankfurt. “Das Anziehen der geldpolitischen Zügel könnte kurzfristig zu leichten Turbulenzen führen.” Alternde BevölkerungDerzeit sind Aktien des Euroraums nach Ansicht von Paulsen attraktiver. Zur Begründung verwies er unter anderem auf die Abschwächung des Euro und die Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank. Letztlich ist der Stratege aber auch für die langfristigen Aussichten des amerikanischen Aktienmarktes zuversichtlich. Die Wirtschaft der USA befinde sich möglicherweise in der längsten Erholungsphase ihrer Geschichte. In sämtlichen Industrienationen altere die Bevölkerung. So sei in den USA das Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung, das in den 70er Jahren noch bei 3 % p. a. gelegen habe, in der aktuellen, seit 2009 anhaltenden Erholungsphase auf 0,6 % gesunken. Die Folge dieser Entwicklung sei eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Die immer niedriger werdenden Wachstumsraten hätten wiederum zur Folge, dass die konjunkturellen Erholungsphasen von längerer Dauer seien als früher, unter anderem weil es nicht mehr zu den Exzessen vergangener Zeiten komme. Die aktuelle Erholungsphase werde möglicherweise eine Gesamtdauer von mehr als zehn Jahren haben.Paulsen glaubt, dass sich das Wachstum der USA derzeit von 2 % auf 3 % beschleunigt und dieses Tempo in den kommenden Jahren beibehalten wird. Davon werde auch der Euroraum profitieren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Aktienmarkts auf Basis der zurückliegenden Jahresgewinne der Unternehmen sei von 12 auf 18 gestiegen, weil der Markt realisiert habe, dass sich das Wachstum beschleunigt habe. Sechs Treiber werden Paulsen zufolge in den nächsten Jahren für ein US-Wachstum von 3 % sorgen. So gebe es endlich eine leichte Zunahme der Kreditvergabe. Erstmals seit der Finanzkrise steige mittlerweile auch die Gesamtverschuldung der US-Haushalte. Ferner habe sich die Lage der Privathaushalte verbessert. Die Arbeitslosigkeit sinke, die realen Löhne seien gestiegen. Das Nettovermögen der Privathaushalte sei um 20 % höher als vor der Krise, ihre Schuldendienstbelastung, die vor der Krise ein rekordhohes Niveau erreicht habe, befinde sich jetzt auf einem rekordniedrigen Niveau.Ferner stehe der Investitionszyklus in den Vereinigten Staaten erst noch bevor. Paulsen zufolge wird sich der Häusermarkt noch deutlich weiter erholen. Die Baubeginne hätten sich von rund 0,5 Millionen auf dem Tiefpunkte der Krise auf annualisiert 1 Million erholt. Zwar hätten sie nicht mehr die alten Niveaus. Allerdings würden sie in der aktuellen Erholungsphase noch um 50 % auf rund 1,5 Millionen p. a. zulegen. Darüber hinaus prognostizierte Paulsen, dass die USA aufgrund einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit in der aktuellen Erholungsphase noch Handelsbilanzüberschüsse erreichen werden.Das größte langfristige potenzielle Risiko für die Aktienmärkte ist Paulsen zufolge die Inflation. Es bestehe die Möglichkeit, dass die Teuerung durch die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken außer Kontrolle gerät. Paulsen betonte aber, diesem Szenario keine sehr hohe Wahrscheinlichkeit einzuräumen.