LGIM sieht robuste Perspektiven für High Yield
kjo Frankfurt
Besonders hoch sind die Renditen von High-Yield-Bonds gegenwärtig zwar nicht, aber sie sind immer noch im positiven Bereich. Das gilt an den Märkten als attraktiv angesichts von Anleihen mit negativer laufender Verzinsung, deren globales Volumen im zweistelligen Billionen-Dollar-Bereich liegt. Insbesondere für Anleger, die keine Zinsen zahlen, sondern vielmehr Vermögen aufbauen wollen, sind Junk Bonds – also mit Bonitäten von „BB“ oder tiefer– daher vergleichsweise attraktiv, so die Einschätzung von Volker Kurr, Head of Europe Institutional, und Martin Reeves, Head of Global High Yield bei Legal & General Investment Management (LGIM).
„2020 hat der High-Yield-Markt eine gute Performance hingelegt. In diesem Jahr werden die Renditen absolut gesehen wohl niedriger ausfallen, sehen aber im Vergleich zu anderen festverzinslichen Segmenten immer noch gut aus“, sagt Kurr, der dafür drei Gründe anführt.
Erstens werde es immer weniger Zahlungsausfälle bei den Emittenten geben, weil die am stärksten gefährdeten Unternehmen bereits vom Markt verschwunden seien und nur die stärkeren Unternehmen übrig bleiben würden. Dieser Survivorship Bias wirke sich positiv auf das gesamte Segment aus, ebenso wie die enormen Wirtschaftshilfen und -anreize weltweit. Zweitens hat 2020 eine Rekordzahl von Unternehmen ihr Investment-Grade-Rating verloren, so dass man bei LGIM nun mit einer Gegenbewegung rechnet. 2021 könnte die Bühne also den Rising Stars gehören und nicht mehr den Fallen Angels.
Drittens seien Hochzinsanleihen eine Anlageklasse mit relativ niedriger Duration (Kapitalbindungsdauer). „Aus unserer Sicht macht sie das weniger anfällig für Schwankungen der Inflationserwartung und die daraus resultierende Volatilität bei den Renditen von Staatsanleihen“, so Reeves. Wenn man all dies zusammen nehme, zeige sich der Hochzinsmarkt aktuell in einer Verfassung, wie man sie auch schon nach früheren Krisen erlebt habe. „Daher denken wir, dass wir noch immer eine ordentliche Einengung der Credit Spreads vor uns haben“, sagt Kurr.
Global solider Ausblick
Die beiden Experten gehen davon aus, dass alle Regionen gut abschneiden können. Zwar werde sich die Volatilität von US-Staatsanleihen wohl auf die Schwellenländer auswirken, und Europa könnte unter der langsamen Umsetzung der Impfkampagne leiden. Aktuell seien die USA vermutlich am besten aufgestellt, um die sprichwörtlichen goldenen Zwanziger zu genießen. Doch niedrige Zahlungsausfälle dürften den meisten Regionen rund um den Globus eine positive Entwicklung bescheren. „Mit Blick auf Branchen erwarten wir, dass sich stark konjunkturabhängige Wirtschaftsbereiche operativ gut entwickeln, ebenso wie der Energiesektor. Ein großer Anteil dieses Relative Value ist allerdings bereits realisiert worden“, so die Einschätzung der Experten.
Interessant sind laut LGIM Technologieunternehmen aus den USA, die bisher vor allem mit ihren Aktien die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Sie würden inzwischen verstärkt am Hochzinsmarkt auftreten und seien von erstaunlicher Qualität. Anleger sollten jedoch die Verbesserung der Bonität und Rating-Upgrades im Blick behalten, die Einfluss auf die Rendite nehmen können.
Absolut gesehen drehe sich alles um den US-Treasury-Markt. Zwar seien Hochzinsanleihen ein Segment mit niedriger Duration, doch wenn die Renditen stiegen, würden alle festverzinslichen Anlagen darunter leiden. Relativ gesehen gehe es darum, wie lange die goldenen Zwanziger andauern können. „Wenn wir uns aufgrund wirksamer Impfstoffe sowie der schwindelerregend hohen monetären und fiskalischen Anreize auf einen langen zyklischen Aufschwung einstellen, dann werden Hochzinsanleihen im Verhältnis zum Risiko gut abschneiden“, heißt es weiter. Dies gelte natürlich vor dem Hintergrund, dass Anleiherenditen insgesamt wahrscheinlich außergewöhnlich niedrig bleiben werden.