Linksruck in Mexiko schwächt Peso
Die Finanzmärkte haben auf die Wahl des linken López Obrador bei den Präsidentschaftswahlen in Mexiko zwar reagiert. Landeswährung Peso und Aktienindex IPC schwächten sich aber lediglich moderat ab – zumal sich der neue Präsident nach der Wahl wenig radikal präsentiert und Mitte-links-Positionen einnimmt.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtDer Wahlsieg des linken Politikers Andrés Manuel López Obrador bei den mexikanischen Präsidentschaftswahlen hat Spuren an den Finanzmärkten hinterlassen. Die Landeswährung gab gegenüber dem Greenback um 1 % auf 20,10 Peso je Dollar nach. Der mexikanische Aktienmarkt startet schwächer in den Handel. Der Leitindex der Börse in Mexiko-Stadt, der S & P BMV Indice de Precios y Cotizaciones (IPC), büßte 1,1 % auf 47 130 Punkte ein. Mitbewerber deklassiertGemäß den aktuellen Hochrechnungen kommt López Obrador auf einen für mexikanische Verhältnisse sehr hohen Stimmenanteil von mehr als 53 %. Er deklassiert damit seine Mitbewerber. Auf den Konservativen Ricardo Anaya entfielen lediglich 22 % der Stimmen und auf den Kandidaten der bislang regierenden Partei RPI, José Antonio Meade, nur 16 %. López Obradors Gegner haben den Wahlausgang bereits anerkannt, so dass einem Machtwechsel nun nichts mehr im Wege steht.Gewählt wurden in Mexiko auch viele weitere Ämter wie Gouverneure von Provinzen, Bürgermeister, Senatoren und Abgeordnete des Parlaments. Dabei gelang es Parteifreunden von López Obrador, wichtige Posten wie die Position des Bürgermeisters von Mexiko-Stadt einzunehmen.Für die notorisch volatile Währung Peso ist die Reaktion nach dem Wahlausgang als moderat einzustufen – zumal die Währung am Freitag noch ein Monatshoch markiert hatte. Dies liegt vor allem daran, dass López Obradors Parteienbündnis Movimiento Regeneración Nacional (Morena) für europäische Verhältnisse eher als “Mitte-links” gilt, auch wenn López Obrador von seinen Widersachern oft als Anhänger des früheren venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez bezeichnet wird. Zwar wurden in mexikanischen Wirtschaftskreisen Parallelen zu dem linken Politiker Lázaro Cárdenas gezogen, der 1934 zum Präsidenten gewählt wurde und umgehend ausländische Unternehmen wie die Ölkonzerne verstaatlichen und Land an arme Bauern verteilen ließ. Danach sieht es jedoch aktuell nicht aus.So hat sich López Obrador bereits für eine Beibehaltung des Freihandelspaktes Nafta mit den USA und Kanada ausgesprochen – auch wenn dieser nach Einschätzung vieler mexikanischer Ökonomen dem Land kaum Vorteile gebracht hat. So war das Wirtschaftswachstum in Mexiko in den Jahren bis 1994, als Nafta in Kraft trat, höher als seither. Zudem ist die Wirtschaftsleistung regional sehr ungleich verteilt. Profitiert haben nur die Regionen in der Nähe der Grenze zu den USA, in denen sich US-Konzerne niedergelassen haben. Der neue Präsident und seine Wirtschaftsberater plädieren ferner für eine autonome Notenbank und einen frei beweglichen Wechselkurs des Peso. Außerdem ist mit Blick auf den Staatshaushalt davon die Rede, dass die neue Regierung sehr diszipliniert vorgehen will. Zudem spricht sich die designierte neue Regierung für ausländische Investitionen aus.Damit stellt sich die Frage, wie López Obrador die Hoffnungen seiner Wähler nach mehr sozialer Gerechtigkeit in die Realität umsetzen kann. Nach Berechnungen des amerikanischen Think-Tanks Brookings Institution befindet sich Mexiko mit einem Gini-Koeffizienten von 0,69 nach Südafrika auf Platz zwei der Länder mit einer besonders ungleichen Verteilung von Einkommen und Wohlstand. Nach offiziellen Zahlen von 2014 – neuere sind nicht verfügbar – werden 55,1 % der Bevölkerung als arm eingestuft, damit mehr als noch im Jahr 1994. Mit Blick auf die aktuellen Äußerungen von López Obrador und seinen Beratern dürfte der Spielraum für eine Umverteilung sehr gering sein. Der ökonomische Spielraum des Landes dürfte sogar noch kleiner werden, weil US-Präsident Donald Trump im Rahmen der Nafta-Nachverhandlungen erklärtermaßen noch mehr Vorteile für die USA herausholen will. López Obrador kündigte zuletzt an, dass das von dem scheidenden Präsidenten Peña Nieto ernannte mexikanische Team für die Nafta-Verhandlungen nicht ausgetauscht werden soll.Kompromisse machte López Obrador zudem bereits bei der von ihm einst verbal stark bekämpften Reform des Energiesektors des Jahres 2013, in deren Rahmen ausländische Beteiligungen in dem für die mexikanische Wirtschaft wichtigen Bereich zugelassen worden waren. Inzwischen gilt es als unsicher, ob López Obrador das Thema in seiner Wahlperiode überhaupt angehen wird. Dennoch gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass der Energiesektor an der mexikanischen Börse in den kommenden Monaten zu den schwächsten Branchen gehören wird. Zeit der UnsicherheitDie meisten Analysten rechnen damit, dass sich mit Blick auf die jüngsten moderaten Töne des Wahlsiegers die Reaktionen des Peso in den kommenden Wochen und Monaten in Grenzen halten werden. So betont Stefan Grothaus, Devisen-Analyst der DZ Bank, dass die Zeit des Übergangs zwar auch für den Peso noch eine Zeit der Unsicherheit sein werde. Gestützt auf eine insgesamt niedrige Bewertung erschienen die Risiken aber als begrenzt. Alexandra Bechtel von der Commerzbank weist zudem darauf hin, dass die mexikanische Zentralbank Banxico für den Wahlsieg des Linksbündnisses bereits vorgebaut hat. Sie habe mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 7,75 % in der vergangenen Woche am Markt für Stabilität gesorgt. Halte die Unsicherheit an, werde sie die Leitzinsen weiter erhöhen.