Dax

Marktstrategen können Startrekord nicht nur Positives abgewinnen

Das Ergebnis der ersten beiden Handelswochen beim Dax kann nicht anders als als sehr ungewöhnlich bezeichnet werden. Marktstrategen beurteilen die Aussichten dennoch zumeist zurückhaltend.

Marktstrategen können Startrekord nicht nur Positives abgewinnen

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

„So stark wie dieses Jahr ist der Dax in den ersten neun Tagen in seiner Geschichte noch nie gestiegen“, hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Freitag in einem Marktkommentar geschrieben. Das Ergebnis der ersten beiden Handelswochen kann in der Tat nicht anders als als sehr ungewöhnlich bezeichnet werden. Der deutsche Standardwerteindex, Ende 2022 noch bei 13924, ist um mehr als 1000 Punkte bis auf 15132 gestiegen und liegt nun bei 15087 Punkten in diesem Jahr mit sagenhaften 8,4% im Plus. Das entspricht bereits Mitte Januar der Performance, die sich viele Experten und Marktteilnehmer für das ganze Jahr vorgestellt hatten, und das, nachdem der Dax nach seinem Ende September erreichten Tief von 11863 Zählern schon im vierten Quartal eine spektakuläre Rally hingelegt hat.

Getrieben wird der Aktienmarkt von einer als mittlerweile eher entspannt wahrgenommenen wirtschaftlichen Lage. Mittlerweile ist klar, dass es in diesem Winter nicht zu einer Gasknappheit mit sehr negativen wirtschaftlichen Folgen kommen wird, und der mit Hilfe der milden Witterung hoch gebliebene Füllstand der Gasspeicher lässt nun sogar eine recht zuversichtliche Einschätzung auch für den kommenden Winter zu. Nicht von ungefähr gehören Aktien energieintensiver Unternehmen zu den großen Gewinnern des Jahresauftakts. Auch die Aufhebung der Corona-Restriktionen in China, die auf eine Belebung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hoffen lässt, hebt die Stimmung, was die konjunkturellen Aussichten betrifft. Haupttreiber sind jedoch die nach unten zeigenden Inflationsindikationen, die den Markt auf eine weniger restriktive Fed hoffen lassen. Der Präsident der Philadelphia Fed, Patrick Harker, hat sich am Donnerstag sogar für eine weitere Verkleinerung der Zinserhöhungsschritte von 50 auf 25 Basispunkte ausgesprochen.

Fragile Rahmenbedingungen

Strategen lassen sich allerdings von dem Höhenflug des Dax, der seit seinem Septembertief 27% gewonnen hat, nicht von ihren zumeist zurückhaltenden Einschätzungen der Aussichten abbringen. Dabei verweisen sie u. a. auf die konjunkturellen Risiken und eine negative Unternehmensgewinnentwicklung. Es sei zu vermuten, dass die Wirtschaft schrumpft und damit auch die Gewinnschätzungen weiter nach unten revidiert werden müssen, so die LBBW. Markant steigende Kurse bei sinkenden Gewinnen führten allerdings zu deutlich erhöhten Bewertungen. Dies werde den fragilen Rahmenbedingungen nicht wirklich gerecht. „Daher erwarten wir schon bald Gewinnmitnahmen“, so das Institut. Die Bank prognostiziert den Dax per Ende März und Juni mit 13000 Zählern und erwartet ihn Ende des Jahres bei 15500 Punkten.

Mit dem aktuellen Kursanstieg werde nun in verschiedener Hinsicht bereits eine ziemlich optimistische Erwartungshaltung eingepreist, so die Nord/LB. Entsprechend bestehe ein immer größer werdender Spielraum für Enttäuschungen. Mit Blick auf die USA sei in diesem Kontext neben dem Risiko von fallenden Immobilienpreisen kurzfristig auch auf drohende kontroverse Diskussionen bezüglich der Erhöhung der Schuldengrenze zu verweisen. „Kurzfristig erscheinen uns die Aussichten für den globalen Aktienmarkt daher zunächst nicht mehr so günstig.“ Die Bank erwartet, dass es zunächst Druck auf den Dax und andere wichtige Indizes geben wird. „Vor allem das erste Quartal 2023 sollte für die Börsen nicht einfach werden. So könnte der Dax in diesem Zeitraum durchaus die Marke von 13000 Punkten testen. Mittelfristig dürfte das aktuelle Kursniveau dann aber wieder ins Blickfeld rücken.“

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