MDax zieht nach Wahlergebnis deutlich an
Finanzmärkte
MDax zieht nach Wahlergebnis deutlich an
Rüstungstitel und Immobilienwerte legen zu – Siemens Energy unter Druck
tom/kjo Frankfurt
Die Aktienmärkte haben den Ausgang der Bundestagswahl positiv aufgenommen. Der deutsche Leitindex kletterte am ersten Handelstag nach der Wahl um 0,6% auf 22.426 Zähler. Noch stärkeren Rückenwind gab es für den MDax, der um 1,5% Punkte anzog.
Die Union hat die Wahl für sich entschieden, was an den Märkten Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufbruch nährte. Wahrscheinlichster Koalitionspartner ist die SPD. Von einer großen Koalition lässt sich angesichts starker Gewinne rechts- und linksaußen im Parlament allerdings kaum noch sprechen. AfD und Linke haben eine Sperrminorität im neuen Bundestag. Zu der von Vielen erhofften Reform der Schuldenbremse und neuen Krediten für die Bundeswehr braucht es eine Zweidrittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat.
Rüstungs-Titel ziehen an
An den Aktienmärkten gab dieses Wahlergebnis dennoch besonders dem seit längerer Zeit schwächelnden MDax Auftrieb. Dieser war in den vergangenen beiden Jahren deutlich hinter dem Dax zurückgeblieben. Die Index-Mitglieder sind größtenteils stärker von der Entwicklung von Deutschlands Wirtschaft abhängig als die globaler aufgestellten Dax-Konzerne. Seit einigen Wochen wittern nun aber auch die Aktionäre von MDax-Titeln Morgenluft. Auch der SDax zog am Montag an.
Zu den größten Gewinnern am Aktienmarkt zählten am Montag Rüstungstitel. Investoren spekulieren auf weiter steigende Verteidigungsausgaben der neuen Bundesregierung. Im Dax legten Rheinmetall über 5% zu, nachdem die UBS die Papiere von „Neutral“ auf „Buy“ hochstufte und das Kursziel auf 1.208 Euro anhob. Im MDax zählte Hensoldt zu den größten Gewinnern, gleiches galt im SDax für Renk.
Immobilienwerte gefragt
Unter den Tagesverlierern fanden sich dagegen Siemens Energy wieder, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass Microsoft Investitionen in KI-Datenzentren deutlich zurückschrauben will. Zudem belastete die Aktie, die im letzten Jahr der mit Abstand stärkste Dax-Wert war, dass die Grünen als stärkste Verfechter Erneuerbarer Energien der neuen Regierung wohl nicht mehr angehören werden. Die Aktie stürzte in der Spitze um knapp 13% ab, konnte diese Verluste im Handelsverlauf aber noch deutlich eingrenzen.
Unter den größten Gewinnern im MDax waren die Papiere des Immobilienfinanzierers Hypoport. In der Spitze kletterten die Titel fast 9% in die Höhe. Der Ausgang der Bundestagswahl gab aber auch anderen Immobilienwerten wie Vonovia und TAG Immobilien Auftrieb.
Für Wirbel sorgte am Montag Delivery-Hero-Großaktionär Prosus. Dieser legte ein Übernahmeangebot für Just Eat Takeaway vor, um einen „europäischen Champion“ zu formen. Als Reaktion auf den sich anbahnenden Deal stieg die Aktie von Just Eat um fast 56% und damit so stark wie noch nie. Die Papiere von Delivery Hero verteuerten sich im MDax kurzzeitig um gut 10%, gaben diese Gewinne aber im Handelsverlauf wieder ab
Bundrendite kaum verändert
Sehr verhalten reagierten die Bundesanleihen auf das Wahlergebnis. Die zehnjährige Bundrendite, die am vergangenen Freitag im späten Handel noch mit 2,46% ermittelt wurde, pendelte am Montag in der Bandbreite von 2,45% bis 2,49%. Im späten Handel wurde sie dann mit 2,48% gesehen und damit praktisch auf dem Niveau von Freitag. Der Handel wartet nun auf die Koalitionsverhandlungen und hielt sich damit erstmal mit größeren Positionierungen in der einen oder anderen Richtung zurück. „Das entscheidende Thema für die Anleihemärkte ist die Schuldenbremse. Der Markt scheint entzückt darüber zu sein, dass die FDP sich demnächst in der außerparlamentarischen Opposition wiederfindet, was Hoffnungen auf eine expansivere Fiskalpolitik schürt“, sagte Christoph Rieger, der bei der Commerzbank das Zins- und Credit-Research leitet, der Börsen-Zeitung. „In einer ersten Reaktion notierten Bunds somit etwas schwächer, während sich deutsche und europäische Credit-Spreads einengten. Klar ist aber auch, dass der Preis, den die Linke für die Zustimmung zur Grundgesetzänderung fordern wird, sehr hoch sein wird.“ Das bedeutet für Rieger, dass die Verhandlungen sehr schwierig werden, so dass er in den kommenden Wochen mit Rücksetzern rechnet.