Metzler mag chinesische A-Aktien

Vermögensverwalter der Privatbank hält Festlandaktien für fundamental niedrig bewertet

Metzler mag chinesische A-Aktien

Metzler Asset Management sieht in der niedrigen Bewertung chinesischer A-Aktien eine gute Einstiegsgelegenheit. In einem Multi-Asset-Portfolio seien A-Aktien im Bereich Schwellenländer übergewichtet, sagt Chief Investment Officer Rainer Matthes. China sei von Investoren zu Unrecht abgestraft worden. dm Frankfurt – Die Privatbank Metzler setzt im Asset Management verstärkt auf chinesische Festlandaktien. “In einem Multi-Asset-Portfolio haben wir derzeit A-Aktien im Bereich Schwellenländer übergewichtet”, sagte Rainer Matthes, Chief Investment Officer von Metzler Asset Management, am Mittwoch anlässlich eines Pressegesprächs vor Journalisten in Frankfurt. Auch osteuropäische Märkte seien attraktiv, gegenüber lateinamerikanischen Märkten sei man derzeit aber zurückhaltend.Insgesamt biete der chinesische Aktienmarkt für Investoren Chancen. Die Bewertung sei mit der seit Anfang des Jahres laufenden Korrektur, in welcher der Schanghaier Leitindex CSI 300 rund 25 % verloren hat, niedrig. Die Ertragskraft der Unternehmen sei aber hoch. Belastend auf die Aktienkurse würden sich derzeit die negativen Folgen des Schuldenabbaus in der chinesischen Wirtschaft auswirken sowie Sorgen um eine Ausweitung des Handelskonflikts mit den USA auswirken. Schuldenrisiken sinkenDie Risiken aus einer steigenden Verschuldung seien dagegen gesunken, sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler-Asset-Management. So sei die Kreditvergabe im Schattenbankensystem gesunken, und Ende 2018 dürfte sich die Lücke zwischen der Verschuldung und dem langfristigen Trend der Kreditnachfrage schließen. Er stützt sich auf Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Wenn die Lücke geschlossen sei, bedeutet dies in der BIZ-Methodologie keine akute Schuldenkrise mehr.Auch kommt laut Walk der Umbau der chinesischen Wirtschaft hin zu einer stärker konsum- und dienstleistungs- sowie technologieorientierten Wirtschaft voran. Walk geht davon aus, dass es China dank Reformen gelingen wird, das Pro-Kopf-Einkommen, das inzwischen auf ein mittleres Niveau im internationalen Vergleich gestiegen ist, weiter auszuweiten. China werde nicht in der sogenannten Einkommensfalle stecken bleiben. Derzeit sei erst die Hälfte des Konvergenzprozesses im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften wie Japan oder Südkorea zurückgelegt.Da das Gewinnwachstum chinesischer Unternehmen im Vergleich mit anderen Schwellenländermärkten seit 2012 besser gewesen sei, sich der Festland-Aktienmarkt aber schlechter entwickelt habe, sei die schwächere Performance fundamental nicht gerechtfertigt. “Das Gewinnwachstum ist stabil”, erklärt Yanling Zhu, Leiterin des China Desk bei Metzler Asset Management. Auch würden chinesische A-Aktien eine niedrige Korrelation gegenüber anderen Aktienmärkten zeigen. Wenn sich etwa im Wochenvergleich eine A-Aktie um 1 % verändert, würde sich eine Aktie in Europa oder Japan nur um 0,28 % verändern. Ist dafür aber die im Vergleich zu anderen Märkten geringere Marktöffnung die Ursache? Rainer Matthes erwartet, dass durch eine weitere Liberalisierung – die sich auch im steigenden Gewicht von A-Aktien in internationalen Benchmarks wie dem MSCI Emerging Markets (vgl. Grafik) spiegelt – sich die Korrelation des chinesischen Markts etwas an die anderen Märkte annähert. Doch da China in einem anderen Konjunkturzyklus bleiben dürfte als etwa die USA, dürfte ein Diversifikationseffekt von A-Aktien nach Einschätzung des Experten erhalten bleiben. Genügend ZugangswegeMatthes betont, sei gebe genügend Zugangsmöglichkeiten zu chinesischen Festland-Aktienmärkten: “Es gibt heute eigentlich keine Begrenzungen mehr für ausländische Investoren, die in China Aktien kaufen möchten.” Er weist auf die Quoten für qualifizierte Investoren hin – wie Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors (RQFII) oder Qualified Insitutional Investors (QFII). A-Aktien können aber auch über eine Verbindung (Stock Connect) zwischen den Märkten in Hongkong und Schanghai oder Hongkong und Shenzhen gekauft werden.Metzler Asset Management selbst hält seit 2012 eine QFII-Lizenz. Für institutionelle Investoren bietet der Vermögensverwalter einen rund 90 Mill. Euro schweren A-Aktien-Fonds in Form eines irischen alternativen Anlagefonds (laufende Kosten von 2,2 % pro Jahr). Ein Ucits-Fonds, der im Januar 2018 für A-Aktien aufgelegt wurde (laufende Kosten 2,1 % pro Jahr) kommt laut Matthes derzeit auf rund 20 Mill. Euro Volumen. Das Fondsmanagement hat China Asset Management übernommen, die zu den ältesten Assetmanagern auf dem chinesischen Festland zählt. Alt ist in diesem Fall relativ: Die Gesellschaft startete 1999, was zugleich zeigt, wie jung die Geschichte der Professionalisierung des chinesischen Kapitalmarktes noch ist.Matthes lässt durchblicken, dass er sich in der Liberalisierung des chinesischen Kapitalmarkts schnellere Fortschritte erhofft hat. “Wir hatten gedacht, es würde viel schneller gehen”, so der Geschäftsführer von Metzler Asset Management. 2009 hat die Gesellschaft ein Büro in Peking eröffnet.