Neue Finanzkrise prognostiziert

Deutsche Bank: Nächster Schock recht bald zu erwarten - Aussichten für Anlageerträge negativ

Neue Finanzkrise prognostiziert

Die Deutsche Bank befürchtet, dass es recht bald zu einer neuen Finanzkrise kommt. In seiner Long-Term-Asset-Return-Studie begründet das Institut dies u.a. mit der Aufgabe der Bretton-Woods-Währungsordnung Anfang der 70er Jahre und der seither zu beobachtenden Häufung von Finanzschocks. Eine Mittelwertrückkehr der Finanzmärkte unterstellend, ist nach Berechnungen der Bank in den kommenden Jahren mit negativen Anlageerträgen zu rechnen.ck Frankfurt – Nach Einschätzung der Deutschen Bank müssen sich die Investoren auf eine neue Finanzkrise in nicht allzu ferner Zukunft und auf negative Anlageerträge in den kommenden Jahren einstellen. “Wir glauben, dass das globale Finanzsystem nach Bretton Woods (Währungsordnung mit Wechselkursbandbreiten) für Finanzkrisen anfällig bleibt”, so das Institut in seiner jährlichen Long-Term-Asset-Return-Studie. Angesichts der seither zu beobachtenden erhöhten Häufigkeit von Krisen würde der Bank zufolge die Behauptung, das Krisen nicht ein fester Bestandteil des seit den frühen 70er Jahren bestehenden Finanzsystems bleiben werden, ein deutlich gesteigertes Vertrauen erfordern.Das nahezu exponentielle Wachstum der Finanzmärkte und die Liberalisierung hätten den Trend zu mehr Krisen gefördert, so das Institut, das auf Bereiche des Finanzsystems hinweist, die derzeit extreme Niveaus erreicht hätten. Ein offensichtliches Problem sei der Abbau der auf noch nie gesehene Höhen gestiegenen Zentralbankbilanzen in einer Zeit, in der die Staatsverschuldung auf das höchste jemals in Friedenszeiten gesehene Niveau gestiegen und sich die Anleiherenditen auf dem tiefsten Stand seit mehreren Jahrhunderten befänden.Ferner gebe es extreme Ungleichgewichte, die ein Risiko für die internationalen Kapitalflüsse bedeuteten, die notwendig seien, um den Status quo aufrechtzuerhalten. All dies geschehe in einer Zeit extrem hoher Vermögenspreise und nach wie vor im historischen Vergleich niedrigen Wachstums, so die Autoren der Studie, die eine Korrektur der Vermögenspreise für denkbar halten, die zu einer Krise führen könnte.Die Zentralbanken hätten zu den hohen Vermögenspreisen beigetragen. Eine Vielzahl weltweiter Finanzprobleme sei mittlerweile durch alle Bereiche des Finanzsystems geschleust worden. Die meisten dieser Probleme hätten sich aufgestapelt und bei den Zentralbanken und Regierungen verblieben. Der dadurch bedingte Anstieg der Schulden habe Zentralbanken gezwungen, die Anleiherenditen auf extrem niedrigen Niveaus zu halten, wodurch die Preise anderer Vermögenswerte in die Höhe gezogen worden seien. Auch die politische Entwicklung könnte nach Auffassung der Bank Vorbote einer großen Krise sein. Der von ihr berechnete Populismus-Index ist auf den höchsten Stand seit den 30er Jahren gestiegen.Allerdings ermögliche das seit dem Ende von Bretton Woods bestehende System riesige Maßnahmen zur Überwindung von Krisen und Schocks. Dadurch, dass regelmäßig zu Stützungsmaßnahmen gegriffen werde, um mit Krisen fertig zu werden, und eine schöpferische Zerstörung nicht zugelassen werde, werde eine weitere Krise wahrscheinlicher, indem das Problem von einem Teil des Finanzsystems zu einem anderen verschoben werde, und größer. In einer von Fiat-Geld (Geld, bei dem die Zentralbank keine Einlösepflicht etwa in Gold hat) geprägten Welt seien Intervention und Geldschöpfung der Weg des geringsten Widerstands. Bei einem Goldstandard sei die Förderung neuen Goldes der einzige Weg gewesen, das Geldangebot zu erhöhen. Daher neige die Weltwirtschaft derzeit besonders stark zu Zyklen von Booms, Pleiten, schweren Eingriffen und Erholungsphasen. Es gebe keinen Punkt, an dem eine Beschränkung der Kreditschöpfung eine Bereinigung von Exzessen erzwingt. Vor diesem Hintergrund glauben die Autoren, dass es “recht bald” zu einer weiteren Finanzkrise kommen wird. US-zentrierte DatenUnabhängig davon, ob es dazu kommt, drohen den Anlegern der Studie zufolge in den kommenden Jahren negative Erträge. Basis der Ertragsprognosen ist die historisch belegte Tatsache, dass die traditionellen Asset-Klassen der entwickelten Volkswirtschaften von einer Tendenz zur Mittelwertrückkehr geprägt werden. Sie unterstellen, dass Unternehmensgewinne, Kurs-Gewinn-Verhältnisse, Inflation, reale Renditen und Wachstum stets zu langfristigen Durchschnitten bzw. Trends zurückkehren.Die darauf aufbauenden Berechnungen sind US-zentriert, weil für die USA eine lange ununterbrochene Datenhistorie verfügbar ist. Nach den Berechnungen der Deutschen Bank würde eine Mittelwertrückkehr bedeuten, dass etwa US-Aktien in den kommenden drei Jahren Anlegern einen durchschnittlichen Negativertrag von 20,8 % einbrocken würden (siehe Tabelle). Auch bei den übrigen Asset-Klassen – u.a. Staats- und Unternehmensanleihen, Immobilien, Gold und Öl – drohen Verluste.