Paketdienstleister überzeugen
Trotz Handelsstreitigkeiten: Die immer noch brummende Weltwirtschaft und der rasant wachsende Online-Handel werden nach Ansicht der Berenberg Bank den international tätigen Logistikkonzernen zugutekommen. Besonders für grenzüberschreitende Lieferungen sei das Potenzial sehr groß, heißt es in einer Studie der Bank. amb Frankfurt – Wer sich einmal im weltweiten Kurier-, Express- und Paketmarkt etabliert hat, hat es nach Ansicht der Berenberg Bank gut. Nach zahlreichen Übernahmen profitierten die einzigen wirklich globalen Unternehmen in diesem Bereich – Fedex, UPS und Deutsche Post DHL – nun vom Boom in der Branche. Der US-Logistikkonzern UPS sei zwar hinsichtlich Gesamtkapitalrentabilität und operativer Entwicklung weiter die Benchmark, die Aktie sei aber schon fair bewertet und wird daher nur auf “Hold” gestuft. Fedex und Deutsche Post DHL werden hingegen auf “Buy” gesetzt. Günstiges UmfeldDas Umfeld für die drei Konzerne bleibt der Studie zufolge sehr günstig: Der globale Handel wachse weiter, trotz erster Anzeichen für eine Verlangsamung. Die Volkswirte der Berenberg Bank prognostizieren ein Wachstum des BIP weltweit von 3 % für 2018 und 2,9 % für 2019. Die höheren Zölle seien durchaus ein Risiko, alle drei Konzerne seien aber breit aufgestellt. Der Handel zwischen den USA und China mache nur einen kleinen Anteil der Umsätze aus.Positiv aus wirkt sich der Studie zufolge in jedem Fall der boomende Online-Handel. Die Online-Märkte in den USA und Europa wüchsen mit zweistelligen Prozentraten, noch mehr Potenzial habe aber das grenzüberschreitende B2C-Geschäft, das sich für die Unternehmen auch mehr lohne. Dieses werde bis 2020 um 20 % im Jahr wachsen, der Großteil der Logistik werde auf die großen drei Konzerne entfallen.Am Markt nicht ausreichend honoriert werden nach Ansicht der Bank die Netzwerke, die sich die drei Konzerne aufgebaut haben. Die Analysten sehen das Kurier-, Express- und Paketgeschäft als sehr komplexe Angelegenheit, da die Konzerne für die Lieferung von Absender bis hin zum Empfänger zuständig seien, mit hohen Volumenschwankungen zurechtkommen und auch viel investieren müssten. Angemerkt wird, dass die Deutsche Post DHL im Gegensatz zu FedEx und UPS über keine eigene Flugzeugflotte verfügt und daher auf Joint-Venture-Partner und das Leasen von Flugzeugen angewiesen ist. Auf Dauer sei das nicht wirtschaftlich, Margen wie die von UPS könnten so nicht erreicht werden: “Hätte DHL Express eine eigene Boeing 777F, würde das dem Unternehmen im Vergleich zum Leasing 5 Mill. Dollar im Jahr ersparen”, heißt es in der Studie. Freund und FeindAmazon bezeichnen die Analysten als “Freund und Feind” gleichzeitig, also wichtigen Kunden, der einen wesentlichen Teil zum Umsatz beitrage, und Konkurrenten, der gerade die “letzte Meile” zunehmend selbst bedienen wolle. Berenberg ist aber davon überzeugt, dass Amazon nicht die ganze Logistik darstellen können wird, besonders angesichts der Tatsache, dass Amazon in drei Jahren doppelt so groß sein könnte wie heute. Amazon werde auf Kooperationen angewiesen bleiben, die Postkonzerne würden daher eher mit Amazon wachsen. Für potenziell disruptiv hält Berenberg unterdessen das staatliche US-Postunternehmen USPS. Die Analysten vermuten, dass USPS den Paketmarkt durch das Briefgeschäft subventioniert und UPS und FedEx Geschäft abnehmen wird.Für die Deutsche Post, die in diesem Jahr zu den großen Verlierern im Dax gehört, wird ein Kursziel von 38 Euro genannt, weit oberhalb der aktuellen Notierung von 28,22 Euro. Nach Ansicht der Analysten wird der Bereich DHL Express, also das Geschäft mit standardisierten Express- und Kuriersendungen, am Markt zu niedrig bewertet. Außerdem gehen sie davon aus, dass das Management auch im nachhinkenden PEP-Geschäft (Post, E-Commerce, Parcels) die Wende schaffen wird, das Frachtgeschäft (DHL Global Forwarding, Freight) habe darüber hinaus noch großes Potenzial. All das spiegle sich in der aktuellen Bewertung mit einem KGV von 13,3 für 2019 nicht wider. Die Gewinnschätzungen für 2018 bis 2020 liegen bei 1,71 Euro, 2,38 Euro und 2,58 Euro je Aktie.Der Fedex-Aktie, die erstmals beurteilt wird, wird ein Kurs von 300 Dollar (aktuell 220,55 Euro) zugetraut. Für die Aktie, die sich zwischen Anfang 2016 und Anfang 2018 im Kurs mehr als verdoppelt hat und seitdem etwas schwächelt, sprächen das hohe organische Umsatzwachstum, die wegen der Synergien aus der Übernahme des niederländischen Konkurrenten TNT steigende Marge und die modernisierte Flugzeugflotte.FedEx werde in den kommenden drei Jahren fast 10 Mrd. Dollar an Cashflow erwirtschaften, der geplante Ebit-Anstieg im Expressgeschäft von 1,2 bis 1,5 Mrd. Dollar zwischen 2017 und 2020 sei durchaus realistisch. Die aktuelle Bewertung mit einem KGV von 14,3 für 2019 und einem EV/Ebitda von 9,1 sowie dem Abschlag zu UPS und der Branche spiegle die Qualität des Geschäfts nicht wider. Für das laufende und die zwei kommenden Geschäftsjahre erwarten die Analysten einen Gewinn je Aktie von 17,80 Dollar, 19,90 Dollar und 22,41 Dollar.Lediglich auf “Hold” gesetzt wird UPS, hier liegt das Kursziel bei 125 Dollar. Zwar seien Roce (Return On Capital Employed) und Cashflows unschlagbar, die angekündigte Umstrukturierung schaffe Raum für höhere Margen. Allerdings sorgen sich die Analysten um höhere Löhne, steigende Investitionsausgaben und anziehenden Wettbewerb im Heimatland. Die Aktie werde mit einem KGV von 14,9 für 2019 derzeit zu einem Abschlag zum historischen Durchschnitt gehandelt, das sei aber gerechtfertigt. Die Bank erwartet für den Gewinn je Aktie 2018 bis 2020 7,36 Dollar, 7,93 Dollar und 8,60 Dollar.Für die Deutsche Post DHL gibt es derzeit viele Kaufempfehlungen, unter anderem von der Baader Bank, Barclays und HSBC, aber auch einige skeptischere Stimmen. Nur mit “Hold” votieren zum Beispiel Commerzbank, RBC Capital und DZ Bank.Die Baader Bank hat die Einstufung für die Deutsche Post nach dem angekündigten Umbau des Brief- und Paketgeschäfts auf “Buy” mit einem Kursziel von 46 Euro belassen. Sowohl die Neuordnung des Geschäfts als auch die Preisgestaltung seien für eine Steigerung der Qualität und der Profitabilität notwendig, hieß es. RBC stuft die Aktie vor der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal hingegen nur auf “Sector Perform” mit einem Kursziel von 33 Euro. Positiv sei, dass die Resultate stark von der Ertragsentwicklung im internationalen Logistikgeschäft abhingen, höhere Lohnkosten hätten aber wohl die Unternehmensbereiche PeP und Supply Chain belastet. Die Quartalszahlen sollen am 6. November veröffentlicht werden. Von Banken empfohlenFedex wird unterdessen auch von J.P. Morgan und Credit Suisse empfohlen. Die schwachen Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres haben J.P. Morgan nicht überrascht, das Quartal sei von den internationalen Handelsstreitigkeiten geprägt gewesen. Das Votum blieb zwar bei “Overweight” mit einem Kursziel von 305 Dollar, die Aktie wurde aber von der “Analyst Focus List” genommen. Credit Suisse hat das Kursziel für Fedex nach den Zahlen von 315 auf 307 Dollar gesenkt, die Einstufung blieb aber bei “Outperform”. Operativ sei es im ersten Geschäftsquartal schwächer gelaufen, im zweiten Halbjahr dürfte der Gegenwind aber abnehmen.